Café Luna: Verbotenes Glück
Schloss.
Auch Claus saß im Dunkeln und betrachtete die Sterne. Er überlegte, welches Sternbild Christine in Australien nachts sah, und dachte über sein unerwartetes Erscheinen morgen in der Firma nach.
Molly dagegen hatte mit Sternen nichts am Hut. Jedenfalls nicht mit denen am Himmel. Allerdings hatte sie heute Morgen die Sternkarte gezogen. „Ewige Jugend, Vereinigung und Hoffnung“, hatte Luisa erklärt. Na, besser konnte man es doch gar nicht treffen, oder? Dass die gleiche Karte allerdings auch davor warnte, einen zu großen Optimismus an den Tag zu legen, hatte sie ignoriert. Erst einmal ging es hier um ein einziges, kleines Date, danach konnte man weitersehen. Seit inzwischen geschlagenen siebzehn Minuten stand sie nun mit gezücktem Schlüssel vor ihrem Briefkasten. Langsam musste Tom doch mal nach Hause kommen. So wie sonst auch. Gerade überlegte sie verunsichert, ob er vielleicht Urlaub hätte – o nein, vielleicht war er für Wochen weg?! –, da öffnete sich die Haustür. Molly ließ vor Schreck den Schlüssel fallen.
„Oh, hallo, Tom, das ist ja eine Überraschung, wie war deine Geburtstagsfeier? Du, sag mal, hast du Lust, die Tage mal auf ein Essen vorbeizukommen? Wir könnten auch eine DVD sehen … ich dachte, es wäre doch nett, jemand hier im Haus zu haben, mit dem man hin und wieder mal was machen kann …“ Molly ging die Puste aus.
Tom lächelte breit. „Hallo, Molly! Gerne! Sehr gerne sogar! Unter der Woche gehe ich zwar kaum aus, aber so ein Abendessen ist ja streng genommen auch nicht ausgehen.“
„Außerdem müsstest du nur über den Hof, und das geht ja dann fast in Hausschuhen, was dann so was wie gar nicht erst wirklich das Haus verlassen wäre!“, beeilte sich Molly zuzustimmen.
„Stimmt. Also … hmmm, übermorgen? Ich bring den Wein mit?“
„Perfekt, übermorgen gegen acht bei mir!“ Mollys Herz hüpfte ebenso überschwänglich auf und nieder wie ihr kleiner Mozart, wenn er Lebkuchenkrümel bekam. Irgendetwas war zwar am Mittwochmorgen gewesen, aber ach, egal. Hauptsache, sie und Tom, Tom und sie …
„Übrigens“, Tom war schon fast an der Hintertür und deutete auf den kleinen Schlüssel in Mollys Hand, „sonntags kommt gar keine Post.“
Luisa befüllte die letzte Ladung Bienenhäuschen. Dieses Gebäck hob sie sich immer für Momente auf, in denen sie gründlich nachdenken musste. Die Herstellung von Baisers war ideal, um schwierige Entscheidungen zu treffen. Aber wenn es ans Eingemachte ging, waren es diese kleinen süßen Kunstwerke, die Luisa halfen, den Kopf freizubekommen. Kein Wunder. Schließlich bestand ein Bienenhäuschen aus drei verschiedenen Teilen. Nummer eins: das geriffelte Hütchen aus ungebackenem Teig mit gemahlenen Nüssen, für das sie sich bei einem mit Molly befreundeten Zimmermann extra eine Holzform hatte anfertigen lassen. Nummer zwei: die kakaodunklen runden Böden, die separat gebacken werden mussten. Und last but not least die schaumige Moccacremefüllung. Wenn alles zusammengefügt war, mussten die Bienenhäuschen vierundzwanzig Stunden trocknen. Molly stellte das letzte Tablett weit nach oben auf einen ihrer Hängeschränke. Katze hatte eine ungesunde Vorliebe für diese Leckereien, da sprang er schon mal vom Stuhl auf den Tisch, um an die Anrichte zu kommen. Er schnaufte beleidigt, als Luisa wieder von der Leiter stieg, und verzog sich schmollend in seinen Korb.
„Süßigkeiten sind nicht gut für dich, und das weißt du selbst!“, erklärte Luisa ihrem Vierbeiner strenger, als ihr zumute war, dann zog sie die Schürze aus und setzte sich geschafft an den Küchentisch.Der Abend gestern hatte ihr viel abverlangt, an Schlaf war kaum zu denken gewesen, und so lieb Mollys Erklärungsversuche waren – Luisa wollte sich der Realität stellen. Es gab einfach keine einleuchtende Begründung, die Konstantins Verhalten weniger schmerzhaft machte. Er hatte zugelassen, dass sie glaubte, in ihm den lang ersehnten Traummann gefunden zu haben. Er hatte sie geküsst und ganz offensichtlich währenddessen nur mit ihr gespielt. Er würde demnächst heiraten. Und zwar nicht sie.
„Ist ja nicht so, als wärst du die Erste und Einzige, der so was passiert!“, murmelte Luisa halblaut vor sich hin und stand müde auf, um sich bettfertig zu machen. Morgen würde ein anstrengender Tag werden. Nicht nur, dass sie weiter an ihrem Konzept für das Kaffeehaus zu arbeiten hatte, nein, das müsste auch noch ohne Konstantins Unterstützung
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