Café Luna: Verbotenes Glück
passieren. Denn eines war klar: Luisa wollte ihn erst einmal nicht sehen. Ganz bestimmt gab es noch andere Frauen, die genau so etwas schon erlebt hatten. Aber Luisa fühlte sich, als wäre sie der einzige Mensch auf der Welt, der einen solchen Betrug ertragen musste. Und dementsprechend fand sie es auch in Ordnung, dass sie sich ärgerte und wütend und traurig war. Vor allem traurig.
6. KAPITEL
„So kann das nicht weitergehen“, beschloss Luisa, als sie sich am nächsten Morgen die Stufen zu Hansen Kaffee hinaufschleppte. Sie konnte doch nicht ständig übermüdet und mit Augenringen zur Arbeit erscheinen. Schließlich musste sie sich darauf konzentrieren, das Konzept für das Kaffeehaus so professionell wie möglich auszuarbeiten! Luisa dachte an Robert, den Mann, den sie 17 Jahre lang für ihren Vater gehalten hatte – ihren Papi. Der hatte für jede Situation einen passenden, väterlichen Rat auf Lager gehabt. Fast musste sie lächeln, als sie sich an ihren ersten Liebeskummer erinnerte. Damals war sie vierzehn gewesen, und der Junge, um den es ging, hatte zwar ihre bis dato beste Freundin Caro zu seiner Geburtstagsfeier eingeladen, aber sie nicht. Es war gekommen, wie es kommen musste, schon am nächsten Tag waren Caro und Luisas Schwarm ein Paar.
„Weißt du, was gegen Liebeskummer hilft?“, hatte Robert gesagt, als er an diesem Abend vorsichtig in ihr Zimmer gekommen war, wo sie kreuzunglücklich mit dem aufgeschlagenen Jahrbuch des letzten Schuljahres auf ihrem Bett gehockt und nur hilflos den Kopf geschüttelt hatte. „Arbeiten!“ Robert blickte sie fest an. „Das klingt jetzt nicht besonders romantisch, ich weiß, aber vergiss eines nicht: Kein Junge ist es wert, dass du dein eigenes Leben vergisst.“
Luisa hatte noch ein bisschen vor sich hingeschluchzt, aber dann hatte sie Roberts Angebot, mit ihr Mathe für die nächste Klausur zu büffeln, angenommen. Ausgerechnet! Aber tatsächlich. Sogar Mathematik konnte spannend sein und vor allem ablenken. Luisa hatte dann sogar die beste Arbeit der Klasse geschrieben. Ein paar Wochen später hatte sie sich mit Caro wieder ausgesöhnt und ihr Nachhilfe erteilt.
Was wohl Maximilian Hansen ihr geraten hätte in einer solchen Situation? Luisa musste in Erinnerung an ihren ernsthaften, aber ebenso nachdenklichen Chef leise lächeln. Vermutlich hätte er ihr genau dasselbe gesagt. Maximilian Hansen und Robert Vogt wären als Väter wahrscheinlich gar nicht so unterschiedlich gewesen. Traurig schüttelte Luisa den Kopf. Schade nur, dass sie das nie hatte herausfinden können. Schade, dass die beiden Männer sich nie kennengelernt hatten! Je länger sie darüber nachdachte, desto sicherer war sie sich, dass sich die beiden gut verstanden hätten!
„Also, und was hilft noch besser gegen Liebeskummer? Noch mehr arbeiten!“, sagte sich Luisa streng, als sie aus dem Aufzug trat. Doch dann blieb sie wie angewurzelt stehen. Denn wer dort vor ihrem Büro auf sie wartete, war niemand anderes als Konstantin, seines Zeichens Marens Verlobter. Luisa schluckte schwer. Sie hatte gehofft, ihm heute aus dem Weg gehen zu können.
Konstantin eilte auf sie zu. „Luisa! Wir müssen reden!“
„Mehr als ‘Guten Morgen und verzieh dich bitte’?“, wollte sie kühl wissen und war von ihren eigenen Worten einigermaßen überrascht.
Doch Konstantin ließ nicht locker. „Ich weiß, wie das vorgestern ausgesehen haben muss – deswegen habe ich auch den ganzen Samstag versucht, dich zu erreichen …“
Luisa zuckte mit den Schultern. Sie war einfach nicht ans Telefon gegangen. „Ich war nicht zu Hause“, versuchte sie ihn abzuwimmeln, aber ohne Erfolg. Sie wollte an ihm vorbei zu den Büroräumengehen, aber er stellte sich in den Türrahmen, sodass Luisa nicht an ihm vorbeikam.
„Bitte!“, flehte er und sah sie so verzweifelt an, dass ihr Herz ganz weich wurde. Doch Luisa verbat sich einen solchen Verrat aus den eigenen Reihen und rief sich selbst zur Ordnung.
„Da gibt es nichts zu erklären“, entgegnete sie und zwang sich, ruhig zu bleiben. „Schon gar nicht jetzt! Ich habe zu tun.“
„Dann nach Feierabend. Gib mir eine Chance, es ist wirklich anders, als du denkst!“
Luisa blinzelte. Wie ehrlich und aufrichtig verzweifelt er klang! Aber konnte man ihm auch glauben? Sie wusste wirklich nicht, was sie tun sollte.
„Gut“, hörte sie sich plötzlich sagen und blickte ihm fest in die Augen, „dann treffen wir uns nach der Arbeit.“
„Danke!“
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