Cagot

Titel: Cagot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox

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verbrennen, präsentieren sie uns Eloise auf einem silbernen Tablett.«
    David spürte, wie ihn zwei von Miguels Helfern packten und grob hochzogen. Seine Knie waren so weich, dass er sofort wieder zusammensackte.
    Sie wollten ihn verbrennen. Bei lebendigem Leib. Wie Alphonse.

37

    Simon blieb wie angewurzelt stehen. Er saß in der Falle. »Sie wissen, wer ich bin?«
    »Aber natürlich.« Der Mönch lachte. »Glauben Sie etwa, wir lesen keine Zeitung? Sie haben doch über diese rätselhaften Morde in England berichtet. Ich habe Ihr Foto gesehen.«
    Simon ließ die Schultern sinken. »Aber …«
    »Ich beobachte Sie schon, seit Sie hier sind. Man hat uns gewarnt, dass jemand kommen könnte … ich bin übrigens Patrick McMahon. Paddy Thomas McMahon.«
    Simon lehnte sich gegen ein Bücherregal. Erst jetzt blickte er sich zum ersten Mal um. Viele Regale waren leer - als hätte man das Archiv geplündert.
    Der kahlköpfige Mönch nickte.
    »Und außerdem … wie Sie selbst sehen … kommen Sie sowieso zu spät.«
    »Wieso?«
    »Vor zwei Monaten waren Leute aus Rom hier. Sie haben fast alles mitgenommen.« Er griff nach einer neben seinem Stuhl stehenden Flasche und schenkte etwas Wein in eine Blechtasse. »Möchten Sie auch einen Schluck?«
    Simon schüttelte den Kopf und starrte Frater McMahon an, der mit seiner alten braunen Cordhose, dem schäbigen Pullover und den schmutzigen Turnschuhen im Moment so gar nichts Mönchisches hatte. Außerdem war er betrunken.
    »Sie haben alle Dokumente mitgenommen?«
    »Die wichtigen, ja.« McMahon lachte bitter. »Die Dokumente, die Sie in helle Begeisterung versetzt hätten. Sie waren der Meinung, dass sie ein Sicherheitsrisiko darstellten. Sie hatten eine Genehmigung des Vatikans. Dieser ganze Krempel ist so wichtig, dass es der Papst persönlich sanktioniert hat! Und als sie hier waren, sagten sie auch, dass vielleicht jemand auftauchen wird, um nach den Dokumenten zu suchen, und ich solle die Behörden verständigen, falls das der Fall wäre. Und da sind Sie. Willkommen in meiner Höhle, auch wenn es nicht mehr viel zu sehen gibt.« Wie um das Gesagte zu unterstreichen, nahm der Mönch einen kräftigen Schluck Wein. Seine Stirn legte sich in tiefe Falten, als er den Blick über die leeren Regale wandern ließ. »Sie wollten wissen, was in diesen Dokumenten stand. Richtig?«
    »Deshalb bin ich hergekommen. Aber wie Sie selbst sagen, leider zu spät.«
    »Allerdings …«
    McMahons Augen blitzten vor betrunkenem Sarkasmus. Simon spürte einen schwachen Hoffnungsschimmer zurückkehren.
    »Aber Sie können es mir sagen, richtig?« Schweigen.
    Simon ließ nicht locker. »Sie können es mir doch sagen? Nicht? Sie wissen, was in den Dokumenten stand?«
    »Also …« Der Mönch seufzte. »Ich kann Ihnen zumindest einiges dazu erzählen. Aber was spielt das jetzt noch für eine Rolle …«
    »Was genau hatte es mit den Basken auf sich? Und mit den Cagots? Wieso hat die Inquisition sie so unnachsichtig verfolgt?«
    Der Mönch nickte. Und legte den Kopf auf die Seite. Einen Moment schien er nachzudenken, seine Optionen abzuwägen.
    »An alles kann ich mich nicht mehr erinnern«, begann er, »aber ich kann Ihnen zum Beispiel den Grund dafür nennen, weshalb sie die Hexenverbrennungen im Baskenland eingestellt haben. Das Dokument, das sich darauf bezog, wollten sie unbedingt mitnehmen.«
    »Und?«
    Ein trauriges, weingefärbtes Lächeln.
    »Sie haben sie eingestellt … weil die Kirche fürchtete, die Basken könnten die zweiten Juden werden. Noch mehr Söhne Harns.«
    »Wie bitte? Das müssen Sie mir genauer erklären.«
    »Die Inquisition und die Kardinäle befürchteten, es könnte zu … weiteren Unterteilungen des unteilbaren Chores der Menschheit kommen, wie es in einem dieser Dokumente ausgedrückt wurde. Interessant, nicht? Natürlich basieren diese Befürchtungen auf gewissen … versteckten Andeutungen in der Bibel und im Talmud - und in kirchenväterlichen Texten.«
    »Die Verfluchung Kanaans? Der Same der Schlange?«
    »Richtig.« McMahon lächelte, Weinseligkeit gepaart mit Melancholie. »Besser könnte man es nicht auf den Punkt bringen. Zweitausend Jahre lang schlagen sich Gelehrte, Geistliche und Kardinäle jetzt schon mit den beunruhigenden und …«, er rülpste dezent, »… mit den beunruhigenden und verwirrenden Konsequenzen der Lehre vom Samen der Schlange herum: also mit der Möglichkeit der Existenz nicht adamitischer Menschen, sozusagen einer zweiten menschlichen