Café Luna: Verbotenes Glück
Sie begann zu schluchzen, als könnte sie nie wieder aufhören. Molly wiegte sie einfühlsam hin und her, strich ihr über die Haare, murmelte beruhigende Worte. Denn sie wusste genau, für das, was Luisa gerade fühlte, gab es keinen schnellen Trost. Also ließ Molly sie weinen, während sie innerlich Konstantin, aber auch ihre eigene Gutgläubigkeit verfluchte. Als Luisas Schluchzer endlich weniger wurden, gab Molly ihr einen Kuss und sagte augenzwinkernd: „Vielleicht sollten wir uns beide meinen neuen Nachbarn mal genauer anschauen. Der sah echt ganz nett aus so von Fenster zu Fenster. Und vielleicht hat der ja auch einen respektablen großen Bruder?“
Luisa blickte auf und wollte etwas entgegnen, doch bevor sie dazu kam, hob Molly auch schon beschwichtigend die Hände. „Okay, oder einen kleineren, ich weiß, ich bin ein paar unwesentliche Monate älter als du! Wie auch immer – Gelegenheiten wollen genutzt werden, das ist Leben!“
„Am besten, du findest erst einmal heraus, was der so beruflich macht“, schlug Luisa vor und versuchte sich an einem Lächeln, das traurig und zaghaft ausfiel. Doch Molly fuhr schon fort. „Apropos Gelegenheiten!“, erklärte sie. „Ich weiß, was wir tun!“ Sie genehmigte sich einen Schluck aus Luisas Weinglas, drückte das dann ihrer besten Freundin in die Hand und blinzelte verschwörerisch. Luisas erste Reaktion war, sofort Nein – zu was auch immer – zu sagen. Sie kannte Molly so gut wie niemand sonst, und sie wollte nicht, dass sie nun eine Reihe von Racheplänen schmiedete. Darin war Molly nämlich echt gut. Schließlich hatte sie jede Menge Übung. Aber Luisa war nicht nach Rache zumute, dafür war sie im Moment viel zu traurig und zu wenig wütend.
Und auch Molly schien heute etwas anderes vorzuschweben: „Wir beide machen nächstes Wochenende mal so richtig einen drauf. Schließlich sind wir attraktiv, charmant und solo! Du musst versuchen, Konstantin zu vergessen! Und ich weiß auch schon, wo!“ Molly tunkte ihren Löffel in das Risotto und genehmigte sich einen großzügigen Nachschlag. Mit vollem Mund schwärmte sie Luisa von dieser tollen Party am nächsten Abend vor, die mal etwas ganz anderes wäre als ihre üblichen Mädelsabende im Schanzenviertel oder auf dem Kiez.
„Ich mach dir auch eine super Frisur. Schließlich hab ich den Workshop als eine der Besten abgeschlossen!“ Molly war nicht zu bremsen. Sie schob den leer gefutterten Teller von sich, goss Luisa und sich noch Weißwein nach und griff sich die große Tasche, in der sie ihre Friseurutensilien aufbewahrte. Luisa seufzte und ergab sich. Hier war Widerstand zwecklos.
„Ich hatte einfach keineChance“, erklärte Konstantin dem überrascht dreinblickenden Matthis und biss herzhaft von der italienischen Salami ab. Ein Geschenk seines Kumpels Luigi. Der Kühlschrank in der WG war mal wieder leer, weil keiner der Freunde ans Einkaufen gedacht hatte. Bei Konstantin war das kein Wunder. Seit ein paar Tagen hatte er den Kopf voller anderer Dinge. Matthis ließ sein Butterbrot sinken und blinzelte irritiert.
„Entschuldige mal, wie kann man beim Verloben keine Wahl haben. Entweder man tut es oder nicht.“ Konstantins bester Freund und Mitbewohner meinte seine Worte sehr ernst.
„Verlobt haben wir uns nicht!“, wehrte Konstantin schnell ab. „Zum Glück.“
„Hör auf, dir etwas vorzumachen“, Matthis wurde langsam ungeduldig. „Du warst mit Maren beim Juwelier, um Ringe auszusuchen. Egal, wie viel du in den letzten Tagen von Luisa geredet hast! Was willst du denn jetzt tun?“
Geknickt zuckte Konstantin mit den Schultern und dachte an den schicksalhaften Abend zurück. Seine langjährige Freundin Maren hatte ihn mit einem Essen überrascht und mit der Ankündigung, sie sollten langsam mal über das Heiraten nachdenken. Konstantin fühlte sich völlig überrumpelt. Auch wenn er genau wusste, dass er Maren nicht heiraten wollte. Wegen Luisa. Und dass er Maren statt einer Antwort ja wohl kaum erklären konnte, dass er sich in eine andere verliebt hatte und sie verlassen würde. Er wollte Maren in dieser Situation nicht vor den Kopf schlagen. Sie beide waren schon so lange zusammen, ihre Eltern hatten ihre Beziehung sehr begrüßt, und Maren und er? Hatten nie hinterfragt, ob es auch etwas anderes gäbe. Irgendwie waren sie … da hineingerutscht! Und es hatte ja auch gut gepasst. Maren und er waren das Dreamteam schlechthin. Vorausgesetzt, man erhoffte sich keine leidenschaftliche,
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