Café der Nacht (German Edition)
sah Maxim mit einem seltsamen Lächeln in die Augen, fast ein wenig traurig. Maxim war heiß vor Verlangen, ganz erfüllt von dem plötzlich übermächtigen Wunsch, mit Monroe zusammen zu sein. Alles kribbelte, als würde Strom über seinen Körper fließen. In Monroes Augen stand eine bislang unbekannte Zärtlichkeit, und gleichsam fast erschreckend tiefe Leidenschaft. Nur ein klein wenig näher noch, und ihre Lippen würden einander berühren. Die Anspannung brachte ihn schier um, ihm war egal, was danach geschah, ob der andere ihm das Herz brechen würde. Nur hier und jetzt, nur heute Nacht. Nur ein einziges Mal mit ihm zusammen sein. Leben. Sich fallen lassen.
Monroe blinzelte. Als würde er aus einer Trance erwachen, begreifen, was er im Begriff war, zu tun. Rasch sah er weg, in Sekundenschnelle wieder distanziert und unnahbar. Der Moment verstrich. Maxim schloss die Augen, die Hitze verflog. Die Vertrautheit des Moments zerriss wie ein Spinnennetz im Wind, wehte davon. Gerade noch mal davongekommen. Maxim war schwindelig bei dem Gedanken daran, was er gerade eben fast hätte geschehen lassen, und doch saß die Enttäuschung tief. Monroe wollte ihn nicht, würde ihn nie wollen. Was immer gerade zwischen ihnen vorgegangen war, er war high, er war nicht er selbst gewesen. Und doch fühlte es sich an, als wäre genau das Gegenteil der Fall gewesen. Als wäre er drauf und dran gewesen, die Mauer, die ihn umgab, einzureißen und Maxim einzulassen. Maxim sah in den Himmel hinauf und schnaubte leise über seine Einfältigkeit. Sicher bildete er sich das alles nur ein. Wunschdenken. Er musste aufhören mit diesem Unsinn, oder es würde ihm wirklich ergehen wie Nona. Dennoch blieb eine nie gekannte Leere, ein vages Sehnen zurück. Und ein verwirrtes, viel zu schnell pochendes Herz.
* * *
Eines Morgens Ende Mai machte wie ein Lauffeuer das Gerücht im Café der Nacht die Runde, dass es nun doch geschehen sein sollte: Angeblich hatten Nona und Monroe miteinander geschlafen. Maxim kauerte nach kurzer Nacht mit angewinkelten Beinen auf einer Eckbank im Kaffeehaus, wärmte seine Hände an einem dampfenden Becher und war schwer bemüht, den seltsamen Stich, den ihm die Nachricht versetzt hatte, zu ignorieren. Der aromatische Duft von Kaffee durchströmte intensiv den Raum, herüberwehend, wann immer sich die Eingangstür öffnete und Luft hereinwirbelte. Nahe des Tresens standen das Kätzchen und Jeudi, welche die skandalöse Neuigkeit fleißig verbreiteten. Sie kicherten wie Schulmädchen und zerrissen sich lautstark die Münder. „Prinzessin Nona, die hält sich für was Besseres!“
„Eure Hoheit beliebten, sich flachlegen zu lassen?“ Das hämische Gelächter der beiden Lästermäuler schallte durch den nahezu leeren Raum. Maxim verspürte den äußerst verlockenden Drang, seinen Becher in ihre Richtung zu schleudern, um sie endlich zum schweigen zu bringen.
„Schluss jetzt“, knurrte Donna schließlich und warf dem Kätzchen einen finsteren Blick zu. „Hast du zu wenig Arbeit?“
„Hier ist doch nichts los“, verteidigte sich die Angesprochene trotzig.
„Es wird gleich mächtig was los sein, wenn du nicht spurst!“ Donna pfefferte ihrer arbeitsscheuen Kollegin zielsicher das feuchte Abtrockentuch ins Gesicht. Das Kätzchen fuhr mit einem Entsetzensschrei zusammen und trollte sich schmollend hinter die Spüle. Maxim verbarg ein Grinsen. Mit Donna legte man sich besser nicht an, schon gar nicht vor elf Uhr morgens.
Wenige Minuten später betrat Nona die Szene, nichts Böses ahnend. Sie war immer bezaubernd, doch heute wirkte sie besonders schön. Sie schien von innen heraus zu strahlen, ihre Wangen waren rosig, ihre Augen blitzten wie glückliche Sterne. Sofort warf das Kätzchen das Spültuch und schlich sich zu ihr herüber, lauernd wie ihre tierische Namensvetterin vor der Beute. Von der anderen Seite pirschte sich Jeudi an. „Komm schon, erzähl!“, forderte das Kätzchen ungeduldig. „Wie war er?“
Nona lachte verblüfft und bestätigte damit unwissentlich, was vorher nur Vermutung gewesen war. „Woher wisst ihr das schon wieder?“
„Na los, Chérie, wir wollen Details hören!“, drängte Jeudi.
Nona schüttelte brüskiert ihren blonden Haarschopf. „Das geht ja wohl nur Dean und mich etwas an!“
„Du Langweilerin“, maulte das Kätzchen und verzog sich verstimmt zurück hinter den Tresen.
Es brach Maxim fast das Herz, die bezaubernde Sängerin so überglücklich zu sehen.
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