Café Luna: Verbotenes Glück
Konstantin wollte nach ihrer Hand greifen, die sie ihm jedoch schnell entzog.
„Aber eines sollte dir klar sein“, sagte sie. „Keine Ausreden, keine Lügen! Davon habe ich die Nase voll. Wenn wir uns treffen, erzählst du mir die Wahrheit. Und zwar die ganze!“
„Versprochen, das werde ich.“ Konstantins Stimme klang sehr erleichtert.
Luisa nickte ihm zu, schob sich an ihm vorbei und öffnete die Tür zum Vorzimmer.
Dort wurde sie von Gisi mit einer dampfenden Tasse Kaffee empfangen. „Ist alles in Ordnung?“, wollte die Sekretärin wissen, der auffiel, wie blass Luisa um die Nase war.
„Nichts, was eine gute Tasse Café Luna nicht richten könnte.“ Luisa bemühte sich um ein Lächeln und betrat ihr Büro. Gisi hatte den Computer bereits hochgefahren, und Luisa machte sich sofort daran, ein paar relevante Positionen für ihr Konzept im Internet zu recherchieren. Sie stellte Mailanfragen an Caterer und Kaffeemaschinenhersteller, um einen Überblick über die Preise zu erhalten, und surfte im Netz nach den besten Angeboten.
So konzentriert war sie, dass sie nicht einmal auf die Uhr blickte. Erst als es an ihrer Tür klopfte und Piet erschien, der eine Plastikschüssel in den Händen hielt, stellte Luisa fest, dass die Mittagspause schon vorbei war.
„Ich habe mir doch gedacht, dass Sie heute durcharbeiten“, lächelte der neue Geschäftsführer charmant und stellte sein Mitbringsel auf Luisas Schreibtisch ab. „Das Mittagessen sollten Sie trotzdem nicht vergessen.“
„Danke, nett von Ihnen!“ Luisas Magen knurrte vernehmlich, und mit Heißhunger machte sie sich über den Herbstsalat mit den sautierten Pilzen her, den er ihr mitgebracht hatte. Eine gute Wahl!
Piet hatte es sich inzwischen auf dem Besucherstuhl ihr gegenüber gemütlich gemacht und sah ihr lächelnd beim Essen zu.
„Wie läuft’s?“, fragte er neugierig und deutete auf ihren Bildschirm, wo das Mailprogramm aufgerufen war.
„Ich vergleiche gerade ein paar Zahlen“, erklärte Luisa zwischen zwei Bissen lapidar. Sie hatte nicht vergessen, dass sie, egal wie zuvorkommend er auch sein mochte, Konkurrenten in Bezug auf das Kaffeehaus waren. „Und bei Ihnen?“ Luisa tat ganz cool, aber sie war wirklich gespannt auf seine Antwort.
„Fertig“, winkte er lässig ab. „Ich habe etliche Makler eingeschaltet, ein paar Angebote eingeholt und den möglichen Gewinn aus dem Verkauf des Kaffeehauses mit unseren Ausständen verglichen. Ich denke doch, dass zwei bis drei potenzielle Käufer uns ein entgegenkommendes Angebot machen werden, das wir schwerlich ablehnen können.“
Luisa zwang sich, entspannt weiterzuessen. Was, wenn ihre Großmutter das genauso sah?
„Ich werde Frau Hansen heute Abend noch einen Besuch im Krankenhaus abstatten und ihr die aktuellen Offerten präsentieren“, sagte Piet Luisa da auch schon, während er sich erhob.„Das wollte ich Sie fairerweise noch wissen lassen – ohne Sie unter Druck setzen zu wollen, natürlich.“
Luisa nickte und legte die Gabel weg. „Ja, das ist sehr … nett von Ihnen. Herzlichen Dank.“
„Viel Erfolg“, entgegnete Piet lächelnd, als er aus dem Raum ging. Nun war also auch klar, dass sie ihn nicht um Hilfe fragen konnte. Sie musste wohl alleine weitermachen, so gut es ihr eben möglich war.
Luisa warf die Verpackung ihres spärlichen Mittagessens weg und machte sich mit Feuereifer wieder an ihre Aufgabe. Piet hatte sie auf eine Idee gebracht. Gut, er hatte Angebote in der Hand. Luisa schüttelte den Kopf. Als würde man das Tafelsilber versetzen! Aber hier ging es doch um wesentlich mehr. Nicht nur um die rein ideellen Werte, die sich nun mal nicht veräußern ließen! Nein, um zwei grundverschiedene Konzepte. Darauf würde sie ihr Hauptaugenmerk legen. Natürlich müsste in das Café investiert werden, um es zum Laufen zu bringen, damit es regelmäßige Gewinne abwarf. Und selbst wenn alle ihre Ideen nicht fruchteten, würde man es immer noch abstoßen können. Und dann sogar mit höherem Gewinn. Genau. Das war ihre Logline. Hansen Kaffee musste einfach in sich selbst investieren. Schließlich waren sie keine Fast-Food-Kette! Wenn es ihr gelang, ihre Großmutter bei der Familientradition zu packen, könnte sie womöglich einen Aufschub erreichen. Mehr wollte sie ja gar nicht. Nur eine Chance. Außerdem glaubte Luisa fest daran, dass sie es schaffen könnte.
Ihre Finger flogen – zwar noch leidlich ungeübt, aber angespornt – von ihren Gedanken über die
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