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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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bloß. Seltsamerweise waren seine Haare ganz naß, als ob er den Kopf gerade in einen Kübel Wasser gesteckt habe.
    „Was ist los? Warum starrt ihr mich so komisch an?" fragte er ängstlich.
    „Du mußt fliehen!" sagte Mucius.
    Rufus erblaßte. „Fliehen? Wie .. . wieso?" stotterte er.
    „Na, du weißt doch —", brummte Publius unfreundlich.
    „Ich weiß nichts", murmelte Rufus schwach.
    Antonius beugte sich vor und flüsterte: „Du bist in Lebensgefahr. Weil du das an die Tempelwand geschrieben hast."
    Rufus riß erstaunt die Augen auf. „Ich soll was an eine Tempelwand geschrieben haben? Seid ihr verrückt? Was? An welche Tempelwand?"
    „Lüg nicht", sagte Julius streng. „Du hast ,Caius ist ein Dummköpf' an den Minervatempel geschrieben. Weißt du denn nicht, daß der Tempel dem Kaiser geweiht ist?"
    Rufus blickte seine Freunde der Reihe nach fassungslos an. Plötzlich grinste er. „Ihr wollt mich nur zum besten halten?" sagte er. „Ha, darauf fall' ich nicht rein."
    „Wir sind nicht hergekommen, um Witze zu machen", sagte Mucius zornig. „Die Sache ist viel zu ernst. Rasch, zieh dich an und komm mit!"
    Jetzt wurde Rufus wild. „Laßt mich in Ruhe!" brüllte er. „Ich schwöre, ich habe nie etwas an irgendeine Tempelwand geschrieben. Das muß jemand anders gewesen sein. Und wenn ihr mir nicht glaubt, könnt ihr mir den Buckel runterrutschen!"
6. Kapitel
Rufus ist froh, daß er so schreiben kann, wie er schreibt
    Die Jungen waren verblüfft. Sie hatten Rufus bisher für den Täter gehalten und überhaupt nicht daran gedacht, daß es vielleicht auch jemand anders gewesen sein könnte.
    „Schwöre!" sagte Mucius. „Ich schwöre", wiederholte Rufus fest und hob die rechte Hand hoch. Mucius schaute jetzt mißtrauisch die andern an. „Und ihr?" fragte er drohend. „Ich bin es bestimmt nicht gewesen", sagte Publius mit sauertöpfischer Miene. „Ich habe Caius schon so oft gesagt, daß er ein Dummkopf ist, daß ich es nicht auch noch an die "Wand schreiben muß."
    „Vielleicht ist es ein Sklave von Vinicius gewesen", sagte Antonius. „Der Sklave hat eine große Wut auf Caius gehabt, weil Caius ihn geärgert hat. Caius hat ihn nachts im Dunkeln erschreckt oder ihm heimlich eine Bürste ins Bett gelegt. Aus Rache hat der Sklave, ,Caius ist ein Dummkopf' an die Tempelmauer geschrieben."
    „Kein Sklave in Rom wird es wagen, einen Tempel zu entheiligen", rief Julius empört.
    Doch Antonius ließ sich nicht beirren. „Der Sklave wußte nicht, daß es ein Tempel ist", fuhr er fort. „Er ist neu. Er ist soeben erst als Kriegsgefangener aus Asien gekommen. Oder aus Spanien. Nein, er ist aus Germanien gekommen. Die Germanen sollen keine Tempel kennen. Sie opfern ihren Göttern unter hohen, dicken Bäumen, nachts im Mondschein. Dazu tanzen und singen sie und trinken aus Büffelhörnern."
    „Wenn der Sklave neu ist, kann er nicht lateinisch schreiben", sagte Publius höhnisch lachend.
    Antonius schwieg und kratzte sich erstaunt hinterm Ohr.
    „Wir sind blöd", sagte Julius gedehnt und schielte etwas ängstlich auf Rufus. „Claudia hat doch erzählt, daß Caius Rufus' Handschrift sofort erkannt hat." „Das ist eine Lüge", schrie Rufus aufgebracht. „Wie kann es meine Handschrift sein, wenn ich es nicht gewesen bin." Mucius runzelte die Stirn und sagte: „Caius behauptet aber, daß er deine Handschrift ganz genau kennt." Rufus lachte gezwungen. „Haha, Caius ist viel zu dumm dazu. Er kann ja noch nicht einmal richtig lesen." Doch seine Freunde lachten nicht mit, sondern blickten ihn forschend an.
    Rufus verstummte und dachte angestrengt nach. Plötzlich atmete er erleichtert auf und rief: „Ich kann euch beweisen, daß es nicht meine Handschrift ist."
    „Wie?" fragte Mucius.
    „Gebt mir eine Schreibtafel!" sagte Rufus. „Ich schreibe ,Caius ist ein Dummkopf' drauf, und dann seht ihr sofort, daß meine Handschrift ganz anders ist als die an der Tempelwand."
    Das klang überraschend einfach, und Mucius war damit einverstanden. Rufus bekam einen Griffel und eine Schreibtafel und mußte ,Caius ist ein Dummkopf' in das Wachs hineinkritzeln.
    „Du darfst aber deine Handschrift nicht verstellen", warnte Julius ihn.
    „Und schreib recht groß, so wie du es gestern abend in der Schule auf deine Schreibtafel geschrieben hast!" verlangte Mucius.
    Rufus nickte bejahend. Er saß vornübergebeugt im Bett, hielt den Kopf schief und schrieb. Dabei machte er vor Anstrengung seltsame Grimassen und fuhr mit der

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