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Cagot

Cagot

Titel: Cagot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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eine Mail geschickt.«
    Sie ließ sich aufs Bett zurücksinken. Blickte an die Decke. Blaue Augen, die an die Decke blickten wie das unter der Sonne ausgebreitete blaue Meer.
    »Du hattest recht. Sie ist in Namibia. Sie schreibt, es geht ihr gut. Wir brauchen uns ihretwegen keine Sorgen zu machen. Und wenn wir auch hinkommen wollen, kann sie uns sagen, wie wir sie finden. Sie hat mir genau erklärt, was wir machen müssen.«
    »Ja, und?«
    »Sie wollte zwar nicht verraten, wo genau in Namibia sie ist, aber sie behauptet, dort hätten wir nichts zu befürchten. Wir sollen uns nach unserer Ankunft in einem Hotel an jemanden wenden, der uns dann alles Weitere sagen wird.«
    »Dann ist sie also bei diesem Forscher. Angus Nairn.«
    »Genau wie du vermutet hast. Nairn hat ihr das Geld gegeben. Anscheinend …« Amy nahm Davids Hand, als er sich zu ihr aufs Bett setzte. »Anscheinend hat Nairn sie schon eine ganze Weile zu überreden versucht, nach Namibia zu kommen.«
    »Tatsächlich?«
    Amy hielt Davids Hand fester. »Er wollte ihr Blut untersuchen, und das ihrer Familie.«
    »Weil sie Cagots sind.«
    »Natürlich. Er lag ihr monatelang damit in den Ohren - aber ihre Eltern weigerten sich hartnäckig, obwohl er ihnen sogar Geld dafür bot.«
    Amys Haar roch nach Zitrusshampoo. David küsste ihren Hals. Sie schob ihn behutsam von sich.
    »Aber dann, nach den Morden, du weißt ja, wie panisch sie war. Und da hat ihr Angus Nairn offensichtlich angeboten, sie in Sicherheit zu bringen - sie ist heimlich aus dem Haus geschlichen, als sie mit uns in Campan war, und hat ihre Mails abgerufen. Darunter war wohl auch eine Mail von Nairn, in der er ihr anbot, ihr den Flug zu bezahlen. Dorthin, wo ihr niemand mehr etwas anhaben kann.« Amy zuckte mit den Achseln. »Kann man ihr wohl kaum verdenken. Die letzte Cagot auf der Welt. In zeugungsfähigem Alter.«
    »Außer Miguel.«
    Sie schauderte. Er berührte ihr Gesicht.
    »Vielleicht sollten wir auch nach Namibia fliegen«, sagte David. »Die Strände dort. Es wäre wahrscheinlich sicherer … es ist bestimmt sicherer.« Er strich über ihr Haar, legte die Hand an ihre Wange. Er hoffte inständig, sich nicht in sie zu verlieben. Denn er wusste, das war gefährlich. Wenn er in diesen Pool sprang, konnte er sich ohne weiteres das Genick brechen, denn er kannte noch immer nicht seine Tiefen. Obwohl er es nicht wollte, küsste er sie wieder; er küsste sie, weil er es musste.
    Aber sie stieß ihn wieder zurück.
    »Und noch etwas hat sie geschrieben. Es hat mich an das erinnert, was…«
    »Ja, was?«
    »Was Jose zu dir gesagt hat.«
    »Und was genau?«
    Amys Miene wurde sehr ernst. »Sie hat geschrieben, dass an dieser rätselhaften Geschichte, dieser Sache mit Nairn, viel mehr dran ist, als wir uns vorstellen können. Wesentlich mehr. Es hat etwas mit dem Holocaust zu tun, mit Nazis und Juden … ich weiß auch nicht.«
    »Das hat sie geschrieben?«
    Amy atmete geräuschvoll aus. »So in etwa, ja.«
    Dann, plötzlich und unerwartet, lächelte sie.
    »Also, fliegen wir hin. Oder wir fliegen nicht hin. Komm!«
    Sie streckte die Hände nach seinen Hemdknöpfen aus.
    Doch ihr Liebesspiel wurde von einem schroffen Klopfen an der Hotelzimmertür unterbrochen.
    »Monsieur! Mademoiselle!«
    Alles in David krampfte sich zusammen. Er sah Amy mit einem fragenden Blick an: Was machen wir jetzt? Sie antwortete mit einem stummen Achselzucken - eine Geste verzweifelter Ratlosigkeit.
    David stand auf, schluckte seine Ängste hinunter und tappte zur Tür. »Wer ist da?«
    » S’il vous platt. La porte.«
    Sie saßen in der Falle. Es gab keinen Ausweg. Vom Balkon konnten sie schwerlich springen. Das nächste Klopfen war lauter und aggressiver.
    »Aufmachen!«

28
     
    Vor der Tür stand ein Polizist. Er zückte einen Ausweis und stellte sich David mit starkem französischem Akzent, aber ansonsten perfektem Englisch als Brigadier Sarria vor. Der Polizist trug ein flottes Kepi zu seiner dunklen Uniform und befand sich in Begleitung eines Kollegen, der direkt hinter ihm stand. Der zweite Mann trug einen einreihigen schwarzen Anzug mit einem extrem weißen Hemd. Er lächelte nicht. Und er trug eine Sonnenbrille.
    Sarria drängte sich an David vorbei in das Zimmer; er sah Amy an, die auf der Bettkante saß. »Miss Myerson.«
    »Woher wissen Sie, wie ich heiße …?«
    »Ich folge Ihnen, seit Sie in Frankreich sind. Wir müssen dringend reden. Jetzt. Mein Kollege hier …« - er deutete hinter sich -»… ist

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