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Café der Nacht (German Edition)

Café der Nacht (German Edition)

Titel: Café der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Julieva
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geweiteten Pupillen fixierten ihn kurz, wanderten belustigt über seine schmächtige Gestalt. Monroe grinste. „ Du willst mich rausschmeißen?“
    Maxim warf ihm einen schnippischen Blick zu, spielerisch bemüht, ihn zu besänftigen. „Na ja. Ich könnte dir böse gegen das Schienbein treten.“
    Monroe lachte – und Maxim sandte ein stummes Dankgebet zum Himmel. „Dann schmeiß mal los, Meinig.“
    Maxim war dankbar, dass der andere auf den sanften Druck reagierte und sich erstaunlich willig zur Treppe führen ließ. Auf deren Mitte hielt Monroe kurz inne und atmete mehrmals tief durch, als ob sich alles vor seinen Augen drehen würde. Was auch immer er genommen hatte, die Substanz rächte sich. Maxim war schwer erleichtert, als sie die Vordertür erreichten und hinaustraten. Die kühle Nachtluft war schneidend, doch nach der Hitze des Kellergewölbes ungemein erfrischend. Es roch nach schwerer Erde und Feuchtigkeit. Erst da merkte Maxim, dass er Monroe immer noch am Arm hielt, und ließ ihn beschämt los.
    Monroe lehnte sich lässig an die Hauswand und ließ sich auf den kalten Boden hinabgleiten. Vorsichtig, nach wie vor in Alarmbereitschaft, ging Maxim neben ihm in die Hocke. Monroe schloss die Augen und lehnte den Kopf in den Nacken, gegen die Wand. Maxim blieb regungslos an seiner Seite und betrachtete ihn stumm. Einmal mehr suchte er Vida in den unrasierten, markanten Zügen, doch vergebens. Vida war anders, in jeder kleinsten Bewegung. In den Augen. In der weichen Biegung seines Halses zeichnete sich Monroes Adamsapfel ab.
    Sie saßen lange still, bis Maxim die Beine einzuschlafen begannen. Da öffnete Monroe unvermittelt einen Spaltbreit die Augen und seufzte leicht. „Ich weiß, Meinig. Das war ’ne blöde Aktion.“
    Maxim hatte nichts gesagt, aber gedacht hatte er es allemal. Monroe lächelte schief, fast bitter in sich hinein. Er sprach langsamer als gewohnt, als müssten sich die Worte erst durch einen dichten Schleier hindurchkämpfen. „Sie hat was Besseres verdient. Haben sie alle.“
    Maxim wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. Hier hockte er, keine Handbreit entfernt von einem ihm völlig unbekannten Monroe. Er wirkte nun eigenartig, fast gespenstisch ruhig. Er schien langsam wieder runterzukommen. Maxim hatte ihn nie so düster erlebt. „Sie ist ziemlich verliebt in dich“, meinte er schließlich leise. „Ist dir das egal?“
    Monroe zuckte halbherzig die Schultern. „Warum soll ich ihr was vorspielen?“
    „Sollst du auch nicht. Aber ein klein wenig Feingefühl ...“
    Monroe quittierte seine Worte nur mit einem finsteren Grinsen, das Maxim abbrechen ließ. „Warum tust du all diese Dinge?“
    „Warum tust du überhaupt nichts, du Schlappschwanz?“ Und prompt wieder eine Löwenkralle in Maxims Fleisch. Obwohl ihm kurz der Atem stockte, durchschaute er das Manöver sofort.
    „Genau das meine ich. Das war ein netter Versuch, mich zu verscheuchen und mir eine Antwort schuldig zu bleiben.“
    „Du bist gar nicht mal so dämlich.“ Monroe grinste leicht, die glasigen Augen ins Leere gerichtet.
    „Das merkst du erst jetzt?“ Maxim setzte sich neben ihm nieder. Sein Hinterteil wurde schnell taub vom eisigen Pflaster, doch er ignorierte es. Die zarte Feuchte der Nacht lag auf den Steinen. Er genoss es, Schulter an Schulter mit dem anderen zu sitzen und schweigend in den schwarzen Nachthimmel hinaufzustarren. Er konnte die Hitze spüren, die von Monroes verschwitztem Körper ausging, und wie sie in seinen hinüberwanderte. Es kribbelte in ihm. Minuten verstrichen in überraschend einträchtigem Schweigen. Unvermittelt drehte Monroe den Kopf zu ihm und betrachtete eingehend seine Züge. „Hey“, sagte er leise, und seine Stimme klang sanft.
    „Hey“, antwortete Maxim und lächelte zurück, während seine Arme sich unwillkürlich mit Gänsehaut überzogen. Monroes warmer Atem kribbelte auf seinem Gesicht, roch nach Alkohol und Zigaretten. Es störte ihn nicht. Da war etwas in seinen Augen ... verloren. Monroe sah so jung aus im blauen Gewand der Nacht. Wunderschön, als ob er nur zum Teil in die Menschenwelt gehörte. Maxim fühlte, wie sich unwillkürlich sein Magen vor unbestimmter Sehnsucht zusammenkrampfte. Er wünschte plötzlich, etwas würde passieren, Monroe würde die Hand ausstrecken, ihn heranziehen, ihn berühren. Er starrte für einen Moment auf seine schönen, weichen Lippen. So nah. Herzklopfen, wild und heftig. Monroe lehnte sich ein wenig näher zu ihm. Er

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