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Cagot

Cagot

Titel: Cagot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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umgehend verständigen sollte, wenn wir irgendwo auftauchen. In einigen der Kirchen hingen außerdem Porträts dieses Papstes. Aber … was ist das für eine Organisation?«
    Sarria erklärte es ihm.
    »Eine große Splittergruppe innerhalb der katholischen Kirche, die vor allem in Südfrankreich viele Anhänger hat. Und im Baskenland. Sehr konservativ. Gegründet wurde die Piusbruderschaft von Erzbischof Lefebvre. Sie unterhält enge Kontakte zu rechtsgerichteten Kreisen wie der Front National. Einige ihrer Bischöfe leugnen ganz offen den Holocaust. Sie haben im ganzen Land Sympathisanten, sind aber auch im Ausland aktiv. In Bayern und Quebec und Südamerika. In Polen haben sie enge Kontakte zu der stärker politisch ausgerichteten Liga Polnischer Familien. Und in Österreich zur extremen Rechten. Schätzungen zufolge sollen sie achthunderttausend Mitglieder zählen. Mit eigenen Priestern, eigenen Priesterseminaren, eigenen Kirchen.«
    »Und Sie sind sicher, dass sie untereinander in enger Verbindung stehen?«, fragte Amy.
    »Ganz sicher. Überall, wo ich nachgeforscht habe, Mademoiselle, bin ich auf Verbindungen zur Piusbruderschaft gestoßen. Un reseau, eine Verschwörung! Auch mein Vorgesetzter hat nachweislich mit ihnen sympathisiert. Sehr rechtslastig.«
    Immer noch tief aufgewühlt, sah David den französischen Polizisten an.
    »Aber was soll diese Piusbruderschaft hiermit zu tun haben?«
    Sarria nickte, allerdings unsicher.
    »Wie es scheint, möchte die katholische Kirche verhindern, dass … bestimmte Dinge bekannt werden. Dinge, die im Krieg passiert sind. Möglicherweise in Gurs. Ihre Eltern sind, wahrscheinlich zufällig, auf dieses … Geheimnis gestoßen. Vielleicht sogar versehentlich. Accidentellement.«
    »Zuerst haben Sie gesagt, diese Piusbruderschaft würde hinter all dem stecken, aber jetzt hört es sich auf einmal so an, als wäre es die ganze katholische Kirche.«
    Der Brigadier zuckte mit den Achseln. »Das ist nur eine Vermutung von mir. Eine Vermutung. Ich beschäftige mich schon seit den ersten Morden in Gurs mit der Piusbruderschaft. Vor ein paar Jahren wurde die Piusbruderschaft von Papst Johannes Paul… excommunie, weil sie das Zweite Vatikanische Konzil nicht anerkennt. Und wegen ihrer extremen Ansichten. Aber seit neuestem gibt es Anzeichen, dass Papst Benedikt die Bruderschaft wieder … in den Schoß der Kirche aufnehmen will. Es kam bereits zu Gesten der Versöhnung.« Sarria lächelte verhalten. »Aber ich glaube, die Kirche hat für dieses Entgegenkommen eine Gegenleistung von der Piusbruderschaft verlangt.«
    »Und worin bestand die? Dass sie diese Geschichte endgültig aus der Welt schaffen? Das Rätsel von Gurs. Ein für alle Mal?«
    Sarria seufzte.
    »Ja. Wer wäre dazu besser in der Lage als die Piusbruderschaft? Sie sind über die ganze Angelegenheit bestens im Bilde; ihre Wurzeln reichen bis in die Tage der Vichy-Regierung und der deutschen Besatzung zurück, als das Ganze begann. Rechtsgerichtete Geistliche wurden in Gurs als Kaplane eingesetzt. Sie haben dort Cagots und Juden gefoltert.«
    Allmählich begann David, etwas klarer zu sehen. Er blickte zwischen den dunklen Nadelholzgewächsen hindurch auf die blaue Bucht von Biskaya hinaus. Dann begann er, ganz ruhig, wie zu sich selbst zu sprechen.
    »Überall, wo wir waren … haben wir die Kirchen aufgesucht. In Navarrenx, Savin und Luz. Eloises Haus lag gegenüber einer Kirche. Sie ging in die Kirche von Campan …«
    »Exactement. Möglicherweise hat die Piusbruderschaft hohe Kirchenmänner gebeten, sie bei der Suche nach Ihnen zu unterstützen. Vielleicht wurden Geistliche und Nonnen und sonstige Kirchenmitglieder angehalten, nach Ihnen Ausschau zu halten und sofort Meldung zu erstatten, wenn Sie irgendwo gesichtet würden. Dazu muss man sagen, dass diese Geistlichen vermutlich gar nicht wussten, weshalb sie das tun sollten. Aber weil sie den Weisungen der Kirche grundsätzlich getreulich Folge leisten, sind sie diesem Wunsch ohne lange Fragen nachgekommen. In dieser Gegend hier wird Loyalität sehr groß geschrieben.«
    »Und diese Informationen wurden dann an die Piusbruderschaft - und an Miguel - weitergeleitet?«, fragte Amy.
    »Et voilä. Aber was wissen wir sonst noch? Eines muss ich Ihnen doch wohl nicht erklären, oder? Miguels Motiv.« Der Polizist nippte an seinem Kaffee und warf einen kurzen Blick aufs Meer hinaus. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder David und Amy zu.
    »Garovillos Sohn muss zu einem

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