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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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annimmt.
    Der Primipilus verabschiedete sich freundlich und ging die Lagerstraße hinunter. Wenig später hörten wir ihn wütend auf einen Legionär einschlagen, weil er offenbar seine Tuba nicht ordentlich gereinigt hatte. Als sein Stock brach, eilte ein Sklave mit einer neuen Vitis herbei, und der Primipilus, dem ich soeben rührende Beschützerinstinkte attestiert hatte, ergriff den neuen Stock und schlug dem armen Kerl, der winselnd zu seinen Füßen lag, eine blutige Schramme über die Stirn. Dann schaute er kurz zu mir rüber, lächelnd wie ein warmherziger, besorgter, stolzer Vater, so, als hätte er mir damit demonstrieren wollen, wozu er fähig wäre, wenn mir jemand in Zukunft auch nur ein Haar krümmen sollte. Anschließend schritt er energisch die Straße hinunter und inspizierte die Ehrengarde, die die Standarten, Adler und Vexilla bewachte.
    Ich unterhielt mich ein bißchen mit Wanda auf germanisch. Das heißt, wir machten uns über die jungen Tribunen lustig, die unsere Sprache nicht verstanden.
    Plötzlich ertönte eine Tuba. Sie klang wie das Stöhnen eines hemmungslos kopulierenden Stieres. Die ganze Via Praetoria füllte sich mit Legionären, die, angeführt von löwenfellbehangenen Standartenträgern, auf das Praetorium zumarschierten. Sie hielten vor dem kniehohen Wall, der Cäsars großes Feldherrenzelt umgab, an und bildeten eine Gasse. Darauf folgten verschiedene Offiziere und Verwaltungsbeamte, die vom Lagerpräfekten angeführt wurden. Sie blieben vor dem Praetorium stehen und stellten sich am Rand der Straße auf. So verteilten sich die Legionäre nach links und rechts, bis wir am Ende der Straße endlich die keltische Delegation sahen.
    Sie wurde vom Fürsten Nammejus und dem vornehmen Druiden Verucloetius angeführt. Sie trugen prächtig versilberte Kettenhemden, kunstvoll verzierte Eisenhelme mit versilberten Wangenklappen und einem bronzenen Falken obenauf. Diese Falken hatten ausgestreckte, versilberte Schwingen, die bei jeder Bewegung auf und ab schwangen und den Helmträger noch größer und bedrohlicher erscheinen ließen. Es waren die Helme unserer Vorfahren. Sie waren uralt und wurden nur bei besonderen Gelegenheiten getragen. Beide Männer trugen protzigen, schweren Goldschmuck. Während sie aufrecht und stolz die Legionärsallee hinunterritten, ruhte die rechte Hand auf dem goldenen Knauf des langen Eisenschwertes. In der Linken hielten sie einen mannshohen goldenen Schild mit hervorstehenden Tiergestalten und Ornamenten, die von außergewöhnlicher Kunstfertigkeit waren. In ihrer Gefolgschaft fanden sich weitere Adlige, die nicht minder protzig herausgeputzt waren. Sogar die Druiden beteiligten sich an dieser kuriosen Hahnenschau. Sie trugen aufwendig bestickte weiße Roben und wurden von halbnackten germanischen Sklaven in kurzen Felltuniken begleitet. Man hatte ohne Zweifel die größten, breitschultrigsten und kräftigsten Germanen ausgesucht, denn ich selbst hatte noch nie derartige Männer gesehen. Man kann schon sagen, daß unsere Delegation einen imposanten Eindruck machte. Besonders mit diesen hünenhaften Sklaven, die die römischen Legionäre um zwei Köpfe überragten und so wild und ungezähmt dreinschauten, als könnten sie einen jederzeit anspringen und mit ihren schaufelartigen Pranken zerquetschen. Amüsiert registrierte ich den Schrecken, der sich auf den bleichen Gesichtern der Tribunen breitmachte. So was hatten die noch nie gesehen. Die keltischen Fürsten genossen das stumme Erschauern der kleingewachsenen Römer. In diesem Augenblick war ich richtig stolz, ein Kelte zu sein. Aber über das viele Gold, das die keltische Delegation zur Schau stellte, freute und ärgerte ich mich gleichermaßen. Bestätigten sie damit nicht das Gerücht, wonach wir das Volk des Goldes waren? Hatte Cäsar seinen Legionären nicht reiche Beute in ›Gallia Aurifera‹ versprochen?
    Die Delegation kam vor Cäsars Zelt zum Stehen. Prätorianer nahmen die Zügel ihrer Pferde und führten sie hinters Zelt. Cäsar ließ sich Zeit. Er ließ sich Zeit, obwohl ich aufgrund des Schattens erkannte, daß er bereits hinter dem Zeltvorhang stand. Dann trat er in Begleitung seines Legaten Labienus und seiner zwölf in blutrote Togen gekleideten prokonsularischen Liktoren ins Freie. Wie Pfeile schossen die Arme der Legionäre steil in den Himmel empor. »Heil dir, Cäsar!« erscholl es von überallher. Der Adler wurde stoßweise in den Himmel gereckt. Die Legionäre schlugen mit den Gladien

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