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Café der Nacht (German Edition)

Café der Nacht (German Edition)

Titel: Café der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Julieva
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„Ist das wahr? Wie man hört, will Schriemann dich um jeden Preis für Othello gewinnen.“
    „Hört man das, Etienne.“ Monroe lächelte knapp. Seine Stimme hatte das angenehme Timbre eines Bühnenmenschen.
    „Man sagt, du willst sogar die Truppe verlassen dafür.“
    Monroe nahm einen Schluck Whiskey und betrachtete genüsslich die warmgoldene Flüssigkeit in seinem Glas, während der andere ungeduldig mit dürren Fingern auf der Bar trommelte. „Spar dir das Messerwetzen, du Möchtegern-Jago. Ich gehe nirgendwo hin.“
    Etienne lachte hämisch auf und erhob sich. „Wusste ich doch, dass das nur ein Gerücht sein konnte! Wieso sollte sich Schriemann ausgerechnet für dich interessieren?“ Bühnenreif schwang er herum und ging unverhohlen triumphierend ab.
    Merlyn hatte die Szene unterdessen, ebenso wie Rufus, aufmerksam beobachtet und betrachtete Monroe nun nachdenklich. „Tut er doch, nicht wahr?“
    Der Schauspieler lächelte nur vage in sich hinein. Merlyn starrte ihn mit offenem Mund an. „Du bist verrückt, das auszuschlagen!“
    Die Antwort kam unerwartet scharf. „Ich lass die anderen nicht im Stich!“
    Merlyn lächelte. „Das weiß ich, Schatz. Und du bist trotzdem verrückt.“
    Monroe nickte grinsend. Merlyn winkte Maxim heran, der etwas verloren neben ihm gestanden hatte. „Wir haben übrigens einen neuen Mitbewohner. Das ist Maxim.“
    Die tiefgrünen Augen musterten ihn knapp von oben bis unten. Monroes Blick ging Maxim durch und durch. Er fühlte seine Hände schwitzig werden, seltsam aufgeregt.
    „Na, dafür, dass du ‚der Größte‘ heißt, bist du ja ein ziemlich mickriges Kerlchen, was?“
    Maxim wurde brennend rot und brachte keinen Mucks heraus. Die anderen lachten, und ihm war nicht ganz klar, ob mit ihm oder über ihn.
    Merlyn zog Maxim kurz zu sich heran, um ihn leicht zu drücken. „Er wird wunderbar zu uns passen, nicht wahr?“
    Maxim sah verlegen zu Boden. Monroes Mundwinkel zuckten. „Unbedingt. Wie ein Deckel auf den Kropf.“
    Rufus lachte, und Merlyn bewarf den Schauspieler mit einer Papierserviette. „Du bist ein wahres Scheusal“, wies er ihn zurecht, ein Lächeln in der Stimme. Monroe pflichtete dem mit zufriedenem Grinsen bei. Da wusste Maxim, dass Monroe hier absolute Narrenfreiheit besaß.
     
    Es war in erster Linie ein Ablenkungsmanöver für seinen geordneten Rückzug, als Maxim sich entschuldigte, um auf die Toilette zu verschwinden. Er starrte sein Gesicht im schmuddeligen Spiegel an. Sein Puls raste noch immer, heiß und verwirrt. Im grünlichen Licht der Neonbeleuchtung, die alle paar Sekunden flackerte, wirkte Maxim unscheinbar, seine blasse Haut leichenfahl im Kontrast zum dunklen Haarschopf. Es war eng, und die Tür, die direkt neben den Waschbecken lag, ständig in Bewegung. Dean Monroe. Es wurmte ihn, dass er ihm gegenüber keinen Ton herausgebracht hatte. Aber das ging ihm letztlich immer so, wenn ihm jemand gefiel. Bestimmt hielt der andere ihn für einen kompletten Idioten. Mit achtzehn hatte Maxim es irgendwie geschafft, in Liebesdingen noch völlig unbeleckt zu sein. Was genau ihn an dem anderen so unmittelbar faszinierte, konnte er kaum sagen. Er wusste nur, dass seine Haut noch immer seltsam kribbelte. Jemand von solch selbstverständlichem Sexappeal war ihm nie begegnet. Doch sie beide trennten Welten, das war Maxim vollkommen klar. Seine nicht gerade verklärte Schulzeit hatte ihm unmissverständlich klarzumachen gewusst, wo sein Platz in der sozialen Rangordnung war. Wenn es nach seinen ehemaligen Klassenkameraden ging, nicht allzu weit entfernt vom Dasein einer Amöbe. Monroe dagegen erkannte man sofort als Alphamännchen, Rudelführer durch und durch.
    Als Maxim in die Kneipe zurückkehrte, sah er sich nach einem ruhigen Fleckchen um, doch in dem quirligen Raum war das alles andere als leicht. Doch schließlich fand er, erstmals, in der kleinen Nische neben der Bar eine friedliche Randoase. Hier konnte er endlich etwas zur Ruhe kommen, sich sammeln und das Treiben an der Bar aus sicherer Distanz beobachten. Bald schon verschwand Monroe mit einem hübschen jungen Mann, der ihn unverhohlen und gierig küsste, in der Menge. Maxim folgte dem Schauspieler mit den Augen und schluckte. Er versuchte sich einzureden, dass Monroe interessant war, nichts weiter. Er konnte dennoch nicht anders, als immer wieder zu ihm hinüber zu sehen. Monroe seinerseits blickte nicht ein einziges Mal in seine Richtung.
    Gedankenverloren und reiseerschöpft

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