Café Luna: Verbotenes Glück
begrüßte er sie für seine Verhältnisse äußerst zahm, sah man einmal von der Beleidigung ab, die für ihn inzwischen schon fast so etwas wie eine stehende Redewendung geworden war.
„Guten Morgen, Herr Hansen“, Luisa konnte nicht umhin, sich zu fragen, um was es ging. Schließlich war er bislang immer direkt mit der Tür ins Haus gefallen, wenn er irgendetwas gewollt hatte.
Daniel beugte sich über ihren Schreibtisch, und Luisa wich automatisch ein paar Zentimeter zurück. „Wir wollen nicht gestört werden“, schnarrte er in ihre Gegensprechanlage und verzog missmutig das Gesicht, als Gisi umgehend zurückfragte: „Ist das so, Frau Vogt?“
Luisa entschloss sich, das Spiel mitzuspielen. „Ja, vielen Dank, Gisi“, antwortete sie mit einem Lächeln, „aber ich denke, wir brauchen nicht lange.“
„Umso besser“, zuckte Daniel mit den Schultern, hielt einen Stapel Papiere hoch, blätterte die letzte Seite auf und legte Luisa das Ganze auf den Schreibtisch. „Deine Unterschrift bitte dort unten, wo ich das Kreuzchen gemacht habe.“ Er reichte ihr einen Stift.
Betont arglos ließ Luisa ihren Blick zwischen Dokument und Stift hin und her wandern. „Was ist das?“
„Die Gnadenfrist ist abgelaufen, das hier ist unsere Vereinbarung.“ Daniel machte sich nicht mal die Mühe, sich zu setzen. Ungeduldig trommelte er mit den Fingern auf das dunkle Holz des Tisches. Luisa drehte die Unterlagen um. „Ach ja“, nickte sie dann und setzte ein unschuldiges Lächeln auf, „es geht natürlich um meine Anteile, die in Ihren Besitz wechseln sollen, damit Sie die Firma Ihrer Familie nicht ruinieren.“ Sie nickte und blätterte die Seiten durch. „Und wo genau finde ich den Paragrafen, der Letzteres festlegt?“
Daniel winkte großzügig ab. „Gar nicht. Ich habe mit meinem Anwalt gesprochen, der meinte, so etwas sei gerade zum Wohle der Familie besser nicht schriftlich festzulegen. Schließlich kann es durchaus passieren, dass wir gezwungen sind, den einen oder anderen Anteil zu veräußern, um andere Löcher zu stopfen. Sogar du hast ja in letzter Zeit mitbekommen, dass es mit Hansen Kaffee nicht zum Besten steht.“
Luisa blinzelte. Für wie blöd und naiv hielt er sie eigentlich? „Sie wollen also sagen, dass Sie mich mit etwas erpressen wollen“, begann sie gefährlich ruhig, „für das ich im Gegenzug zu meiner Leistung nicht einmal eine Garantie bekomme? Oder denken Sie etwa, Ihr Wort als Ehrenmann gälte mir irgendetwas? Wow, das ist wirklich … ein starkes Stück.“
Sie nahm den Stift und schrieb etwas auf die letzte Seite. Dann überreichte sie ihm die Unterlagen. „Bitte sehr, für Ihre Sammlung und einen schönen Gruß an Ihren Anwalt.“
Daniel warf einen Blick auf die letzte Seite der Vereinbarung und stockte dann. Unmissverständlich prangten an der Stelle, wo er eigentlich Luisas Unterschrift erwartet hatte, die Worte AUF KEINEN FALL.
„Das wird dir noch leidtun“, zischte er wütend, doch Luisa war nicht aus der Ruhe zu bringen.
„Ich weiß nicht“, erklärte sie dann gelassen und sah ihm fest in die Augen. „Ich habe jedenfalls nicht vor, mich aus der Firma zurückzuziehen. Im Gegenteil. Ich werde retten, was zu retten ist. Schließlich bin ich ebenfalls eine Hansen. Das scheinen Sie immer wieder zu vergessen.“
Daniel drehte sich auf dem Absatz um. „Eine Hansen? Ein Bastard bist du, nichts weiter. Und das solltest du bloß nicht vergessen!“, schnaubte er und verließ wütend ihr Büro.
Luisa ließ sich mit klopfendem Herzen in ihren Stuhl zurücksinken und schloss die Augen. Die letzten Minuten hatten ganz schön viel Kraft gekostet. Sie hatte sich bemüht, so zu sein, wie sie eigentlich immer gerne wäre: furchtlos, selbstbewusst, stark. Viel länger hätte sie das Spiel vermutlich nicht mehr durchgehalten. Daniel Hansen war unberechenbar. Und er machte ihr Angst.
„Alles in Ordnung?“Gisi erschien in der Tür, die Daniel im Hinausstürmen offen gelassen hatte. Luisa verdrehte die Augen und seufzte auf. „Keine Ahnung“, gestand sie. „Frag mich in einer halben Stunde noch mal, wenn mein Adrenalinspiegel wieder auf den Normalpegel gesunken ist …“
„Lass dich von Hansen junior bloß nicht kleinkriegen!“, redete Gisi ihr zu und lächelte sie herzlich an. „Ich zähle auf dich. Und da bin ich nicht die Einzige!“
Luisa nickte dankbar. Aber insgeheim machte sie sich Sorgen. Es kam für sie überhaupt nicht infrage, ihrem Halbbruder ihre Anteile zu
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