Café Luna: Verbotenes Glück
lassen.
„Ich fürchte, ich hab ihn nur noch wütender gemacht und ihn in seinem Entschluss bestärkt“, schloss sie schließlich.
Eleonore sah sie ohne ein Wort an. Ihr Gesichtsausdruck war nicht zu deuten.
Luisa nahm all ihren Mut zusammen. „Es tut mir leid, Eleonore, wirklich, ich wusste ja nicht …“
„Unsinn“, unterbrach die alte Dame Luisa da und begann zu lächeln. „Das war ein wirklich geschickter Schachzug. Das hast du gut überlegt!“
Luisa blinzelte überrascht, als ihre Großmutter nach ihrer Hand griff. „Hansen Kaffee wird eine kleine Durststrecke schon irgendwie überleben. Und wir beide sollten ein recht gutes Team bilden.“ Eleonore lächelte Johann Rieger dankbar entgegen, als er ohne Daniel wieder zurückkehrte. Sie zwinkerte ihrer Enkelin zu. „Und was dir noch an Finesse fehlt“, sagte sie lässig, „bringe ich dir schon noch bei!“
Von all den aufregenden Entwicklungen ahnte Anna nicht das Geringste, als sie aufgeregt und mit einem Blumenstrauß bewaffnet die Krankenhausstation betrat und nach Eleonore Hansen fragte. Eine gemütlich aussehende, blonde Schwester, deren Namensschild sie als „Steffi“ auswies, verzog bedauernd das Gesicht.
„Oh, das tut mir aber leid. Frau Hansen ist verlegt worden. In die Rehaklinik“, sagte sie und kritzelte ein paar Zeilen auf ein Blatt Papier. „Hier, das ist ihre aktuelle Adresse.“
Anna bedankte sich zerknirscht und ging wieder. Da hatte sie sich nun endlich durchgerungen, der Mutter von Maximilian – Luisas Großmutter – einen Besuch abzustatten, und nun war sie zu spät gekommen. Ob sie noch einmal den Mut aufbringen würde?
Geknickt verließ sie das Gebäude.
Luisa hatte davon doch bestimmt gewusst? Anna fiel plötzlich auf, dass sie seit Tagen nichts mehr von ihrer Tochter gehört hatte. Sah man von dem kurzen Anruf aus Mollys Wohnung einmal ab. Irgendwie war Luisa in letzter Zeit auch nur noch schwer zu erreichen. Natürlich spielte da ihre neue Aufgabe bei Hansen Kaffee eine Rolle und vermutlich auch dieser Konstantin, nur … Anna horchte in sich hinein und stellte fest, dass sie sich ein wenig vergessen fühlte. Ja, sie wusste von Freunden mit ähnlich alten und erwachsenen Kindern, dass dort manchmal nur ein Mal pro Woche oder sogar noch weniger miteinander telefoniert wurde. Ganz zu schweigen von regelmäßigen Begegnungen. Aber sie und Luisa, das war doch immer eine Ausnahme gewesen, oder?
Bedrückt bestieg sie die U-Bahn und fasste einen Entschluss. Sie würde jetzt Katze bei Stefan im Kolonialwarenladen abholen und sich heute Nachmittag freigeben. Ihre Haare hatten schon längst einmal eine neue Frisur nötig. Und an wen sollte sie sich wenden, wenn nicht an Molly, die nicht nur eine gute Friseurin war, sondern sich obendrein immer sehr gern unterhielt …!
11. KAPITEL
Und so kam es, dass Luisas Mutter eine neue, „freche“ Frisur gezaubert bekam. Ganz ohne pinke Strähnchen und sonstigen Schnickschnack. Molly war wirklich verdammt froh, dass jemand darauf bestand, von ihr bedient zu werden. Den Handlanger für ihre Kollegen zu spielen und nur noch Haare zusammenzufegen reichte Molly inzwischen voll und ganz. Sie schnitt Anna einen modischen Bob, der hervorragend zu deren herzförmigem Gesicht passte. Währenddessen tauschten die beiden Informationen aus. Endlich bekam Anna die ganze Geschichte von Konstantin und Luisa zu hören – ihre Tochter hatte sich schließlich nur in Andeutungen ergangen – und gratis obendrauf gleich noch die Story von Tom samt anschließender Chantal-DuVal-Katastrophe. Anna hätte ihren Kopf dauergeschüttelt, wenn sie sich hätte bewegen dürfen. Doch Molly war eine strenge Coiffeuse!
Was die beiden nicht wussten, war, dass Luisa inzwischen die Hamburger Adresse des versehentlich enthaarten Models herausgefunden hatte und nun zögernd vor deren Haustür stand. Was sollte sie nur sagen? Darüber hatte sie sich noch gar keine Gedanken gemacht. Sie war einzig damit beschäftigt gewesen, über diverse Agenturen herauszufinden, wo diese Chantal wohnte. Dafür hatte Luisa ganz schön hartnäckig sein müssen. Zumindest war ihr auf diese Weise klar geworden, dass sie am Telefon wesentlich besser lügen konnte, als wenn sie jemandem Auge in Auge gegenüberstand.
Sie hatte einfach behauptet, eine Journalistin der Zeitschrift „Megahip“ zu sein und dass sie ein Interview mit Chantal machen wollte. Außerdem war die Flunkerei ja für einen guten Zweck! Ihr Finger schwebte bereits
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