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Cagot

Cagot

Titel: Cagot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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Arbeitszimmer und setzte sich zu seinem Sohn auf das Sofa im Wohnzimmer und sah sich zum siebzehnten Mal Die Monster AG mit ihm an.
    Und später sahen sie sich den Film noch einmal an.
    Es war sieben Uhr abends, und Conor lag schon im Bett, als Simons Handy klingelte - auf dem Display war eine französische Nummer angezeigt. Simons Herz klopfte wie eine Burundi-Trommel, als er die Gesprächstaste drückte.
    »Ja… hallo?«
    »Simon?«
    »David? Gut, dass Sie anrufen. Bei Ihnen alles okay? Bei Ihnen und Amy alles okay?«
    »Ja … alles okay … wir sind noch in Biarritz, aber in Kürze geht unser Flug. Und was gibt’s bei Ihnen …?«
    »Nichts. Alles bestens. Da ist, ahm, allerdings etwas, was ich unbedingt wissen müsste.« Simon hatte ein schlechtes Gewissen, dass er so direkt auf den Fall zu sprechen kam, aber seine Aufregung ließ ihm keine andere Wahl. »Sagen Sie, David - haben Sie vielleicht die Karte gerade griffbereit?«
    »Ja, natürlich. Alle wollen immer die Karte sehen …«
    »Bitte. Es ist sehr wichtig. Könnten Sie darauf etwas für mich nachsehen? Sie haben doch gesagt, dass es ein Sternchen in der Nähe von Lyon gibt…«
    »Richtig. In der Nähe von Lyon … Wir wissen immer noch nicht, was das bedeuten könnte.«
    »Sehen Sie bitte noch mal nach.«
    Simon konnte das Rascheln von Papier und im Hintergrund Verkehrslärm hören. Offensichtlich rief David über einen Festnetzanschluss an. Eine anonyme Telefonzelle in einer kleinen baskischen Stadt.
    David kam wieder an den Apparat.
    »Hier ist das Sternchen. Was wollen Sie wissen?«
    Der Moment der Spannung zog sich hin.
    »Wo ist es genau, David? Bei welchem Dorf, welcher Stadt…«
    Simon glaubte fast hören zu können, wie David aufmerksam auf die Karte schaute.
    Dann kam David wieder ans Telefon.
    »Es ist gut zu erkennen. Es ist bei einem kleinen Dorf. Eveux.«
    »Eveux?«
    Eine Pause.
    »Ja, Eveux … in der Nähe von LArbresle … nordwestlich von Lyon.« Davids Ton wurde plötzlich schärfer. »Warum wollen Sie das wissen?«
    Simon antwortete nicht, weil er auf den Monitor starrte, um den Eintrag für La Tourette zu überfliegen. Auf der Website war der klangvolle französische Name des Klosters vollständig angegeben.
    Le Couvent de Sainte-Marie de la Tourette. De Eveux-sur-l’Arbresle.

30
     
    Der Leihwagen stand auf dem Parkplatz des Lyoner Flughafens Saint Exupery in Reihe 3 B für ihn bereit. Nachdem Simon sein Gepäck im Kofferraum verstaut hatte, fuhr er im Mittagsverkehr in Richtung Autobahn los.
    Sie brachte ihn fort von Lyon, das Rhonetal hinauf nach Norden.
    Inzwischen kamen ihm zunehmend Bedenken wegen seiner spontanen Entscheidung. War er dabei, einen Riesenfehler zu machen? Er hatte Suzie gefragt, was sie von dieser Reise, diesem düsteren Abenteuer hielt, und sie hatte ihm mit einer gewissen Resignation im Blick versichert, sie habe nichts dagegen, wenn er es denn für richtig und wichtig halte. Weil sie ihn liebe und weil sie und Conor dank des Polizeischutzes sicher nichts zu befürchten hätten. Wahrscheinlich würde er durchdrehen, wenn er zu Hause bliebe und nichts zu tun hätte, und am Ende finge er womöglich wieder zu trinken an, und das wolle sie auf keinen Fall.
    Simon schaute auf die Fahrzeuge vor ihm. Auf der Autobahn herrschte dichter Verkehr.
    Fast nichts von dem, was Suzie gesagt hatte, war wahr, das wusste Simon. Sie wollte nicht, dass er fuhr. Sie fand es unverantwortlich von ihm, zu fahren. Der einzige Grund, warum sie sich einverstanden erklärt hatte, war tatsächlich, dass sie ihn liebte. Er konnte von Glück reden, dass er sie hatte.
    Und er war ein Idiot.
    Doch jetzt war er hier. Und was auch immer seine Motive sein mochten, dieses spezielle Prickeln, das sein Vorhaben in ihm auslöste, war stimulierend und belebend. Wie würde dieser rätselhafte Ort sein? Dieses Kloster, das die Leute in den Wahnsinn trieb? Würde er das berüchtigte Archiv finden? Simon behielt beim Fahren die Autobahnschilder im Auge: Ecully, Dardilly, Charbonnieres-les-Bains.
    Da. Er fuhr langsamer, um das Hinweisschild besser lesen zu können: Da war es. Die N7 nach L’Arbresle.
    Simon fuhr von der Autobahn und nahm die Landstraße durch das grüne Tiefland des Beaujolais. Als er in dem großen Straßenatlas von Frankreich noch einmal nachsah, wie er fahren musste, drifteten seine Gedanken ab. Ein paar hundert Kilometer weiter südwestlich, in Biarritz, warteten David und Amy in ihrem Versteck auf ihren Abflug nach

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