Café Luna: Verbotenes Glück
Trade ‘Cocoa’-Linie, einer wohlschmeckenden Bohne aus Brasilien.“ Er nahm das Tuch, das bis jetzt über dem Plakat gehangen hatte, ab und musste sich eingestehen, dass all die Überstunden der letzten Wochen, die heimliche Planung, die finanziellen Risiken es wirklich wert gewesen waren. Nicht nur, weil er stolz war auf das neue Produkt. Sondern wegen all der überraschten Gesichter. Seine heimlichen Mitstreiter glühten vor Stolz. Konstantin grinste ihm zustimmend entgegen, Maren runzelte die Brauen, als würde sie sich über etwas ärgern, und Valerie? Ihr Gesicht zeigte für eine Sekunde blankes Entsetzen, bevor sie ihre Fassung zurückgewann. Sie war wieder ganz die souveräne Geschäftsfrau, die alles im Griff hatte. Wie selbstverständlich nahm sie das Mikrofon wieder an sich und lächelte gewinnend in die Runde.
„Und um noch eine frohe Botschaft zu verkünden: Es gibt heute Abend noch etwas wesentlich Wichtigeres zu feiern als die Einführung einer neuen Kaffeesorte. Denn was könnte schöner sein als die bevorstehende Vermählung zweier Liebender und das Entstehen eines neuen Lebens?“
Luisa blieb das Herz stehen. Tat Valerie da wirklich, was sie befürchtete? War dieser Abend eigentlich die Verlobungsfeier von Maren und Konstantin? Musste sie nachher artig ihre Hände schütteln und ihnen gratulieren und viel Glück wünschen?
„Diese Frau ist ein absolutes Wunder“, hörte sie Daniel da hinter sich murmeln. „Sie schafft es sogar, rührend über Dinge zu sprechen, die sie persönlich überhaupt nicht interessieren!“ In seiner Stimme schwang Bewunderung mit. Doch Luisa fühlte nur die Eiseskälte, die durch ihren Körper kroch, als wollte der sich als Erste-Hilfe-Maßnahme schockgefrieren.
Alle Aufmerksamkeit konzentrierte sich nun auf Maren, die sich bei Konstantin untergehakt hatte und in die Runde strahlte. Konstantin selbst sah eher verwundert als beglückt aus, und das wurde nicht besser, als sich nun sein Vater zu ihm beugte, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern.
„Wie Sie sicherlich unschwer erraten können, spreche ich von meinem Sohn Konstantin und seiner Verlobten Maren Bergmann, die mein altes Hochzeitskleid trägt. Die beiden werden in sechs Wochen heiraten. Doch das ist nicht alles, denn die beiden erwarten ein Kind“, kündigte Valerie in einem Ton an, als sei irgendetwas davon auch ihr Verdienst.
Luisa wurde schwindelig, und schnell schnappte sie sich ein Glas Champagner von dem Tablett eines vorbeieilenden Kellners. Klar, jetzt kam bestimmt gleich die große „Lasst uns alle glücklich sein und darauf trinken“-Nummer. Luisa nahm sich gleich noch ein zweites Glas und flüchtete in Richtung Balkon. Dass Maren heute Abend die ganze Zeit in diesem Kleid herumstolziert war, konnte ja nur eines bedeuten: Es war von Anfang an beschlossene Sache gewesen, während des Festes dies alles bekannt zu geben. Konstantin hätte sie wenigstens warnen können. Da versuchte sie die ganze Zeit, seinen Ruf zu retten, und er schaffte es nicht einmal, ihr einen kleinen Tipp zu geben! Anscheinend war es ihm egal, wie sehr er sie damit verletzte! Das erste Glas leerte sie in einem Zug, das zweite wollte sie gerade hinterherkippen, als ihr Handy piepste. Eine SMS. Wenn die jetzt von Ben war, dann würde sie hier abhauen und sich mit ihm treffen, professionelles Auftreten hin oder her. Heute Abend interessierte sich doch sowieso niemand mehr für Hansen Kaffee! Nachdenklich blickte sie durch das Fenster in den hellen Saal. Hier stand sie – hinter Glas – und fühlte sich ganz weit weg. Nicht dazugehörig. Vielleicht sollte sie es einfach gut sein lassen und gehen. Einfach von der Party verschwinden. Oder gleich ganz aus der Firma, aus Eleonores und Konstantins Leben. Wer hinderte sie eigentlich daran, irgendwo anders ein neues Leben anzufangen?
Während Konstantin wie ferngesteuert eine Hand nach der anderen schüttelte, ging ihm nonstop die Bemerkung seines Vaters durch den Kopf. „Mach keinen Fehler, Sohn, einige kann man nie wieder rückgängig machen!“, hatte Claus ihm ins Ohr geflüstert. Und er? Hatte genickt und geglaubt, er wüsste genau, was sein Vater ihm damit raten wollte. Doch jetzt plötzlich war er sich da nicht mehr so sicher. Jetzt, da er sich ungefähr zum hundertsten Mal dazu gratulieren ließ, dass er demnächst die falsche Frau heiraten würde. Es klingelte. Irgendwo, von weit her hörte er seine Mutter ärgerlich murmeln, dass man auf ihren Veranstaltungen entweder
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