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Cagot

Cagot

Titel: Cagot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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andererseits auch zu wichtig, um sie zu vernichten.«
    Simon unterbrach den Mönch: »Aber worum es dabei genau ging, wissen Sie nicht? Was sie beinhalteten, die Entdeckungen von Gurs?«
    »Nein. Nachdem sich mein Vorgänger, der vorige Bibliothekar von La Tourette, der Piusbruderschaft angeschlossen hatte, wurden die brisantesten Dokumente hier drinnen in einer speziellen Kiste weggeschlossen. Ich persönlich habe sie nie gesehen. Nicht direkt.«
    »Aber Sie wissen etwas über ihren Inhalt.« Langsam begann sich der Knoten in Simons Kopf zu entwirren. »Der Papst verzichtete darauf, den Holocaust öffentlich zu verurteilen, und als Gegenleistung dafür erklärte sich Hitler bereit, nicht öffentlich zu machen, was seine Forscher in Gurs entdeckt hatten. Ist das richtig?«
    Der Bibliothekar hob seine Blechtasse mit Wein zu einem zynischen Toast.
    »So ist es. Genau so war es. Der Papst schloss einen Pakt mit Hitler, einen Pakt mit dem leibhaftigen Teufel! Und der Preis dafür? Sechs Millionen Menschen - sechs Millionen! - mussten sterben.«
    Nach einer kurzen Pause fügte der Mönch hinzu: »Sie haben übrigens genau eine Stunde Zeit - um zu verschwinden. Ich kann unmöglich so tun, als wären Sie nicht aufgetaucht. Selbst wenn ich diese durchgeknallten Fanatiker, die die Dokumente von hier weggeschafft haben, für eine Bande von Irren halte und die ganze Angelegenheit für eine widerwärtige Farce und das Abkommen für einen faulen Schwindel, so bin ich inzwischen fünfundsechzig und will an keinem anderen Ort mehr leben. Wo sollte ich denn hin? In Miami in der Sonne braten?« Er schüttelte den Kopf. »Deshalb. Ich werde ihnen melden, dass Sie hier eingebrochen sind und mich überwältigt haben. Das heißt aber auch, Sie müssen schleunigst verschwinden. In einer Stunde werde ich sie verständigen. Als Gegenleistung dafür, dass ich Sie laufen lasse, möchte ich nur, dass Sie es mir sagen, wenn Sie es jemals herausfinden sollten.«
    »Was soll ich Ihnen sagen?«
    »Was Hitler entdeckt hat. Was der Kirche solche Angst gemacht hat. Sie werden es mir doch sagen? Ich habe mein ganzes Leben lang diese ganze Scheiße geglaubt und den Dominikanern treu gedient, habe das Leben in diesem Irrenhaus von einem Kloster erduldet. Da werde ich doch wohl auch ein Recht daraufhaben, zu erfahren, warum ich meinen Glauben verloren habe. Ich wurde nämlich dazu geboren, zu glauben; es war mir in die Wiege gelegt. Und dennoch bin ich jetzt allein. So furchtbar allein.« Er starrte auf die Blechtasse in seiner Hand. »Das Blut Christi, der Leib Christi, ein einziger Leib von Lügen. Prost.«

38
     
    Miguels Gesichtsausdruck war alles zugleich: müde, zufrieden und triumphierend. Es war der gleiche Ausdruck, der in der Hexenhöhle von Zugarramurdi nach dem grotesken Geschlechtsakt mit Amy auf seinen Zügen gelegen hatte.
    »Nein, halt. Wartet… ich bin müde.« Die Nachtluft war inzwischen so kalt, dass Miguels beschlagener Atem zu sehen war. »Wir haben ja Zeit. Bukatu dut! Der Amerikaner soll uns morgen früh wärmen.«
    Angus Nairn starrte Garovillo an.
    Der erteilte seinen Männern Anweisung, Nairn, Amy und David mit dem Rücken an den Stamm einer Akazie zu ketten. Es wurden Wachen eingeteilt, und dann legte sich Miguel so plötzlich, als wäre er in Ohnmacht gefallen, auf eine Plane neben dem erlöschenden Feuer und schlief ein. Da lag er dann, reglos wie ein Stein, von Alphonses verglühendem Körper schwach gewärmt.
    »Kleine-Levin«, sagte Nairn ruhig und vollkommen ausdruckslos.
    »Was?«, flüsterte David, der neben dem Schotten an denselben Baum gekettet war.
    »Das Syndrom. Garovillos Störung … Hypersomnie, faziale Tics, extreme Gewalttätigkeit. Ich glaube, es ist Kleine-Levin.«
    »Und?«
    »Nichts und. Es ist bloß … interessant.«
    Schweigen. Dann begann Amy zu sprechen. Ihre Stimme zitterte vor Panik.
    »Angus. Egal was. Wir müssen … wir müssen unbedingt etwas tun … irgendwas …«
    Nairn nickte. »Ich weiß. Aber … was? Was können wir tun?« Niemand sagte etwas.
    Es war eine kalte, bedrückende Nacht voll verzweifelter Hilflosigkeit. David konnte nicht schlafen. All seine Gedanken waren auf eine einzige Schreckensvorstellung am Ende eines langen schwarzen Tunnels gerichtet: Bei Tagesanbruch würde er verbrannt. Er würde leiden wie Alphonse. Er hoffte, der Tod würde ihn rasch erlösen.
    David war der Einzige, der keinen Schlaf fand. Angus Nairn und Amy flüsterten ihm immer wieder tröstende Worte zu,

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