Café Luna: Verbotenes Glück
schloss Anna ihren Laden ab. Stefan war heute früher gegangen, weil er eine Aufführung hatte. Er spielte den Tanzbären in einem Kindertheater. Anna musste bei dem Gedanken lächeln und tätschelte Katze den Kopf, der den ganzen Tag ruhig und müde im Hinterzimmer auf einem Sessel geschlummert hatte. Die Aufregung vom Vortag steckte ihm offensichtlich noch in den Knochen.
„Meinst du, ich soll mir mal eines von Stefans Stücken ansehen? Er bekniet mich jedes Mal …“, fragte Luisas Mutter den Labrador, der nun gemächlich neben ihr hertrottete. Katze gähnte herzhaft und nieste dann mehr als vernehmlich. Überrascht schaute er Anna an, die über seinen Gesichtsausdruck herzlich lachen musste.
„Ja, du hast recht, genau davor fürchte ich mich auch. Es würde ihn doch maßlos frustrieren, wenn ich es langweilig fände. Oder nicht verstünde. Oder aber – o Himmel – stell dir nur mal vor, er spielt ganz grauenhaft und fragt mich hinterher, wie ich es fand?“
Katze schüttelte den Kopf.
„Eben“, stimmte Anna zu. „Ich kann einfach nicht lügen …“ Eine Tatsache, die in der Familie lag. Luisa konnte das auch nicht. Man sah immer sofort, was in ihr vorging – oder zumindest bekam man doch ziemlich schnell mit, wenn etwas nicht stimmte. Oder sich etwas verändert hatte. Oder sich etwas anbahnte. So wie ihre Tochter heute Morgen gestrahlt hatte, trotz der Augenringe, war da doch irgendetwas im Busch. Und Anna war sich fast sicher, dass es etwas mit diesem geheimnisvollen Konstantin zu tun haben musste. Schon alleine, wie Luisa seinen Namen ausgesprochen hatte! Sehr verdächtig. Und schön zu sehen. Wie sehr wünschte Anna, dass endlich mal jemand vorbeikäme, der Luisa begeisterte, zum Lachen und zum Tanzen brachte und mit ihr Hand in Hand über vereiste Pfützen schlidderte. In einem Wort: jemand, dem es gelang, ihre Tochter ebenso glücklich zu machen, wie Maximilian Hansen Anna glücklich gemacht hatte. Wenn auch ihrer Tochter gerne ein wenig mehr Zeit vergönnt sein sollte. So in etwa für immer.
In Gedanken versunken lief Anna nach Hause. Dann hatte Katze auch gleich seinen Abendspaziergang gehabt, wenn Luisa ihn später abholte. Anna schlenkerte gut gelaunt mit ihrer Einkaufstüte, in der sich vier kleine Artischocken befanden. Luisa liebte das kleine blumenartige Gemüse. Vor allem mit Annas hausgemachtem Dressing. Mal sehen, ob sie ihrem Töchterchen heute Abend bei einem leckeren Essen ein wenig auf den Zahn fühlen konnte …
„Es tut mir leid, Mama, ich bin bei Molly, und das ist echt ein absoluter Notfall! Danke, wirklich, dass Katze bei dir bleiben kann! Ich weiß nicht, wie lange ich hierbleibe, am besten die ganzeNacht!“, torpedierte Luisa etwas später am Telefon Annas Hoffnungen und beeilte sich aufzulegen. Denn Molly musste dringend in den Arm genommen werden. So schlimm schluchzend hatte Luisa ihre beste Freundin noch nie gesehen. Dazu kam ein heftiger Schluckauf. Dementsprechend war es auch sehr schwierig, herauszufinden, was eigentlich passiert war. Mehr als „Endlich bist du da! Es ist soooo schlimm! Mein ganzes Leben ist im Eimer!“, hatte Molly nicht rausgebracht, bevor sie sich weinend in Luisas Arme geworfen hatte.
Luisa war direkt nach Mollys letzter Mailboxansage, die in etwa nach „Kommstubittesofortallesschlimm!“ geklungen hatte, zu ihrer Freundin geeilt. Inzwischen war schon fast eine halbe Stunde vergangen, und Luisa hatte nur ein paar Worte decodieren können: Tom, Liebeskummer, Wodka, Model und Enthaarungscreme. Einen Reim konnte Luisa sich darauf nicht machen. Und da Luisa beim besten Willen nicht aus Molly herausbekam, was nun eigentlich geschehen war, hatte sie versucht, Molly mit ihren eigenen Erlebnissen ein wenig abzulenken. Sie hatte ihr von Konstantin und seinen schönen Worten berichtet, davon, dass er sich todesmutig für Katze in die Fluten gestürzt hatte, dass zwischen Konstantin und ihr wieder alles im Lot war und er Maren demnächst reinen Wein einschenken würde. Aber all das hatte bei Luisas bester Freundin nur noch heftigere Heulkrämpfe hervorgerufen. Irgendwann zwischendurch hatte sie zwar noch erklärt, dass sie sich ernsthaft für Luisa freute und ganz bestimmt mit ihr feiern würde, sollte es ihr jemals gelingen, ihr eigenes Leben wieder zum Guten zu wenden.
Luisa versuchte wirklich alles. Doch nachdem sie Molly, die immer wieder schwor, nie wieder Alkohol trinken zu wollen (zumindest hatte Luisa ihr Gemurmel so verstanden), eine
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