Café Luna: Verbotenes Glück
…“
„Das ist gut, immer schön vergleichen“, bestätigte Eleonore. „Das hat Wilhelm auch immer so gemacht. Auf einem Bein steht man schlecht, auf zweien sitzt sich’s ungemütlich, vier sind die beste Wahl, hat er immer gesagt.“
Luisa nickte stumm und machte sich in Gedanken eine Notiz: Noch mehr Vergleichsangebote einholen! Beinahe hätte sie daher Eleonores abschließenden Satz verpasst.
„Jetzt ziehe ich erst mal inRuhe um, und dann sehe ich mir eure beiden Ausarbeitungen an“, sagte ihre Großmutter. Luisa konnte ihre Erleichterung nur schwer verbergen. Hieß das doch zumindest, sie hatte noch einen kleinen Aufschub. Den sie hundertprozentig nutzen würde. Gemeinsam mit Konstantin!
„Wir heiraten ganz groß“, erklärte die hyperschlanke, gut aussehende Frau, die vor Molly in einem Friseurstuhl saß. „Schon alleine meine Familie und Freunde sind mindestens zweihundert!“ Molly verdrehte die Augen. Ihr Schädel brummte, als hätte sie einen ganzen Bienenstock eingeladen, und bislang hatte sie sich nicht mal getraut, etwas zu essen, aus Angst, es würde womöglich nicht bei ihr bleiben wollen. Ihre Kundin mit dem illustren Namen Chantal DuVal, ein Model, redete unaufhörlich weiter. Über ihren Bräutigam, einen Filmproduzenten, der sie groß rausbringen wollte – also noch größer, als sie sowieso schon im Geschäft war –, über die fünfstöckige Hochzeitstorte, all die tollen Extras, die auf ihrer Feier nicht fehlen durften, und natürlich über ihre Frisur.
„Rob fand, dass blond besonders gut zu meinen Augen passen würde, na ja, und mein Weddingplaner hat mir dann Sie empfohlen. Für meine Haare nur das Allerbeste!“
Molly nickte und bückte sich, um die Blondierungscreme aus dem Regal zu ziehen. Einen Moment wurde ihr ganz schwindelig, und sie musste sich am Waschbecken festhalten. Sie schloss die Augen und tastete nach der Packung. Sich bloß nichts anmerken lassen. „Wer feiert, muss auch arbeiten können“, war der Standardspruch ihrer Chefin. Blinzelnd drückte sie den Inhalt der Tube in ein Schälchen. Heute war sie offensichtlich ganz besonders empfindlich. Ihre Augen tränten, und von dem penetranten Geruch wurde ihr fast wieder schlecht. Zum Einatmen drehte sie sich weg und rührte die Paste glatt, bevor sie sie auf die Haare der Kundin geschickt verteilte. Molly hatte nur die Spitzen der hüftlangen, seidigen Haare geschnitten, nach dem Blondieren konnte sie den Rest mit etwas Glück einem der Azubis überlassen. Noch nie hatte der Gedanke an Kamillentee eine so verführerische Wirkung auf sie gehabt!
Auch Daniel war bleich um die Nase. Allerdings vor Wut. Entnervt brüllte er in den Telefonhörer. „Ja, ich weiß selber, dass es meine Entscheidung war, und ja, ich bin schon lange genug dabei, um mir über die Risiken bei Warentermingeschäften im Klaren zu sein. Na und? Sie haben behauptet, das Risiko wäre auch nicht höher als bisher!“ Aufgebracht marschierte er in seinem Büro hin und her und lauschte ungeduldig. „Ja, ja, ist ja gut!“, schnitt er seinem Gesprächspartner das Wort ab. „Dann müssen wir eben erst einmal ein wenig kürzertreten und woanders investieren, bevor wir wieder an die großen Deals herangehen!“
Plötzlich ließ er sich jedoch erschüttert in einen Besuchersessel fallen. „Wie, zu wenig Kapital?“, seine Stimme klang brüchig. „Nein, ich habe in letzter Zeit nicht mein Konto überprüft, ich habe andere Dinge zu tun! Dafür sind schließlich Sie als Fachmann zuständig, oder?“
Schritte und das Klappern der Tür zu Luisas Büro auf der anderen Seite des Gangs ließen ihn aufhorchen. Auf seinem Gesicht breitete sich langsam, aber sicher ein unheilvolles Lächeln aus.
„Wissen Sie was, mein Guter: Hören Sie auf, Panik zu verbreiten, ich lass mir was einfallen und melde mich wieder.“ Damit beendete er ohne Verabschiedung das Gespräch und grinste vor sich hin. „Das heißt: Ich habe bereits eine Idee …“
Luisa staunte nicht schlecht, als Gisi, kaum dass Luisa in ihrem Büro eingetroffen war, Daniel Hansen meldete. Sie war zwar nicht überrascht, dass er vorbeikam, damit hatte sie in den letzten Tagen stündlich gerechnet. Immerhin hatte er ihr nur eine Woche Bedenkzeit gegeben. Sie wunderte sich eher darüber, dass er a) bereits so früh in der Firma war und b) ausnahmsweise einmal Manieren bewies und nicht einfach so hereingestürmt kam.
Doch er sollte Luisa noch mehrverblüffen.
„Guten Morgen, Kuckucksei“,
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