Café Luna: Verbotenes Glück
durch den dünnen Vorhang. Tom war zu Hause! Mal sehen, wie er sich so auf ihr Date vorbereitete. Ein bisschen spionieren konnte ja nicht schaden, oder? Gerade kam er aus der Dusche. Die frisch gewaschenen Haare hingen ihm ins Gesicht, ein äußerst kurzes Handtuch war lässig um seine Hüften geschwungen. Der Junge argwöhnte ganz sicher nicht, dass man ihn beobachtete! Atemlos sah Molly zu, wie er kurz ins nach hinten gewandte Schlafzimmer verschwand und in einer sexy Boxershorts wiederkam. Molly beglückwünschte sich im Stillen. Musste das doch bedeuten, dass er sich seine Unterwäsche selbst aussuchte. Oder sie zumindest nicht von Mama, Oma oder Tante zu Weihnachten bekam! Und wie gut ihm diese Unterhose stand, die er offenbar extra für heute Abend ausgewählt hatte! Hui, jetzt wusste sie also, was er nachher „drunter“ trug! (Hoffentlich konnte sie sich dann auch noch konzentrieren!)
Da begann er auch schon wieder mit seinem Sportprogramm. Molly verzog das Gesicht. Wenn der Junge so arg darauf bedacht war, seine Form zu halten, erwartete er das Gleiche womöglich auch von der Frau an seiner Seite?! Nicht, dass Molly sich nicht schon einmal in sportlichen Aktivitäten versucht hätte. Aber schon nach fünf Liegestützen hatte sie keuchend aufgegeben. Sport schön und gut, aber sie hielt es lieber mit dem allmorgendlichen Sprint zur Arbeit, wenn sie mal wieder zu spät aufgestanden war!
Tom streckte sich jetzt nach allen Richtungen,was zugegebenermaßen ein schönes Bild abgab. Doch dann erstarrte Molly. War das etwa eine Pistole, die er aus seinen abgelegten Klamotten fischte und auf den Wohnzimmertisch legte? Molly griff nach dem Fernglas, das sie sich dann doch noch besorgt hatte, und meisterte die Schwierigkeit, es auch richtig einzustellen. Dann sah sie es klar und deutlich. Der Typ hatte tatsächlich eine Knarre im Haus. Und den hatte sie zum Essen eingeladen! Molly begann zu zittern. Was, wenn Tom einer Gang angehörte? Oder gleich der Mafia? Wie in Stein gemeißelt stand Molly hinter ihrem Fenster, als ihr Nachbar ausgerechnet auch noch an das seine trat. Er sah zu ihr hinüber, ohne Frage! Molly wagte nicht, sich zu bewegen. Ob seine geübten Killeraugen durch den dünnen Vorhang sehen konnten? Vielleicht hatte er sogar Sensoren eingebaut bekommen. So wie der Terminator. Dann hatte er sie bestimmt entdeckt und zum Abschuss freigegeben!
Entsetzt ließ sich Molly zu Boden gleiten und robbte zur Eingangstür. Dort konnte sie niemand sehen. Kurzerhand schob sie einen Stuhl unter die Klinke und versicherte sich gleich dreimal, dass die Tür auch wirklich nicht zu öffnen war. Was sollte sie denn jetzt nur tun? Nicht öffnen, wenn er nachher klingelte? Oder so tun, als wüsste sie von nichts, und hoffen, dass alles glimpflich abging? Oder sollte sie Luisa anrufen? Nur für den Fall der Fälle? Damit wenigstens ihre beste Freundin wusste, wer Schuld hatte, wenn Molly in ein paar Tagen leblos in ihrer Wohnung gefunden wurde mit einem fingierten Abschiedsbrief?
Auf dem Bauch rutschte Molly die Diele entlang und griff sich den Telefonhörer. Bei Luisa ging nur die Mailbox ran.
„Luisa, hör mal, ich wollte dir nur sagen: Ich würde mich nie im Leben selbst umbringen!“, sprach sie hastig darauf und legte auf. Dann kam ihr der Gedanke, dass man so eine Nachricht auch verkehrt auffassen könnte, und sie versuchte es noch mal. „Hallo, ich bin’s“, erklärte sie außer Atem. „Ich wollte nur, dass du dir keine Sorgen machst, aber ich glaube, mein Nachbar ist bei der Mafia, und sicher ist sicher, nicht wahr?“
Matthis verabreichte seinem letzten vierbeinigen Patienten einen frisch angerührten Bananenbrei.
„Ich denke, das müsste reichen“, erklärte er dann der alten Dame, die ihn vertrauensvoll anstrahlte. „Aber bitte versprechen Sie mir, Fritzi in Zukunft nicht mehr von Ihrem Teller essen zu lassen!“
Inzwischen gehörte Frau von Hubbart schon fast zur Einrichtung seiner Praxis. Es verging kein Tag, an dem sie nicht mit ihrem viel zu dicken Dackel im Sprechzimmer aufkreuzte. Und meist ging es um Kleinigkeiten. Fritzi, der Hund, vertrug eben keinen in Rotwein gekochten Braten oder hessische Zwiebelsuppe mit Weißwein und Schmand. Doch Frau Hubbart erklärte immer wieder aufs Neue, dass Fritzi eben so lange bettelte, bis sie ihm ihren Teller mit den Resten auf den Boden gestellt hatte – und dass ihr Hund eben einen zu ausgewählten Geschmack für normales Hundefutter habe.
„Glauben Sie
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