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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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wenn ich die Frage, ob ich Druide sei, nicht beantwortete. Im übrigen würde bald die keltische Delegation hier eintreffen. Ich wollte nicht kompromittiert werden. Labienus versuchte mich immer noch irgendwie einzuschätzen. Er schien Vor- und Nachteile gegeneinander abzuwägen. Schließlich sagte er auf griechisch: »Am Flußufer wartetet eine Delegation von Helvetiern auf unsere Genehmigung, den Boden unserer Provinz betreten zu dürfen. Bist du bereit, für uns zu übersetzen? Wir bezahlen dir dafür einen Silberdenar.«
    »Ich bin gerne bereit, als Dolmetscher für dieses eine Treffen zu dienen«, entgegnete ich vorsichtig, ebenfalls auf griechisch, »aber meine Dienste kosten zwei Denare, Legat Labienus.«
    Labienus lächelte kurz. Schließlich nickte er und gab Silvanus, der immer noch hoch zu Roß saß, ein Zeichen. Darauf preßte Silvanus die Schenkel in die Flanken seines Braunen und galoppierte die Via Praetoria hinunter.
    »Wer ist diese Frau?« fragte Labienus freundlich und musterte sie noch eindringlicher, als er mich gemustert hatte. Zufrieden streiften seine Blicke ihre Brüste und ihre wohlgeformten Hüften, die sich unter der rotkarierten Tunika abzeichneten.
    »Sie hat hier keinen Zutritt«, sagte er ruhig, während er sie unverhohlen anlächelte.
    »Sie ist meine Sklavin«, antwortete ich wie ein stolzer Hahn, »sie ist mein linkes Bein.« Ich hakte dabei beide Daumen links und rechts in meinen Gurt. Jetzt sah Labienus endlich die blonde Mähne an meinem Gurt. Er schaute kurz hoch, direkt in meine Augen: »Germanenhaar? Gekauft?«
    »Nein, Legat Labienus. Das Haar gehörte einem germanischen Fürsten, den ich im Zweikampf getötet habe. Seine Seele gehört jetzt mir und somit auch sein Haar.«
    Labienus schien überrascht. Traute er mir den siegreichen Zweikampf gegen einen Germanen nicht zu, oder erstaunte ihn die Logik eines Kelten?
    »Nun gut«, erwiderte Labienus, »Cäsars Dolmetscher soll zwei Beine haben. Wartet hier«, sagte er und kehrte ins Zelt zurück.
    Wir standen nun vor dem kniehohen Wall, der Cäsars Feldherrenzelt umgab, und warteten. Die jungen Tribune tuschelten. Offenbar hatten sie noch nie eine Germanin gesehen. Jetzt verließ ein weiterer Offizier Cäsars Zelt. Er stellte sich als Primipilus vor, als ranghöchster Centurio der zehnten Legion. Im Gegensatz zu den Legionären trug er kein Kettenhemd, sondern einen verzinkten Schuppenpanzer, der in der Sonne wie Silber glänzte. In der Hand hielt er einen knorrigen Rebstock, die berüchtigte Vitis, die ihm erlaubte, über Leben und Tod eines Legionärs zu entscheiden. Er strotzte nur so vor Energie und Tatendrang. Er war ein typischer Vertreter jener Sonderlinge, die sich nur in abgeschotteten Männergesellschaften so richtig wohl fühlen und dann ganz unerwartet viel Herz und Fürsorge zeigen. Er strahlte mich an wie ein stolzer Vater. »Du solltest in Cäsars Schreibkanzlei eintreten, Kelte. Bedenke, daß du als Dolmetscher und Schreiber in römischen Diensten den Sold eines Unteroffiziers erhalten würdest. Wenn du unterschreibst, kriegst du ein Handgeld von dreihundert Sesterzen und danach dreihundert im Jahr. Das ist anderthalb mal mehr, als ein römischer Infanterist verdient.«
    »Wie hoch ist der Sold eines Reiters? Ich kann nämlich auch reiten«, scherzte ich.
    Der Primipilus lachte und musterte abschätzig die jungen Tribunen, die naserümpfend vor Cäsars Zelt ausharrten. Ein Primipilus ist ein Mann, der sich von ganz unten emporgearbeitet hat. Und zwar auf dem Schlachtfeld. Er stammt weder aus dem Ritter- noch aus dem Senatorenstand. Für eine berufliche Karriere steht ihm nur das Militär offen. Er hat verständlicherweise nichts übrig für diese eingebildeten jungen Spunde mit ihren gereckten Hälsen und bunten Schärpen. Der Primipilus hieß Lucius Speratus Ursulus. Er war kleiner, als es Römer eh schon sind. Aber seine Schultern waren breit und kräftig, und auch das Becken war viel breiter als bei den Menschen im Norden, so daß er den Eindruck eines gepanzerten Würfels machte.
    »Überlege es dir gut, Kelte. Du findest nirgends unter der Sonne so gute Kameraden wie in der Legion. Und das Essen ist ausgezeichnet!«
    Es war offensichtlich, daß mich dieser Lucius Speratus Ursulus ins Herz geschlossen hatte. Ich sagte ja schon mal, daß die größten Muskelprotze in meiner Nähe seltsame Beschützerinstinkte entwickeln. Ich kann gehen, wohin ich will. Stets taucht ein bärenstarker Kerl auf, der sich meiner

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