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Café der Nacht (German Edition)

Café der Nacht (German Edition)

Titel: Café der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Julieva
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trinkfester Paradiesvögel zersprungen. Hier wurde musiziert und gesungen, dort auf den Tischen getanzt. Maxim wusste kaum, wo er zuerst hinschauen sollte. Er, der nur Strenge, Einsamkeit und nüchterne Arbeit kannte, war völlig perplex angesichts der Wildheit dieses ausgelassenen Ortes. Er fühlte sich benommen, als sei er unbedarft in einen sommernächtlichen Elfentraum geraten. Auf einem der Tische schwang, wie ihm im ersten Augenblick schien, ein bildschöner Faun herum und blitzte ihn aus intensiven Augen an. Ein schamloses Grinsen huschte über die Lippen des jungen Mannes, dann zog ihn ein Mädchen ruckartig zu sich herab, umschlang ihn krakengleich und küsste ihn gierig. Die Menge verschluckte das Paar. Maxims Herzschlag raste, schockiert, fasziniert.
    Langsam, nur sehr vorsichtig wagte er sich in die Kellerkneipe hinein. Niemand schenkte ihm Beachtung. Es war ein Hexenkessel. Sein Blick fiel auf eine Frau, die an der Mitte der Bar saß. Sie blätterte in einer Art Liste, in der sie abhakte und strich. Sie wechselte ab und zu ein paar Worte mit dem Barkeeper und schien zum Haus zu gehören. Als er herantrat, blickte sie kurz zu ihm auf und lächelte flüchtig. Sie war zauberhaft. Ihr Gesicht erinnerte an Botticellis Venus, obwohl sie bereits um die vierzig sein musste. Ganz wie auf dem Gemälde der anmutigen, auf der Muschel stehenden Göttin, wellte der Schönen das lange Haar wie ein Kornmeer den Rücken herab, die klaren Augen blicken mit Gelassenheit in die Welt. Ganz unprätentiös trug sie ein Baumwollkleid von schlichter Eleganz, ein buntes Tuch um die schmalen Schultern geschlungen.
    „Tee?“, fragte unvermittelt eine angenehme Männerstimme.
    Maxim zuckte zusammen und starrte den Barkeeper an, der zu ihm herübergekommen war und ihn abwartend anblickte. Er war Ende zwanzig, hochgewachsen, mit kurzen, römischen Locken und hellwachen, ihn scharf musternden Augen. Maxim konnte nur verblüfft nicken, denn nach nichts anderem stand ihm nach seiner langen, kalten Wanderung der Sinn.
    Die Schöne wandte sich unversehens zu ihm um und lächelte. „Rufus hat ein Gespür dafür. Er ist unersetzbar.“ Sie sprach mit einem leichten englischen Akzent. Es klang charmant.
    Maxim nahm seinen Mut zusammen und trat zu ihr heran. Er kramte die Visitenkarte hervor. „Entschuldigen Sie, vielleicht können Sie mir helfen. Ich suche eine gewisse Dela.“
    Sie warf einen Blick darauf. „Du hast sie gefunden.“
    Seine Überraschung war wohl nicht zu übersehen. Zwar hatte er keine genaue Vorstellung von Dela gehabt, doch er hatte schlimmstenfalls eine abgetakelte Puffmutter und bestenfalls eine mollige Mamsell erwartet. Nicht im Traum diese zauberhafte Frau. „Florentine sagte, ich könnte mich an Sie wenden.“
    Dela bedeutete ihm, auf dem Barhocker neben ihr Platz zu nehmen. Er erklomm ihn vorsichtig, was sein klobiger Spezialschuh erschwerte. Sie schüttelten sich die Hand, er stellte sich vor. Dela bestand darauf, dass er sie duzte. Rufus, der Barkeeper, schob ihm einen wunderbar dampfenden Teebecher hin. Als Maxim den Geldbeutel herauskramen wollte, schüttelte Dela lächelnd den Kopf. „Nicht nötig. Das geht aufs Haus.“
    „Dankeschön“, brachte er heiser heraus.
    Dela strahlte eine einnehmende Wärme aus. Allmählich stellte sich Maxims Gehör auf den hohen Geräuschpegel ein, sein verfrorener Körper wurde wohlig warm in der Hitze des Raumes. Er begann, sich etwas zu entspannen.
    Dela nippte an ihrem Weinglas und betrachtete ihn freundlich. „Also, was kann ich für dich tun, Maxim? Brauchst du ein Zimmer? Arbeit?“
    „Wenn ich ehrlich sein soll ... ich könnte beides gut gebrauchen.“ Es war ihm peinlich, eine solche Bitte an eine Wildfremde heranzutragen.
    Doch Dela lächelte fein. Sie blickte zu Rufus hinüber, der hier jeden Gast zu kennen schien. In dem bienenstockartigen Treiben um die Bar herum war er ein ruhender Pol, der schweigsam und routiniert seine Arbeit verrichtete. „Wie sich doch immer alles fügt. Gestern gerade ist Janus ausgezogen. Damit ist sein Zimmer frei, und wir suchen jemand Neuen, der hinter der Bar hilft.“ Sie winkte Rufus heran, der ein eben ins Spülbecken getauchtes, tropfendes Glas in der Hand hielt. „Hast du dich schon für jemanden entschieden?“
    „Nein. Die waren alle drei nicht der Abglanz göttlicher Zuverlässigkeit.“
    Sie wies auf Maxim. „Was hältst du denn von meinem Kandidaten?“
    Rufus hielt einen Moment dabei inne, das Glas abzutrocknen und

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