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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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einem Ende an einem flachen Goldplättchen befestigt war; das andere ging in einen Haken aus. Man konnte deutlich sehen, daß der Haken gewaltsam aufgebogen worden sein mußte.
    Mucius nahm Antonius die Kette weg und zeigte sie Xantippus.
    „Ist das deine Kette?" fragte er.
    „Nein", sagte Xantippus und betrachtete sie eine Weile nachdenklich. Plötzlich lachte er kurz auf und sagte: „Aber ich weiß jetzt, wem sie gehört."
    „Wem?" riefen die Jungen gespannt.
    „Sie gehört dem Einbrecher", sagte Xantippus.
7. Kapitel
Mucius starrt wie gebannt auf die Tageszeitung
    „Ich erinnere mich jetzt", sagte Xantippus. „Ich wollte den Einbrecher am Hals packen, bekam aber etwas Hartes zu fassen, das abriß. Das muß die Kette gewesen sein. Sie ist wohl zufällig unter den Schrank geraten." Er schaute die Kette noch einmal genau an und fuhr dann fort : „Solche Ketten trägt man am Kragen eines Wettermantels, um ihn am Hals schließen zu können. Seht hier! Mit dem Plättchen war es am Kragen angenäht. In den Löchern hängen sogar noch ein paar Wollfädchen. Zu der Kette gehört wahrscheinlich noch ein zweites Plättchen mit einer Öse für den Haken. Dadurch, daß ich an der Kette gerissen habe, ist der Haken gradegebogen worden und aus der Öse geschlüpft. Die Kette ist übrigens sehr kunstvoll gearbeitet."
    „Was sind das für komische Zeichen?"fragteAntonius und tippte mit dem Finger auf das Goldplättchen.
    „Du solltest dir manchmal die Hände waschen", sagte Xantippus mißbilligend. „Die Gravierungen auf dem Plättchen sind Hieroglyphen, eine altägyptische Bilderschrift."
    „Wir brauchen doch nur herauszubekommen, wem die Kette gehört, dann wissen wir, wer der Einbrecher ist", rief Mucius hoffnungsvoll.
    „Lächerlich", sagte Xantippus. „Rom hat eine halbe Million Einwohner. Wie willst du da den Mantel finden, der zu der Kette gehört? Nein, schlag dir das aus dem Kopf! Da! Behalt die Kette, ich schenke sie dir."
    Mucius steckte hocherfreut die Kette in seine Tasche. Die Negerin kam mit einem Stapel feuchter Tücher herein, um dem Kranken einen frischen Umschlag zu machen, und nun schickte Xantippus die Jungen fort.
    Als sie auf dem Rückweg das Forum überquerten, kamen sie zufällig an der großen Sonnenuhr hinter der Rednertribüne vorbei und sahen, daß schon die dritte Stunde des Tages begonnen hatte.
    „Wir müssen uns beeilen", meinte Julius, „Rufus wartet sicherlich schon verzweifelt auf uns." „Rufus kann warten", sagte Mucius. „Wir müssen zuerst zu Vinicius."
    „Zu Vinicius?" riefen die andern überrascht.
    „Ja", sagte Mucius, „wir müssen verhindern, daß er zum Stadtpräfekten geht. Wir sagen ihm, daß Rufus' Handschrift gefälscht worden ist und daß Rufus unschuldig ist." „Er wird uns kein Wort glauben, weil wir Rufus' Freunde sind", sagte Publius.
    Das dämpfte den Unternehmungsgeist der andern beträchtlich.
    „Hm" , brummte Mucius, „daran hab' ich noch nicht gedacht."
    „Wie war' folgendes?" schlug Julius vor. „Wir holen die Schreibtafel, auf die Rufus vorhin noch einmal ,Caius ist ein Dummkopf' geschrieben hat, und ich bitte meinen Vater, mit mir zum Tempel zu gehen und die beiden Schriften miteinander zu vergleichen. Ihr wißt, mein Vater ist ein berühmter Richter, er wird sofort sehen, daß die Schrift gefälscht ist, und ich lasse mir einen Brief von ihm geben, und mit dem Brief gehen wir zu Vinicius."
    „Wie lange wird das dauern?" fragte Mucius.
    „Ein paar Tage", sagte Julius kleinlaut.
    „So lange?" rief Mucius verblüfft.
    „Mein Vater ist in Pompeji", sagte Julius. „Er hat ein großes Gladiatorenfestspiel für die Bevölkerung gestiftet und mußte hinfahren."
    „Darauf können wir nicht warten", sagte Mucius. „Vinicius ist doch auch Richter gewesen", sagte Flavius. „Vielleicht kann er selber die Schriften vergleichen?"
    „Ein lobenswerter Vorschlag", sagte Mucius anerkennend. Flavius strahlte. Nun wurde Publius beauftragt, die Schreibtafel von Rufus zu holen und sich mit den andern vor der Villa Vinicius zu treffen. Publius war nämlich ein großartiger Schnelläufer; er hatte lange, dünne Beine und war den andern bei allen "Wettrennen immer weit voraus. Publius war sehr geschmeichelt über den wichtigen Auftrag und schoß wie ein Pfeil davon.
    Das Forum war mittlerweile lebendig geworden. Es wimmelte von Menschen, und aus allen Seitenstraßen kamen immer mehr dazu. Es war ein Summen und Lärmen wie beim Wagenrennen im Circus Maximus.

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