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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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Uberall standen kleinere oder größere Gruppen von Bürgern und diskutierten lebhaft miteinander. Ihre Togen bauschten sich im Wind.
    Vor dem massigen Gebäude des Staatsarchivs war ein besonders großer Menschenauflauf entstanden, und die Jungen rannten neugierig hin und drängten sich rücksichtslos nach vorne durch. Aber sie waren sehr enttäuscht; es gab weiter nichts zu sehen als die Tageszeitung, die soeben von zwei Beamten des Zensors ausgehängt worden war. Auf dem großen weißen Plakat standen in Schönschrift die neusten Nachrichten angeschrieben, und die Leute waren von allen Seiten herbeigeströmt, um sie zu lesen.
    In der vordersten Reihe standen mehrere gutgekleidete Sklaven, die Kopisten reicher Patrizier, und schrieben die Nachrichten mit erstaunlicher Schnelligkeit auf gebündelte Wachstafeln ab. Sie beeilten sich so sehr, damit ihre vornehmen Herrschaften die Zeitung so rasch wie nur irgend möglich ins Haus bekämen.
    Antonius, Flavius und Julius wollten weitergehen, sie hatten größere Sensationen erhofft als die „langweilige" Tageszeitung, doch Mucius rührte sich nicht und starrte wie gebannt auf das Plakat.
    „Da steht etwas vom Minervatempel", flüsterte er den andern zu. „Wo?" rief Flavius. „Pst! Nicht so laut!" zischte Mucius. „Da! Zwischen den anderen Meldungen, in der Mitte!"
    Die Schrift auf dem Plakat war klein, und Antonius, Julius und Flavius brauchten eine Weile, ehe sie die Nachricht entdeckten. Dann lasen sie erschrocken folgende Meldung:
    Heute nacht hat eine freche Bubenhand den zu Ehren unseres Kaisers errichteten Minervatempel auf dem Esquilinus entweiht. Auf die östlich gelegene Tempelmauer ist mit roter Farbe CAIUS IST EIN DUMMKOPF geschmiert worden. Diese ruchlose Tat wird bei jedem anständig gesinnten Bürger unserer Stadt gewisse Empörung hervorrufen. Es ist höchste Zeit, daß gegen die Verwahrlosung unserer heutigen Jugend von Seiten der Behörden energische Maßnahmen ergriffen werden. Der Tempel liegt gegenüber der Villa des ehrenwerten Senators Vinicius. Wir gehen wohl nicht fehl, wenn wir annehmen, daß die Schmähschrift sich gegen dessen Sohn Caius richtet. Der junge Vinicius ist übrigens ein Schüler der wohlbekannten Xanthosschule. Was liegt näher, als in dem Täter einen seiner Mitschüler zu vermuten, mit dem er vielleicht verzankt ist? Wir hoffen, daß der Senator seinen Sohn so rasch wie möglich ins Gebet nimmt, um den Schuldigen zu ermitteln, und diesen unverzüglich der Polizei ausliefert. Die öffentliche Meinung wird nicht eher ruhen, bis der jugendliche Verbrecher hinter Schloß und Riegel sitzt.
    Ein Verehrer des Kaisers
8. Kapitel
Claudia langweilt sich gerade entsetzlich
    Die Jungen blickten sich ängstlich um, aber die Leute merkten zum Glück nicht, daß die Xanthosschüler mitten unter ihnen waren.
    Antonius sagte gepreßt: „"Wenn sie uns erkennen, reißen sie uns in Stücke."
    Flavius erbleichte und machte sich so klein wie möglich.
    „Folgt mir unauffällig!" flüsterte Mucius, dann schlenderte er absichtlich langsam auf die Marmortreppe zu und stieg harmlos pfeifend die Stufen zwischen den Säulen hinauf. Die andern taten wie er, aber oben angekommen, rannten sie in wilder Flucht den Gang lang bis zum Ende, sprangen die Stufen hinunter und machten einen großen Bogen um das Forum. Erst als sie die Suburagasse erreicht hatten, fühlten sie sich einigermaßen sicher und verlangsamten ihre Schritte.
    „Habt ihr die Sklaven gesehen, die die Nachrichten abschrieben?" sagte Publius. „Jetzt weiß bald ganz Rom, daß Caius ein Dummkopf ist."
    „Vielleicht war auch der Kopist von Vinicius dabei", meinte Flavius besorgt.
    „Bestimmt sogar", rief Mucius. „Wir müssen ihm zuvorkommen, rasch!" Und er setzte sich wieder in Trab.
    Vor der Villa Vinicius wartete Publius auf sie.
    „Du bist ein wahrer Marathonläufer", lobte Mucius ihn. „Pah! Ich bin ganz langsam gelaufen", sagte Publius, heftig schnaufend. „Was hat Rufus dazu gesagt, daß seine Schreibtafel in der Schule gestohlen worden ist?" fragte Julius. „Nichts", erwiderte Publius. „Er hat geschlafen. Ida hab' einfach die Schreibtafel genommen und bin losgerannt."
    Mucius zog an einem bronzenen Ring an der Eingangstür, und ein stämmiger, uniformierter Türhüter öffnete. Er sah aus wie ein ehemaliger Gladiator.
    „Was wollt ihr?" fragte er grob.
    „Wir müssen den Senator sprechen", sagte Mucius.
    Der Türhüter zog erstaunt die Augenbrauen hoch. „So, da könnte

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