Caitlin, du bist zauberhaft
wovon ich wissen sollte?“
„Einiges“, erwiderte Caitlin und dachte an den ärztlichen Kunstfehler, den Fall, der sie einen Teil der Nacht über beschäftigen würde. Die nötige Besprechung konnte jedoch warten. „Am Wochenende reden wir darüber.“
Nathan folgte ihr zur Haustür. „Irene hat übrigens vorhin versucht, mich mit Blicken zu töten.
Wahrscheinlich war sie nur wegen Isabelle einigermaßen höflich zu mir. Dafür ist sie vor Neugierde fast geplatzt.“
„Sie weiß noch nichts über Isabelle. Ich habe ihr nur gesagt, dass Sie verreist sind, weil Sie sich um persönliche Angelegenheiten kümmern müssen. Wahrscheinlich denkt sie, die Kleine wäre zu Besuch hier. Wenn Sie Irene alles erklären, wird sie schon Verständnis aufbringen.“
„Sie denkt also, ich hätte mir gerade im Disneyland von Kalifornien eine schöne Zeit gemacht?“
„So ungefähr“, räumte Caitlin ein. „Ich konnte schließlich nicht mit ihr über Ihre persönlichen Probleme reden.“
„Gut zu wissen, dass unsere Büroleiterin eine dermaßen hohe Meinung von mir hat“, beschwerte Nathan sich.
„Sie haben aber auch nichts getan, um diese Meinung zu widerlegen“, hielt Caitlin ihm vor. „In ihrer Anwesenheit sind Sie entweder mundtot oder ergreifen die Flucht. Und Sie bringen ihr ständig den Terminkalender und die Büroorganisation durcheinander. Dabei ist Irene in diesen Dingen sehr genau.“
„Was bin ich doch für ein schlimmer Mensch“, entgegnete Nathan. „Was wird sie wohl sagen, wenn sie hört, dass ich ein kleines Kind zu mir genommen habe? Vermutlich hält sie mich für übergeschnappt und außerdem für ungeeignet, ein Kind zu erziehen.“ Weil Caitlin von seiner diesbezüglichen Eignung selbst nicht so ganz überzeugt war, schwieg sie lieber.
Als sie die Tür öffnen wollte, hielt Nathan ihre Hand fest. Er war Caitlin jetzt so nahe, dass sich ihre Arme berührten. Ernst blickte er seine Partnerin an. „Bevor Sie gehen, möchte ich mich noch für alles bedanken, was Sie heute Abend für mich getan haben.“
„Nicht nötig“, wehrte sie befangen ab. „Ich habe gern geholfen.“
„Nein, ich meine es ehrlich“, versicherte Nathan. „Ich habe Ihre Hilfe und Ihre Nähe gebraucht. Sie waren meine moralische Stütze, auch wenn Sie ständig meinen Verstand in Frage stellen.“ Sie waren sich jetzt so nahe, dass ihre Gesichter nur noch eine Handbreit voneinander entfernt waren.
Diese Nähe verursachte Caitlin Herzklopfen. „Das machen Geschäftspartner schon mal füreinander.“
„Nein, das machen Freunde füreinander“, verbesserte er sie. „Danke, dass Sie sich heute Abend als wahre Freundin gezeigt haben, Caitlin.“
Vielleicht sollte es wirklich nur ein freundschaftlicher Wangenkuss sein, doch seine Lippen fühlten sich warm an und waren ihren Lippen sehr nahe. Die Verlockung, den Kopf zu drehen, war so stark, dass Caitlin schnell zurückwich, als hätte Nathan sie verbrannt.
„Ich… ja, also… bis morgen“, stammelte sie verlegen und tastete nach dem Türknauf.
Nathan gab den Weg frei, aber sie spürte seine Blicke im Rücken. Und sie kam sich schrecklich albern vor, weil sie geradezu ins Freie floh. Sie drehte sich kein einziges Mal um, sprang in ihren Wagen und fuhr an. Doch selbst als sie schon weit weg war, fühlte sie sich noch immer von Nathan beobachtet.
Wahrscheinlich fragte er sich, was bloß mit ihr los war, und das Gleiche fragte sie sich selbst. Es war nur ein freundschaftlicher Wangenkuss gewesen – und sonst nichts.
Das sind die Auswirkungen einer stressreichen Woche, sagte Caitlin sich und hielt das Lenkrad dermaßen fest, dass es schmerzte. Dazu kam der Schock, dass Nathan plötzlich ein allein erziehender Vater geworden war. Daher stammte diese Überreaktion.
Schon möglich, dass sie sich in den letzten Monaten mehrmals vorgestellt hatte, wie es wäre, von ihrem aufregenden Partner geküsst zu werden, doch mit der Reaktion heute Abend hatte das nichts zu tun. Das redete sie sich zumindest ein, während sie etwas zu schnell nach Hause fuhr.
„Lila ist meine Lieblingsfarbe, Nate. Kann ich eine lila Bettdecke haben?“
„Kleines, du kannst jede Bettdecke haben, die dein Herz begehrt, aber wenn du dich mit dem Haferbrei nicht beeilst, bist du nicht fertig, wenn Miss Caitlin dich abholt.“ Gehorsam schaufelte Isabelle den nächsten Löffel Brei in den Mund. „Warum kannst du nicht mit uns einkaufen?“ fragte sie, nachdem sie geschluckt hatte.
„Das habe
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