Café Luna: Verbotenes Glück
wollte, hätte ich unseren lieben Grafen gefragt.“
Lachten die etwa über ihn? Graf von Lüdow drehte der Fensternische beleidigt den Rücken zu und neigte huldvoll den Kopf in Richtung der Bridgerunde rechts von ihm. Frau von Seebergen, Witwe des bekannten Flugunternehmers, nickte lächelnd zurück. Na bitte, ging doch!
Luisa gegenüberzusitzen hatte Konstantin derart mitgenommen, dass er kaum in der Lage gewesen war, den unangenehmen Neuigkeiten zu folgen, die ihm von Luisa, Piet und Daniel berichtet wurden. Ein Spion in den eigenen Reihen? Große Verluste? Hansen Kaffee bedroht? Er schüttelte den Kopf und blieb blinzelnd stehen. Wo befand er sich eigentlich? Er war nach Feierabend einfach losgelaufen. Geradeaus, rechts, links, er erinnerte sich nicht mehr. Den ganzen Tag war er schon durch die Firma geirrt, als wäre er nicht er selbst. Jedes Mal, wenn Luisa an ihm vorbeilief, hatte sein Herz stehen bleiben wollen. Vielleicht war auch genau das geschehen? Vielleicht hatte es in dem Moment aufgehört zu schlagen, als Maren ihm eröffnet hatte, dass er Vater wurde. Dass sie schwanger war von ihm. Er hatte eigentlich erst heute eine Verabredung mit Maren gehabt. Behutsam und vorsichtig wollte er ihr da alles sagen. Dass er einer anderen begegnet war, die ihm gezeigt hatte, was Liebe wirklich sein konnte. Konstantin mochte Maren wirklich und hatte all die Jahre ihre Beziehung nicht hinterfragt. Dabei hatte er gar nicht gemerkt, dass die Liebe zu ihr irgendwann verloren gegangen war – bis er mit Luisa dieses Gefühl ganz neu erleben durfte. Ein Teil von ihm hatte sogar gehofft, dass Maren ebenso empfand. Überschäumende Glücksgefühle, spontanes Herzklopfen und das unstillbare Bedürfnis nach der Nähe des anderen – solche Gefühle waren zwischen Maren und ihm nie entstanden. Aber genau dieses Glück hatte er bei Luisa gefunden – und so viel mehr. Und er wollte Luisa nicht mehr verlieren. War er doch sicher, dass er ohne sie nicht mehr leben konnte. Das war, bevor Marens „Schatz, du wirst Vater“ ihn kalt erwischt hatte. Maren war enttäuscht gewesen, weil er nicht genug spontane Freude über die Schwangerschaft zum Ausdruck hatte bringen können. Aber wie hätte er? Wollte er eigentlich Kinder? Hatte er jemals richtig darüber nachgedacht? Mit Luisa, ja, da hatte selbst der Gedanke an Großfamilie, Familienkutsche statt stilvollem Zweisitzer, Familienurlaub an der Ostsee anstatt auf Teneriffa etwas unglaublich erstrebenswert Romantisches. Aber nun war es Maren, die von ihm schwanger war. Er konnte sich noch gut an den Abend erinnern, an dem er aus Tansania zurückgekehrt war. Sie hatten wie immer, wenn sie sich länger nicht gesehen hatten, bei Maren miteinander gegessen, ein wenig Wein getrunken und waren dann miteinander ins Bett gegangen. In der Nacht musste es geschehen sein, denn danach hatte Konstantin nur noch ganz selten bei ihr übernachtet und wenn, dann war zwischen ihnen nichts passiert.
Plötzlich stutzte Konstantin. Unbewusst hatten ihn seine Füße bis vor den Juwelier getragen, in dem ihm von Maren unerwartet ihre Verlobungsringe präsentiert worden waren. Sie hatte von Heirat geredet, und er hatte nur an Trennung und an Luisa denken können. Ein Kind jedoch … ließ plötzlich alles in einem ganz anderen Licht erscheinen. Ein Kind bedeutete nicht nur, für eine Person Verantwortung zu tragen, sondern für zwei. Da war plötzlich ein Lebewesen, das dich brauchte. Und zwar nicht nur hin und wieder, sondern mindestens für die nächsten achtzehn Jahre. Konstantin ließ den Kopf hängen. Was sollte er nur tun? Er hatte Maren heute Morgen versprechen müssen, dass er nach der Arbeit bei ihr vorbeikomme, um alles Weitere zu besprechen. Wie selbstverständlich ging sie davon aus, dass nun ihre Hochzeit vorgezogen und so eilig wie möglich eine gemeinsame, große Wohnung gesucht würde. Wie er Maren kannte, hatte sie bereits einige Makler beauftragt und bereits eine Einrichtung für das Kinderzimmer bestellt. Vor zwölf Stunden war alles noch ganz klar gewesen, er hatte von einer Zukunft mit Luisa geträumt. Nun plötzlich fühlte er sich, als hätte jemand seinen Kopf und sein Herz in einen Schraubstock gezwungen.
Konstantin riss sich zusammen und machte sich auf den Weg zu Maren. Ziellos herumzulaufen änderte doch nichts an seiner Situation. Konstantin ignorierte die mitleidigen Seitenblicke, die ihm ein alter Mann zuwarf, der an ihm vorbeischlurfte.
Er hatte es nicht über sich
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