Caitlin, du bist zauberhaft
sie bemerkte nur: „Wir werden uns alle Mühe geben.“
„Natürlich. Also, der wichtigste Punkt heute Vormittag ist…“
„…eine Besprechung mit mir?“ fragte Nathan, der in einem dunklen Anzug hereinkam. Das dunkelblonde Haar hatte er aus dem Gesicht gekämmt, und er lächelte. Hinter ihm folgte ein blonder Kobold in einer bunten Jacke und mit einem prall gefüllten lila Rucksack. Nathan wandte sich an die Büroleiterin. „Isabelle bleibt heute bei uns. Während ich mit meinen Mandanten spreche, kann sie sich ja in den Aufenthaltsraum zurückziehen. Sie hat Malbücher, Buntstifte und Spielzeug mitgebracht.
Heute habe ich keinen Gerichtstermin und kann daher gut auf sie aufpassen.“
„Und morgen?“ fragte Caitlin. „Morgen Vormittag sind Sie bei Gericht.“ Er warf einen Blick auf Isabelle. „Ich habe noch nicht…“
„Ich bringe Isabelle in den Aufenthaltsraum“, bot Irene an. „Wir haben frischen Orangensaft im Kühlschrank und einen Fernseher, wenn du dir ein paar Kindersendungen ansehen willst.“ Isabelle wandte sich fragend an Nathan, der ihr zunickte. „Geh mit Mrs. Mitchell, Kleines. Ich muss nur kurz mit Miss Caitlin reden. Wenn du mich brauchst, bin ich hier.“
„Du gehst nicht weg?“ fragte das Kind besorgt.
„Bestimmt nicht“, versprach er. „Sollte ich es versuchen, wird Miss Caitlin mich am Schreibtisch festbinden.“
„Und notfalls setze ich mich auf ihn“, fügte Caitlin hinzu und brachte Isabelle damit wieder zum Lächeln. Caitlin selbst lächelte jedoch nur, bis sie allein waren. „Also, was machen Sie morgen?“
„Weiß ich noch nicht“, räumte er ein. „Ich bin nur vormittags bei Gericht. Mandy oder Loretta könnten Isabelle im Auge behalten, bis ich wieder hier bin. So viel Mühe macht das nicht.“
„Nathan, Sie können nicht täglich ein kleines Mädchen in eine Anwaltskanzlei mitbringen. Selbst wenn Isabelle nicht stört, ist das nicht die richtige Umgebung für sie. Was soll sie denn machen? Den ganzen Tag malen und fernsehen?“
„Ja, in Ordnung, ich muss mir etwas anderes für sie einfallen lassen.“ Caitlin griff zum örtlichen Telefonbuch. „Rufen Sie eine Kindertagesstätte an.“
„Eine Tagesstätte?“ fragte Nathan mit Unbehagen in der Stimme.
„Oder kennen Sie jemanden, der sich privat um sie kümmern könnte?“
„Nein“, gestand er.
„Suchen Sie eine gute Vorschule, damit Isabelle geistig gefordert wird. Sie fängt ja schon zu lesen an und ist für ihr Alter unglaublich weit.“
„Vorschule“, wiederholte Nathan zufrieden. „Das klingt schon besser.“
„Denken Sie darüber nach und suchen Sie etwas aus dem Branchenbuch. Sie haben bis zur ersten Besprechung noch Zeit. Mein Mandant kommt in wenigen Minuten.“
„Und das war der Wink mit dem Zaunspfahl, dass ich gehen soll.“ Caitlin hatte bereits die Akte geöffnet. „Wie klug Sie doch sind.“
„Dann telefoniere ich in meinem Büro.“
„Bis später.“ Caitlin blickte in ihre Unterlagen, bis sich die Tür hinter Nathan schloss. Dann erinnerte sie sich daran, wie er ihr beim Eintreten zugelächelt hatte. Prompt war ihr ein wohliger Schauer über den Rücken gelaufen.
Verärgert schüttelte sie den Kopf, weil sie sich schon wieder durch Gedanken an Nathan von der Arbeit ablenken ließ.
Außerhalb der Kanzlei hatte Caitlin seit dem Umzug nach Honesty eine gute Freundin gefunden.
Lindsey Newman war ihre Nachbarin und von Beruf Vertreterin eines ortsansässigen Herstellers, deswegen reiste sie viel. Wann immer Lindsey in der Stadt war, trafen sich die beiden. In Honesty gab es nicht viele allein stehende Frauen ihres Alters, und Caitlin war gern mit Lindsey zusammen.
Am Montagabend trafen sie sich in ihrem Lieblingsrestaurant. Caitlin fuhr direkt von der Kanzlei aus hin und wurde von Lindsey mit einem strahlenden Lächeln begrüßt. „Hey, Fremde!“ Caitlin stellte die Tasche neben dem Stuhl auf den Boden. „Wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen, nicht wahr? Heute Abend kann ich mich zum ersten Mal seit einer halben Ewigkeit entspannen, obwohl daheim ein Stapel Arbeit auf mich wartet.“
„In meinen Augen bist du geradezu süchtig nach Arbeit.“
„Das sagt ausgerechnet eine Frau, die fast einen Monat lang unterwegs ist, um jedem kleinen Sportgeschäft zwischen hier und Austin Fischköder zu verkaufen.“ Lindsey lachte. „Angeln ist im Moment sehr angesagt. Die Händler reißen mir die Köder geradezu aus den Händen, und ich muss mich
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