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Cagot

Cagot

Titel: Cagot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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wenn man die Maschine nicht früh genug zum Stehen bringt, landet man im Meer.« Er lachte leise. »Und jetzt gut festhalten, Gentlemen.«
    Es war der steilste Landeanflug, den Simon je in einem Flugzeug gemacht hatte: Sie tauchten Kopf voran auf die Landepiste hinab, als wollten sie die Wiesen mit dem Propeller umpflügen. Doch dann riss Nicholson mit aller Kraft am Steuerknüppel, und die Maschine hob die Nase, und im selben Moment kamen sie auch schon zehn Meter vor den bedrohlich hohen Wellen zum Stehen.
    Tomasky war sich nicht zu blöd, zu applaudieren. »Klasse Landung.«
    »Danke«, sagte der Pilot. »Schauen Sie, hier ist die Witwe Holbourne. Und Hamish Leask.«
    Die rotbackigen Einheimischen klopften Nicholson bereits auf die Schulter und halfen ihm, die Fracht aus dem Laderaum des kleinen Flugzeugs zu heben; ein paar von ihnen nickten DCI Sanderson respektvoll zu. Ein großer rothaariger Mann in Polizeiuniform kam auf sie zu und stellte sich den Scotland-Yard-Ermittlern vor.
    »Hamish Leask. Northern Constabulary.« Sanderson lächelte höflich.
    »Stimmt, wir haben bereits miteinander telefoniert. Hallo!« Er deutete auf Simon. »Das ist der Journalist, von dem ich Ihnen erzählt habe. Simon Quinn. Er berichtet für den Telegraph über den … Fall.«
    »Och, ja. Eine richtige Zeitung.« Leask schüttelte Simon mit zerquetschender Kraft die Hand. Bevor der Journalist antworten konnte, schaltete sich Nicholson ein.
    »Schreckliche Geschichte das, Hamish. Schreckliche Geschichte.«
    Leask nickte. Ohne ein Wort. Dann wandte er sich seinen Gästen zu. »Also gut, Leute - sollen wir uns gleich an die Arbeit machen?«
    »Ja, bitte.«
    »Ich bin mit Jimmys Auto hier. Wirklich nett von ihm. Es steht dort drüben.«
    Die fünf Männer gingen über die Wiese auf einen blauen, extrem schmutzigen Geländewagen zu. Im Inneren des Range Rover roch es nach Torf, Hunden und Schafzucht.
    Sie fuhren an einem kleinen Hafen vorbei. Auf dem steinigen Strand lagen kleine, zur Seite gekippte Holzboote, wie Betrunkene, die auf einer Parkbank ihren Rausch ausschliefen. Das größte Boot von allen, ein roter Schlepper mit stählernem Rumpf, schwebte groteskerweise in der Luft. Er wurde von einer riesigen Metallklaue buchstäblich aus dem eisigen Hafenwasser gehoben.
    »Sie müssen das Boot aus dem Wasser hieven, sonst wird es bei Sturm zerdeppert«, erklärte Leask ihnen.
    »Aber …«, sagte Simon. »Es ist doch aus Stahl.«
    Jimmy Nicholson lachte. »Da sollten Sie mal die Stürme auf Foula erleben.«
    Die Straße führte durch Wiesen, die dort, wo der Torf brutal aus der Nabe gestochen worden war, von dunkelbraunen Erdflecken durchsetzt waren. Schafe mummelten an dem salzigen Gras.
    Schließlich holperten sie um eine Kurve, hinter der die Straße in einen Feldweg überging; ein paar bescheidene, schmutzig weiße Cottages blickten von den letzten Wiesen aufs Meer hinaus - einige sahen unbewohnt aus, einige hatten rauchende Schornsteine. Aber alle wirkten sie unterwürfig und schreckhaft, wie sie sich unter dem strafenden Wind duckten, wie Hunde, die von ihrem brutalen Besitzer zu oft geschlagen worden waren.
    Die kurze Zufahrt zu Charpentiers kleinem Anwesen - dem Tatort, wie es schien - war stark aufgeweicht. Simon war froh, dass er seine Wanderstiefel anhatte.
    »Nur zu Ihrer Beruhigung«, sagte der Shetland-Inspektor. »Wir haben nichts angefasst, seit wir sie entdeckt haben.«
    Trotzdem fragte Sanderson nach:
    »Sie liegt da also noch genau so, wie man sie gefunden hat?«
    »Ja. Und ich kann Ihnen sagen: Machen Sie sich auf was gefasst. Die Leiche wurde von einer Freundin entdeckt. Edith Tait. Eine andere alte Frau. Sie lebt in dem Cottage dort hinten. Mittlerweile wohnt sie allerdings bei jemandem auf der anderen Seite der Insel.«
    Leask blickte von einem Gesicht zum nächsten; er machte eine theatralische Pause. »Sollen wir?«
    Alle nickten; Hamish Leask öffnete eine zweite Tür, und Simon blickte sich rasch um. Die Einrichtung des Zimmers war spartanisch; neben einem Gemälde der Queen hing das Foto eines Papstes. Und da war die Leiche. Sie lag neben dem Kamin auf dem Boden.
    Die alte Frau trug eine Art Morgenmantel. Unterhalb des Halses schien ihr Körper unangetastet; ihr graues Haar war lang. Sie war dunkelhäutig und barfüßig. Es waren ihr Gesicht und die Schultern, die ein grausames Bild boten.
    Ihr Gesicht hing in Fetzen. War buchstäblich in Fetzen geschnitten: von Stirn und Wangen hingen Hautstreifen; die

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