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Cagot

Cagot

Titel: Cagot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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hohe, prasselnde gelbe Flammen. Angus Nairn und Amy kauerten am Feuer und wärmten sich die Hände. Miguel lachte.
    »So ist es gut. Wärmt euch die Hände an eurem kochenden Freund! Mache ich auch.« Miguel warf seinen Helfern einen kurzen Blick zu. »Passt auf, dass sie keine Dummheiten machen.«
    Dann kam Miguel ans Feuer, um die Qualen seines Opfers aus nächster Nähe zu beobachten. Davids Augen tränten vom Rauch; seine Füße waren heiß; er konnte die Hitze an seinen Beinen spüren, als die Flammen wie die Arme penetranter Bettler an ihm hochzüngelten. Er versuchte, möglichst wenig Rauch einzuatmen. Euphorbia? Führte Amy etwas im Schilde? Er wurde fast ohnmächtig vor Angst. Er würde sterben. In seinem Kopf herrschte ein wildes Durcheinander aus unbeschreiblicher Panik und schwacher Hoffnung. Was hatten sie vor? Amy und Angus Nairn befanden sich auf der Luvseite des dichten, öligen Rauchs, der von den knackenden Zweigen aufstieg. Und sie schauten zu Miguel, der sich in Lee befand.
    Miguel atmete den Rauch ein. Und grinste gut gelaunt.
    »Was für ein Geruch. Dieser Fleischgeruch, wie Lamm. Schon ein bisschen wie Lamm, oder nicht? Könnt ihr das Holz schon riechen? Und bald auch das Fleisch. Ja? Ez? Bai? Amy? Riechst du’s? Das ist… das ist dein Freund … der da brennt… und …« Miguels Stimme war nur noch ein Murmeln, das durch die Hitze und den Rauch drang. »Jaaa … Marmatiko … er wird …«
    Erstaunt stellte David fest, dass Miguel zu wanken begann. Er torkelte taumelnd zur Seite - und sank, einer Bewusstlosigkeit nahe, in die Knie.
    Der ETA-Terrorist ging zu Boden.
    Und im selben Augenblick hatte sich Nairn auch schon wie ein Raubtier auf ihn gestürzt. Bevor jemand reagieren konnte, war der Schotte um das Feuer herum gesprungen und hatte Miguel am Hals gepackt. Gleichzeitig hatte er Miguels Pistole an sich gerissen und hielt sie ihm jetzt an seinen schlaff auf die Brust gesunkenen Kopf.
    Bereits halb bewusstlos, lallte Miguel einen unverständlichen Fluch. Seine Männer standen da wie gelähmt.
    »Keine Bewegung! Oder ich bringe ihn um!«, zischte Nairn. Niemand bewegte sich.
    Amy packte das im Sand liegende Messer, das Messer, mit dem Miguel ein Stück Fleisch aus Alphonses Bein geschnitten hatte.
    Sie sprang durch die züngelnden Flammen und durchtrennte Davids Fesseln; als sie ins Feuer fielen, zog Amy ihn vom Pfahl weg aus den Flammen.
    Angus Nairn schrie noch einmal: »Keine Bewegung! Oder ich erschieße Miguel.«
    Niemand rührte sich - außer Amy. Sie schlug auf Davids Kleider ein, auf seine rauchende Jeans und seine Stiefel. Die Flammen des Scheiterhaufens hinter ihnen fauchten wild, wie vor Wut über die ihnen verwehrte Nahrung. Amy legte eine Hand an Davids Gesicht.
    »Alles okay?«
    »Ja, ja, alles okay … alles okay …«, stieß er heftig hustend hervor.
    Währenddessen zog Nairn den halb bewusstlosen Miguel vom Feuer fort. Miguels Männer warfen sich unschlüssige Blicke zu. Was tun ohne Miguel? Ohne ihren Anführer?
    »Keine Dummheiten, ihr Arschlöcher, oder ich puste ihm die Rübe weg«, drohte Nairn. »Amy - sammle alle Autoschlüssel ein. Und dann holst du den Koffer mit den Blutproben. David … schnapp dir eine Knarre und geh zum Auto … steig in den Landrover …«
    Wieder warfen sich Miguels Männer ratlose Blicke zu, wütend, aber hilflos. Amy war rasch fertig und hielt eine Hand voller Autoschlüssel hoch.
    »Ich hab sie, Angus. Und die Blutproben auch.«
    »Dann schnell zum Auto, David!«
    Immer noch starr vor Angst, zwang David sich, zum Landrover zu rennen. Er sprang hinein, rammte den Zündschlüssel ins Schloss und startete den Motor. Inzwischen war auch Amy auf den Beifahrersitz gesprungen. Jetzt musste sich nur noch Angus Nairn in Sicherheit bringen.
    Den Lauf der Pistole immer noch an Miguels Schläfe gedrückt, zog der Schotte den leblosen Terroristen auf den Landrover zu. Sie waren bereit, loszufahren. Aber da kam Miguel plötzlich zu sich. Die betäubende Wirkung des Euphorbiarauchs ließ nach - Miguel wand sich unter Angus’ Griff. Er versuchte, sich loszureißen.
    »Angus!«
    Die Pistole des Wissenschaftlers war an Miguels Kopf gedrückt, an seine Schläfe. David ahnte, was gleich passieren würde. Auf Nairns Zügen lag grimmige Genugtuung.
    Und dann drückte er ab: eine Hinrichtung per Kopfschuss.
    Doch er hatte Miguel nicht fest genug gepackt. Im letzten Moment gelang es ihm, sich Nairns Griff zu entwinden. Und wieder einmal war er der Jentilak,

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