Café Eden - Roman mit Rezepten
AuÃer Afton haben ihr doch alle Kinder nur Kummer gemacht, einer schlimmer als der andere.« Sie stampfte mit ihrem Stock auf. »Junge Leute müssen arbeiten. Hart arbeiten, damit sie etwas zu tun haben. Sie müssen nach einem Tag harter Arbeit hundemüde sein, damit sie keinen Unsinn anstellen. Ich habe auf meine Kinder immer ein Auge gehabt. Ich weiÃ, was sie tun, was sie denken, und dazu gehört auch dein nichtsnutziger Sohn, Mabel!« Sie stieà finstere Verwünschungen gegen Mabels missratenen Sohn aus.
»Ach, komm, Nana«, beruhigte Mabel sie, aber Sojourner, die all das ausgelöst hatte, warf sie einen finsteren Blick zu.
Die Frau, die am Fenster gesessen hatte, schob ihren Stuhl zurück und kam mit ihrer Rechnung an die Kasse. Sie war so dünn, dass ihr selbst die Schuhe an den FüÃen schlotterten, und Eden kam sie genauso grimmig wie die alte Nana Bowers vor, obwohl sie noch nicht alt war. Sie trug ein braunes Kleid aus einem steifen Stoff mit einem Strauà falscher Veilchen auf der Schulter. Sie hatte eine gerade Nase, dünne Lippen, und ihre Augen hinter der schmalen Brille blickten misstrauisch. Der Hut auf ihrem Kopf ähnelte in Form und Farbe einem Pilz.
»Wie hat es Ihnen geschmeckt, Miss Merton?«, fragte Mabel.
»Es war zu fettig, wie üblich.« Sie warf Eden einen bösen Blick zu, und Eden trat einen Schritt zurück. Miss Merton nahm ihr Wechselgeld, und die Glocke über der Tür bimmelte, als sie hinauswatschelte.
»Wenn Winifred Merton unser Essen nicht mag«, meinte Nana Bowers und stampfte erneut mit dem Stock auf, »warum geht sie dann nicht ins Pilgrim?« Ihr empörtes Schnauben erinnerte Eden an Afton.
»Das kann ich dir sagen«, erwiderte Mabel. »Bei Ruth Douglass würde sie nicht wagen, so zu jammern und zu stöhnen. Ruth Douglass würde es nicht dulden, aber Winifred Merton weiÃ, dass uns nichts anderes übrig bleibt. Sie isst jeden Abend hier, und jeden verdammten Tag ist irgendetwas nicht in Ordnung. Winifred Merton hat noch nie in ihrem ganzen Leben ein freudiges Geräusch von sich gegeben, noch nicht einmal einen Furz. Sojourner!«, rief sie. »Räum den Tisch ab und spül das Geschirr, damit wir endlich nach Hause gehen können. Dreh das âºOffenâ¹-Schild um. Und du, Eden, kommst mit mir.«
Mabel führte Eden in die Küche. »Heute Abend will ich mal besonders nett zu dir sein, Eden.« Sie zog eine groÃe Pfanne auf dem Herd nach vorn und nahm zwei Schweinekoteletts heraus, die sie in eine leere Blechdose legte. »Ich gebe dir die letzten zwei Rhythmus-im-Blut-Schweinekoteletts.«
»Warum heiÃen sie so?«, fragte Eden.
Mabel antwortete nicht. »Ich kann es nicht ertragen, wenn Kinder Hunger haben. Ich weià nicht, warum deine Mutter keinen Finger krumm macht für ihre Familie.«
»Sie hält sich für Victorine St. John.«
Mabel schnaubte. »Sie kann sich meinetwegen für die Königin von England halten, das ändert auch nichts. Aber du bist ein liebes kleines Mädchen, Eden. Gescheit, heiÃt es.« Mabel hielt die Pfanne über die Koteletts und gab eine braungoldene Sauce darüber, die nach Orange und etwas Pikantem duftete. Sie verschloss die Dose, und in eine andere gab sie etwas Gemüse, drei gebackene Kartoffeln und ein Stück Gefühlvolles Maisbrot. So nannten es jedenfalls alle. Das Rezept stammte von Nana Bowers, und einer ihrer Söhne hatte einmal erklärt, Nanas Maisbrot sei kein Nahrungsmittel, sondern ein Gefühl.
»Können wir noch ein bisschen mehr Maisbrot haben? Morgen können Sie es doch sowieso nicht mehr servieren, oder?«
»Nein, aber ich kann es zermahlen und Hühnchen darin panieren.« Trotzdem legte Mabel noch ein Stück hinein.
»Keine gebratene Okra?«
»Alles weg.« Mabel packte die Dosen in ein kleines Tischtuch und trug Eden auf, sie von unten festzuhalten. »Gehst du zu Fuà nach Hause?«
»Ja.«
»Nun, eigentlich müsste es vor dem Essen aufgewärmt werden, aber ich nehme nicht an, dass ihr das tut.«
»Nein, ich auch nicht. Danke, Mrs. Johnson. Morgen bringe ich Ihnen die Dosen zurück.«
Eden kam zu Hause an, als die letzten Strahlen der untergehenden Sonne den Horizont aufleuchten lieÃen. Sie stürmte durch die Hintertür und erwartete, wie eine Heldin willkommen geheiÃen zu werden. Aber sie spürte
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