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Cagot

Cagot

Titel: Cagot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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ETA-Killer überhaupt. Berüchtigt für seinen unglaublichen Sadismus. Ich würde ihn zu gern persönlich fassen. Aber er ist gerissen. Und brutal.« Sarria richtete seinen Blick auf David. »Und er erhält … Unterstützung von höchster Stelle. Er hat einflussreiche Leute hinter sich.«
    »Wie ist das zu verstehen?«
    »Bevor ich Ihnen das erkläre, müssen Sie mehr wissen. Über die Geschichte. Sie müssen erst die Hintergründe kennen.« David sah in Amys Richtung; ihr Haar leuchtete im warmen Herbstlicht. Er wandte sich wieder dem sonnengebräunten Gesicht des französischen Polizisten zu. »Gut, ich höre.«
    »Nun …« Sarria spitzte die Lippen und nahm einen winzigen Schluck von seinem Kaffee. »Haben Sie die Landkarte hier? Die Karte, die in der Zeitungsmeldung erwähnt wurde?«
    David durchfuhr ein erwartungsvoller Schauder. »Ja. Hier … ich trage sie immer bei mir …« Er fasste in seine Jackentasche und zog die abgegriffene Straßenkarte heraus.
    Brigadier Sarria nahm sie und faltete sie auseinander. In der Sonne sah das Papier weiß aus, die blauen Sterne fast hübsch. Er nickte und warf seinem Kollegen einen kurzen Blick zu, dann faltete er die Karte wieder zusammen und legte sie auf den Tisch.
    »Ich habe diese Karte schon einmal gesehen.«
    »Wie bitte?«
    »Sie gehörte Ihrem Vater, Monsieur Martinez. Ich habe sie Ihrem Großvater zurückgegeben. Nach dem Mord.«
    »Ich weiß, dass die Karte ursprünglich meinem Vater gehört hat, aber was ich nicht verstehe …«
    Doch schon während er das sagte, dämmerte es ihm.
    »Sie waren … soll das heißen …?«, stotterte er.
    »Ja, das heißt es.« Sarria sah David an. »Monsieur Martinez, ich mag inzwischen vielleicht ein etwas betagter Flic mit grauen Haaren sein, aber ich war einmal ein junger Polizist. In Navarrenx. In Gurs. Vor fünfzehn Jahren.«
    Die Realität brach sich ihre Bahn; die plötzliche Einsicht versetzte David einen schmerzhaften Stich.
    »Als meine Eltern ermordet wurden?«
    »Ich hatte von Anfang an den Verdacht, dass die ETA dahintersteckte. Vieles deutete auf einen ETA-Anschlag hin. Die im Auto platzierte Bombe, die gewaltige Explosion, alles erinnerte an eine Reihe anderer ETA-Morde, zu denen wir damals Ermittlungen anstellten. Und ich hatte auch den jungen Miguel Garovillo in Verdacht. Es gab Augenzeugen.«
    »Warum haben Sie ihn dann nicht verhaftet?«
    Sarria runzelte die Stirn.
    »Nach dem Anschlag bekamen wir auf der Polizeistation von Navarrenx Besuch vom Polizeichef des Bezirks.«
    »Wer war das?«
    »Das ist hier nicht weiter wichtig. Wichtig ist nur, was er mir gesagt hat. Er hat gesagt, ich soll den Fall zu den Akten legen. Er befahl mir, die Ermittlungen einzustellen - und den Fall als ungelöst abzuhaken. Und das, obwohl wir Beweise hatten. Ich war außer mir.«
    »Warum? Warum hat er das getan?«
    Sarria sah Amy an. »Mein erster Gedanke war GAL.«
    Auch David sah Amy an.
    »Entschuldigung. Aber wer ist Gal?«
    »Die GAL ist keine Person, David, sondern eine Organisation.« Amys Gesicht war weiß vor Aufregung. »Es ist eine Abkürzung. Groß G, groß A, groß L. Es waren von der spanischen Regierung ins Leben gerufene paramilitärische Todesschwadronen, die den Auftrag hatten, baskische Extremisten zu entführen und zu exekutieren. In den achtziger und neunziger Jahren. Sie wurden stillschweigend auch von bestimmten … Elementen innerhalb der französischen Regierung unterstützt.«
    »So ist es, Miss Myerson.« Sarrias Nicken war knapp. »Das war die naheliegendste Erklärung, zumal auch mein Vorgesetzter ein paar Andeutungen in dieser Richtung fallen ließ. Ein G AL-Mord - davon ließ man lieber die Finger. Seitens der Behörden wurde uns angedeutet, dass Ihre Eltern baskische Terroristen waren, Monsieur Martinez. Und dass der französische Staat deshalb nicht vorhatte, viel Aufhebens um ihren Tod zu machen.«
    David wartete. Sarria seufzte und fuhr fort.
    »Für mich ergab das alles jedoch keinen Sinn. In keinerlei Hinsicht. Soweit ich das beurteilen konnte, hatten Ihre Eltern keinerlei Verbindungen zu terroristischen Kreisen. Ein Amerikaner und eine Engländerin, die in der Region Urlaub machten? Und warum sollte ein bekannter baskischer Extremist, vielleicht der gefährlichste ETA-Terrorist überhaupt, Otsoko, der Wolf - der Sohn des großen Jose Garovillo -, warum sollte er plötzlich für die GAL arbeiten? Seine eigene Sache verraten?«
    Die Frage hing in der Luft wie der salzige Beigeschmack, der vom

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