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Café Eden - Roman mit Rezepten

Titel: Café Eden - Roman mit Rezepten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Kalpakian
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Herd, und Gloria Patterson zermahlte gerade mit einem schweren Stößel ihre geheime Gewürzmischung im Mörser.
    Sie blickte auf und begrüßte Eden freundlich. Sie war eine winzige Frau, braun wie Muskatnuss, mit breiten Gesichtszügen und schweren Augenlidern. Ihr Lächeln verschönte sie. Als Kind waren ihr bei einem Unfall Nase und Kiefer gebrochen worden und nicht mehr richtig zusammengewachsen. Sie war gescheit und hässlich, aber alle ihre Kinder, vier Söhne und drei Töchter, waren Schönheiten: schwarze Haare, cremefarbene Haut, leuchtend blaue Augen und ein strahlendes Lächeln. Gloria klopfte sich die Hände ab, die so stark wie die eines Mannes waren, und wischte sich mit ihrem Taschentuch über die Stirn und die zerquetschte Nase.
    Â»Tut mir leid, Eden«, sagte sie. » Nada heute Abend. Für heute ist schon alles weg. Es ist...« Mrs. Patterson blickte zu ihrem Mann Ben, der gerade die Zeitung las. Ben Patterson war zwar korpulent und hatte schon fast keine Haare mehr, aber er sah immer noch gut aus. Gloria Patterson hatte Eden immer nur mit einer schmutzigen Schürze über einem formlosen Hauskleid gesehen, aber Mr. Patterson trug immer einen Anzug, eine Fliege, einen Papierkragen, ein gestärktes, gebügeltes Hemd und eine Weste, die über seinem gewaltigen Bauch spannte. Jetzt zog Ben seine Taschenuhr heraus und verkündete, es sei fast sieben.
    Â»Siehst du? Nada . Aber hier«, sie reichte Eden etwas Knuspriges, Gebratenes, das mit Zimt und Zucker bestäubt war, »wenn du schon mit schlechten Nachrichten nach Hause gehen musst, dann solltest du wenigstens etwas haben.«
    Aber Eden konnte nicht nach Hause gehen. Sie traute sich nicht, ohne Essen zurückzukommen. Um mit der Tram zu Mr. Kee’s zu fahren, war es mittlerweile auch zu spät, deshalb lief sie in die Richtung von New Town, wo das Restaurant ihrer Großmutter war. Dorthin konnte sie aber auch nicht gehen, und sie achtete sorgfältig darauf, nur ja nicht zu dicht daran vorbeizulaufen, für den Fall, dass Ruth gerade zum Fenster hinausschaute.
    Gegenüber vom Pilgrim lag Bowers Block, ein solides, zweistöckiges Backsteingebäude, mit schmalen, gleichmäßig angeordneten Fenstern im ersten Stock, in dem Büros an Anwälte und einen Zahnarzt vermietet waren. In einem Büro befand sich die Buchhaltung für die zahlreichen Unternehmen der Familie Bowers. Im Parterre waren Miss Louellas Hutsalon, ein Drugstore, ein deutscher Juwelier und andere Läden, die die alte Nana Bowers an alle möglichen Leute vermietete. Zum größten Teil jedoch gehörten die Läden der Familie: Generationen von Bowers samt Verwandten und Freunden hatten dort seit ihrer Kindheit gearbeitet. Die Jungen begannen damit, den Barbierladen auszukehren, in dem die Männer ihr illegales Tonikum unterm Ladentisch verkauften.
    Die Mädchen begannen schon früh damit, in der Küche von Bojo zu helfen, einem kleinen Esslokal, das natürlich nicht mit dem Pilgrim zu vergleichen war. Der Name war einfach aus Bowers und Johnson zusammengezogen. Das Essen war nahr- und schmackhaft, und man konnte dort lecker essen, wenn man Gebratenes und Eingelegtes mochte. Mabel Johnson briet alles, was nicht schnell genug weglaufen konnte, und das Beste war, dass im Bojo’s auf jedem Tisch eine Schale mit heißen, gewürzten Mandeln stand. Das gab es im Pilgrim nicht.
    Als Eden eintrat, bimmelte eine Glocke über der Ladentür. Das Lokal war so gut wie leer, wenn man einmal von der dünnen, dunkelhaarigen Frau mit Hut absah, die allein an einem Tisch am Fenster saß. Wenn Eden abends zu Bojo’s kam, aß sie immer allein dort.
    Eden stürzte zu einem Tisch und stopfte sich eine Handvoll Gewürzmandeln in den Mund. Der Cayennepfeffer, in dem sie gewälzt waren, brannte, und als Mabel Johnson aus der Küche kam, hatte sie ein hochrotes Gesicht.
    Â»Hat deine Großmutter dich geschickt, damit du Rezepte ausspionierst?«, fragte Mabel gutmütig. »Hat sie Angst vor der Konkurrenz?« Sie reichte Eden ein Glas Wasser. »Diese Mandeln sind scharf. Du solltest sie langsam essen. Und das nächste Mal solltest du vorher fragen.«
    Â»Ja, Ma’am. Entschuldigung.« Eden trank das Wasser. »Meine Ma schickt mich. Sie fragt, ob ich ein bisschen zum Essen kaufen und mit nach Hause nehmen kann.«
    Aus einer dunklen Ecke kam ein schnaubendes

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