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Café Luna: Verbotenes Glück

Café Luna: Verbotenes Glück

Titel: Café Luna: Verbotenes Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia König
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Claus hatte es nicht gewundert, dass Christine Hansen nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes, des Chefs von Hansen Kaffee, zu ihrer Schwester Beatrix ans andere Ende der Welt gereist war. Christine war schon immer ein sehr sensibler Mensch gewesen. Deswegen konnte man ja auch über alles mit ihr reden. Sie verurteilte niemanden. Sie hatte die Gabe, sich in fast jeden hineinversetzen zu können. Kein Wunder, dass Valerie sie so hasste. Denn diese Eigenschaft war es, die andere Menschen für Christine einnahm. Wer einmal das Glück hatte, in Christines Freundeskreis aufgenommen zu werden, der war ihr treu ergeben. Egal, wie häufig man sich begegnete. Claus öffnete seinen Laptop und rief eine Suchmaschine auf. Ob er wohl die Adresse von Beatrix Lewylln herausfände?
    Völlig übermüdet schlich sich Luisa am nächsten Morgen in die Firma. Sie war gegen fünf Uhr aufgewacht und hatte nicht mehr einschlafen können. Also war sie mit Katze Gassi gegangen und hatte ihn gegen sieben bei dem Kolonialwarenladen ihrer Mutter abgegeben. Da sie ihren Lieblingsvierbeiner schlecht mit zur Arbeit nehmen konnte, hatte sich seine Unterbringung bei Luisas Nachbarin Frau Sander, Molly oder eben Luisas Mutter Anna inzwischen eingespielt. Am allerliebstenverbrachte der neugierige Labrador seine Tage bei Anna im Laden, denn hier war immer etwas los, und er bekam so viel Aufmerksamkeit, wie er sich nur wünschen konnte.
    Anna selbst war noch gar nicht da – sie öffnete erst gegen acht. Dafür war jedoch bereits Stefan anwesend, Annas Assistent, der gerade die Kasse vorbereitete. Stefan hatte auf Anraten seiner Eltern Einzelhandelskaufmann gelernt, obwohl er immer Schauspieler werden wollte. In seiner Freizeit spielte er auch bei diversen Amateurtheatergruppen Hamburgs und hatte es sogar einmal zu einer kleinen Rolle in einer Fernsehserie gebracht. Doch weil diese Engagements nicht besonders einträglich waren, arbeitete er seit nun fast fünf Jahren bei Anna als Verkäufer. Anna vertraute ihm voll und ganz. Ebenso wie Luisa. Niemals hätte sie einem Fremden Katze anvertraut. Aber ihr Hund und der ruhige, nette Stefan mochten sich.
    So kam es, dass Luisa gegen halb acht am Pförtnerhäuschen von Johann Rieger vorbeikam, der bereits vor Ort war und sie zu sich winkte.
    „Frau Vogt, ich habe etwas für Sie“, rief er ihr entgegen. Luisa rieb sich die müden Augen. „Guten Morgen, Herr Rieger, worum geht es denn?“
    Lächelnd hielt ihr der Portier einen Briefumschlag entgegen. „Ihre Großmutter hat Sie gestern Abend vergeblich versucht zu erreichen“, erklärte er. Luisa hatte ihr Telefon ausgestöpselt, um mit ihrem Kummer allein zu sein. Jetzt ärgerte sie sich darüber. In dem Umschlag steckte ein handbeschriebenes Blatt Papier und ein Schlüssel.
    „Ich war zufällig gestern Abend noch bei Frau Hansen“, erklärte Johann Rieger achselzuckend, als wäre das nichts Besonderes. Luisa lächelte in sich hinein. Seit Eleonore mit einem Oberschenkelhalsbruch im Krankenhaus lag, verging kein Tag, an dem Johann Rieger ihr nicht „ganz zufällig“ Gesellschaft leistete.
    „Liebe Luisa“, stand in dem Brief, „auch wenn ich momentan nicht in der Firma sein kann, möchte ich doch, dass du inzwischen ein eigenes Büro beziehst. Dort kannst du in Ruhe arbeiten – und ich denke dabei vor allem an die Ausarbeitung deiner Ideen für das Kaffeehaus, die ich von dir erwarte. Herr Larsson wird mir sein Konzept in den nächsten Tagen vorbeibringen. Sicher greift er dir bei Fachfragen unter die Arme. Ebenso wie Herr von Heidenthal und Frau Mühlbauer, an die du dich mit sonstigen Fragen wenden kannst.“
    Luisa betrachtete den Schlüssel in ihrer Hand. Ein eigenes Büro. Für sie alleine. Damit sie ein Konzept anfertigte, mit dem sie das Kaffeehaus, das zu Hansen gehörte, vor dem Verkauf bewahren wollte. Ihr Halbbruder Daniel und der neue Geschäftsführer Piet Larsson plädierten allerdings dafür, das alte Café, das zurzeit nur rote Zahlen schrieb, so schnell wie möglich abzustoßen. Und Luisa glaubte fest daran, dass man es retten konnte. Sie seufzte. Gerade würde sie nichts lieber tun, als einfach zu ihrer Röstmaschine zu eilen und nicht nachdenken zu müssen. Doch die Zeiten waren vorbei.
    Seitdem sie bei der Testamentseröffnung ihres verstorbenen Chefs Maximilian Hansen erfahren hatte, dass sie dessen uneheliche Tochter ist, saß sie zwischen allen Stühlen. Sie war kein vollwertiges Mitglied der Familie Hansen, eine Tatsache, die

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