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Café Eden - Roman mit Rezepten

Titel: Café Eden - Roman mit Rezepten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Kalpakian
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Kitty liebte es, im Zuschauerraum zu sitzen, umgeben von Schweiß und Rauch, Bier, Gin, Gelächter, Geplauder und Musik. Sie träumte davon, selbst zu singen, tosenden Applaus zu erhalten und den Zuschauern, die sie bewunderten, ihr Herz und ihre Stimme zu öffnen, wenn sie als Lerche von Liverpool ihre Lieblingslieder sang und sich anmutig auf der Bühne bewegte. Aber Kitty besaß weder das Talent noch den Antrieb.
    Und doch gab sie jeden Penny, den sie von ihrem mageren Lohn erübrigen konnte, für die Music Hall aus, und sie ging mit jedem Burschen dorthin, den sie dazu überreden konnte. Und wenn der Junge am Ende des Abends eine Belohnung dafür haben wollte, na ja, das kostete wenig und brachte vielleicht ein bisschen Spaß. Das wirkliche Vergnügen aber war die Bühne, dieser strahlende Glanz, den die Künstler in den tristen Alltag brachten!
    Kitty Tindall arbeitete als Knopflochnäherin in einer Korsettfabrik. Das war ein Aufstieg, nachdem sie mit zwölf Jahren als Kehrmädchen angefangen hatte.
    Drei oder vier Jahre später sah Kitty, als sie von der Arbeit kam, Mormonenmissionare auf den Straßen von Liverpool. Ein gut aussehender junger Mann und ein älterer Mann, schweigsam, bärtig und konzentriert, beim Verteilen von Broschüren. Die Leute warfen sie achtlos weg, und eine Broschüre fiel Kitty vor die Füße. Sie las sie, schließlich konnte sie lesen. Das kleine Heftchen erzählte die dramatische Geschichte eines wiederhergestellten Evangeliums, der Kräfte von Gut und Böse und wie sich die Nephiten und Lamaniten in der Schlacht von Cumorah bis aufs Blut bekämpften. Die Mormonen versprachen Gläubigen ein Geburtsrecht und einen Platz im Himmel, was sich wirklich sehr gut anhörte. Auf jeden Fall nicht so wie Ramsey Court. Für den nächsten Dienstagabend war eine Versammlung angekündigt, zu der alle Heiligen aus Liverpool eingeladen waren.
    Kitty besuchte die Versammlung, und es gefiel ihr sehr gut. Sie mochte nicht nur die wundervollen Geschichten von Jesus auf dem nordamerikanischen Kontinent, sondern auch Brot, Butter und Kuchen, die während der Versammlung gereicht wurden. Leider gab es keinen Tee. Mit ihren hellbraunen Haaren, ihren blauen Augen und ihrem Eifer zu gefallen, hießen die Heiligen der Letzten Tage sie begeistert willkommen, und Kittys dramatischer Bericht über ihr jämmerliches Leben hielt sie alle in Atem - einschließlich des jungen Missionars, der sich persönlich um ihre Konversion kümmerte.
    Allerdings hatte Kitty Tindall nicht damit gerechnet, dass sie völlig untertauchen musste. Bevor sie in einem Teich in der Nähe der Stadt von den Mormonen getauft wurde, war ihr Körper noch nie unter Wasser gewesen, und die Taufe brachte sie vor Angst beinahe um den Verstand.
    1911 versuchten die Heiligen der Letzten Tage immer noch, Zion zu bevölkern, und man ermutigte europäische Konvertierte auszuwandern. Also segelte Kitty Tindall nach Amerika, wenn auch nur in der dritten Klasse. Die Reise bezahlten die Heiligen von Liverpool, und der junge Missionar sollte sich um sie kümmern.

3
    G loria Trujillo Patterson betrieb in ihrer Küche ein kleines Geschäft. Sie verkaufte Töpfchen mit Bohnen und Fleisch und warme, in Sackleinen eingewickelte Tortillas. Dass sie erfolgreich war, stellte sie nicht zur Schau. Sie und ihr Mann Benjamin Franklin Patterson lebten weiter in ihrem baufälligen Haus in der Nähe von Edens Familie. Früher einmal hatten sie auch ein wenig Ackerland gehabt, und Mr. Patterson hatte mit Pferden gehandelt. In dem ehemaligen Stall stand jetzt ihr neues Auto. Im Hof pickten Hühner, und eine fette Sau und ihre rosigen Ferkel wurden diskret außer Sichtweite hinter dem Stall gehalten. In der Stadt gab es Gesetze gegen Schweinehaltung, ebenso wie Gesetze gegen unangemeldete Geschäfte. Gloria Pattersons Kunden kamen an die Hintertür, die immer offen stand.
    Eden lief das Wasser im Mund zusammen, als sie in Glorias Küche trat. Es roch würzig nach Koriander und Kreuzkümmel, nach gehackten Jalapeños und den Bohnen, die auf der Warmhalteplatte köchelten. Von Haken an der Decke hingen getrocknete Chilischoten herunter, und in der Ecke stand eine Tonne mit Zwiebeln. Daneben lehnte ein Sack Bohnen, und in einer Schüssel neben dem Herd befand sich ein Stück Speck, weiß wie Schnee. Drei schwere gusseiserne Pfannen standen auf dem

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