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Café der Nacht (German Edition)

Café der Nacht (German Edition)

Titel: Café der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Julieva
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rauchige Singstimme war besonders. Nona schätzte sie professionell als Kollegin, doch sie beäugte die kesse Frontfrau auch misstrauisch, denn Vero verstand sich für Nonas Geschmack ein bisschen zu gut mit Monroe. Sie ließ sie nicht aus den Augen, seit vor ein paar Minuten Monroe und Cosmo heruntergekommen waren und mit der Band schäkerten, während die ihre Instrumente stimmte.
    Es war im Café längst kein Geheimnis mehr, dass Nona sich in Monroe verliebt hatte. Ohne, dass er davon Notiz nahm, hatte sie begonnen, hinter seinem Rücken tausend kleine Dinge für ihn zu erledigen. Sie räumte hinter ihm her, wusch seine Wäsche mit und war bemüht, dass er halbwegs regelmäßig etwas aß. Im Grunde war es offensichtlich, was sie für Monroe empfand. Und es war ebenso offensichtlich, dass ihn das nicht die Bohne interessierte. Es liefen bereits geschmacklose Wetten, wie lange dieses Schauspiel noch dauern würde, bevor es in Tränen endete. Monroes viele One-Night-Stands konnte Nona verkraften, aber ihre Alarmglocken begannen zu schrillen, wenn sie merkte, dass er jemanden respektierte und seine Gegenwart genoss. Und dies war bei Vero der Fall.
    „Man müsste was tun“, meinte Merlyn, „wenn man es nur könnte.“
    „Hast du mal versucht, mit ihr zu reden?“
    „Sieht man nicht schon die Fusseln an meinen Mundwinkeln? Aber sie lacht nur und streitet alles ab.“
    „Solange er sie links liegen lässt, musst du dir keine Sorgen machen.“
    „Die Betonung liegt auf solange , mein Schatz.“
    Maxim runzelte die Stirn. Unvermittelt setzten Bass und Schlagzeug ein und donnerten so heftig durchs Gewölbe, dass der Boden unter seinen Füßen vibrierte. Kurz darauf wurde es wieder still und die Band begann lautstark ein Arrangement zu diskutieren. Veros Stimme trug auch ohne Mikrofon bis ans andere Ende des Raumes.
    „Vida ist so feinfühlig“, bemerkte Maxim leise. „Sie sagt immer genau das Richtige. Ich werde aus all dem einfach nicht schlau. Wie kann ein und derselbe Mensch so ein Widerspruch in sich selbst sein?“
    „Sind wir doch alle irgendwie“, lächelte Merlyn.
    Maxim versuchte nicht daran zu denken, wie Nona sich fühlen musste. Seine eigenen Gefühle für Monroe waren verwirrender und komplizierter denn je, seit Vida auf den Plan getreten war. Auf der einen Seite fühlte er sich geradezu magnetisch, unwiderstehlich zu Monroe hingezogen, auf der anderen schreckte er vor ihm zurück. Kater, der Spitzname, den Nona für Monroe hatte, passte perfekt zu ihm. Mal konnte er einen mit friedlichem Schnurren um den Finger wickeln, um einem im nächsten Moment die Krallen tief ins Fleisch zu schlagen. Man konnte Monroe nur bis zu einem gewissen Punkt nahekommen. Jeder Versuch, weiter zu gehen, wurde mal zornig heiß, mal eisig kalt abgewehrt, doch stets so vehement, dass man es so schnell nicht nochmals wagte. Und doch war da Vida, zu der Maxim eine tiefe Seelenverwandtschaft empfand. Die in ihm lesen konnte, wie in einem Buch, mit einem Blick erfassen, wie es ihm ging, was in ihm vorging, so wie auch er oft genug ihre Gedanken erriet, bevor sie sie aussprach. Mit Vida verband ihn die erste wirkliche Freundschaft in seinem Leben. Das war unvergleichlich kostbar. So sehr man ihn auch eines anderen belehren wollte, Maxim spürte dennoch, Vida war nicht so eigenständig, wie alle dachten. Vida war auch wirklich nicht sein wahres Ich, aber sie war ein Teil von Monroe. Ein Teil, der tief fühlte, der empfänglich war und bedingungslos loyal. Ein Teil, der heil geblieben war. Was auch immer in Monroes Vergangenheit liegen mochte, das ihn zu dem hatte werden lassen, der er war, Vida war davon unberührt. Und dennoch war es allein sie, die hin und wieder verschleiert etwas durchblicken ließ, das Maxim mehr über Monroe verriet. Das tat sie doch nicht ohne Grund. War es vielleicht ein Versuch, eine Brücke zu Maxim zu bauen? Oder war er verrückt, so etwas auch nur für möglich zu halten? Hatte er sich am Ende bereits genauso in Monroes rätselhaftem Charisma verfangen, wie Nona, die alle so bedauerten? Oder war er nur zu unsicher, zu glauben, dass sich jemand wie Monroe tatsächlich für ihn interessieren könnte? Allein bei dem Gedanken daran wurde Maxim heiß, die Hände wurden ihm schwitzig. Er dachte an seinen Entschluss, sich niemals in Monroe zu verlieben. Wieso war es nur so schwer, sich daran zu halten?
    Neben ihm summte Merlyn leise, dann sang er wieder gedankenverloren den Habanera vor sich

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