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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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rote Farbe getaucht und über die Rillen gestrichen. Dadurch stand nachher ,Caius ist ein Dummkopf' genau so an der Wand, wie Rufus es geschrieben hat."
    Es dauerte eine Weile, bis die andern begriffen, was er meinte, aber dann jubelten sie. Julius hatte das Rätsel gelöst. Flavius und Antonius führten einen Freudentanz auf. Mucius strahlte und schlug Julius anerkennend auf die Schulter. „Du bist ein Genie", sagte er.
    Nur Caius hatte kein Wort verstanden, aber das hatte auch niemand erwartet. Sogar Publius fand diesmal nichts auszusetzen. „So etwas ähnliches hatte ich mir auch schon gedacht", sagte er, sauersüß grinsend.
    „Gebt den Brief her!" rief Mucius. „Wir müssen das dazuschreiben. Rufus wird heute noch freigelassen."
    Flavius mußte sich wieder an den Tisch setzen, und Julius und Mucius diktierten ihm den Nachsatz über die Schriftfälschung. Aber bevor Flavius den letzten Satz beenden konnte, ertönte eine ihnen wohlbekannte Stimme vom Eingang her: „Habe ich euch endlich erwischt, ihr Teufelskerle!" Und Xantippus kam, auf einen Stock gestützt, hereingehumpelt.
    Die Jungen starrten ihn fassungslos an. Xantippus in höchsteigener Person! Was konnte ihn veranlaßt haben, sie in ihrer Höhle aufzusuchen? Sicherlich nichts Angenehmes.

    Xantippus fing auch gleich an zu schimpfen. „Wenn mir Rompus nicht gesagt hätte, daß ihr vielleicht in eurer Höhle seid", sagte er, „hätte ich euch nie gefunden. Das sind ja schöne Geschichten, die ich zu hören bekommen habe!" Er humpelte ächzend auf sie zu, blieb stehen und blickte sich nach einer Sitzgelegenheit um.
    Mucius nahm rasch eine Kiste und bot sie ihm an.
    Xantippus ließ sich behutsam darauf nieder, er schaute sich mißbilligend in der Höhle um, die nicht gerade ein Musterbild an Ordnung war, und fuhr fort: „Rufus' Mutter und Rompus sind bei mir gewesen. Sie hatten gehofft, euch dort zu finden, und waren sehr enttäuscht, daß ihr nicht da wart. Livia hat mir alles erzählt und mich um Hilfe gebeten. Ich habe ihr gesagt, daß ich nicht viel tun kann, da ich kein römischer Bürger bin, aber ich habe ihr versprochen, wenigstens euch auf den Trab zu bringen. Mein Bein ist zwar immer noch nicht gesund, aber ich bin euch doch sogleich suchen gegangen. Ich mußte mir eine Sänfte mieten mit zwei Trägern. Sie warten draußen auf mich. Jede Minute kostet mich Geld. Also, rasch! Was hat Lukos gesagt?"
    Die Jungen schwiegen verlegen. Schließlich murmelte Julius: „Lukos hat nicht hellsehen wollen." „Aber wir haben selber rausgefunden, daß Rufus unschuldig ist", rief Mucius stolz.
    „So?" sagte Xantippus. „Warum seid ihr dann nicht sofort zu Livia gegangen, wie verabredet? Was ist das für ein rücksichtsloses Benehmen?"
    „Wir haben erst einen Brief an den Kaiser geschrieben", sagte Julius. Xantippus zog erstaunt seine buschigen Augenbrauen hoch. „Ihr habt an den Kaiser geschrieben? Warum?" „Wir haben ihm bewiesen, daß Rufus unschuldig ist, und um Gnade gebeten", sagte Mucius.
    „Wo ist der Brief?" fragte Xantippus.
    „Hier", sagte Mucius und gab ihm das Buch, auf das Flavius hinten den Brief geschrieben hatte.
    Xantippus setzte sich näher zum Licht, rollte das Pergament auf und las laut: „Wann o Catilina, wirst du aufhören, unsere Geduld zu mißbrauchen? Wie lange noch willst du uns mit deinem Wahnwitz verhöhnen? Wird deine ungezügelte Frechheit, mit welcher du dich auch noch großtust, niemals zu Ende sein?" Xantippus brach ab, schaute verständnislos seine Schüler an und fragte stirnrunzelnd: „Was soll das bedeuten?"
    „Es ist eine Rede von Cicero", sagte Julius.
    „Was hat das mit Rufus zu tun?"
    „Wir haben den Brief hinten draufgeschrieben", sagte Mucius.
    „Das hättet ihr mir ja gleich sagen können", brummte Xantippus verärgert. Er drehte die Rolle um und las schweigend den Brief. Dann blickte er auf und fragte drohend: „Wer hat das geschrieben?"
    „Ich", gestand Flavius.
    „Eine Schandarbeit", fuhr Xantippus ihn an. „Es wimmelt nur so von Fehlern. Deine Orthographie ist eine Katastrophe. Melde dich nacht den Ferien bei mir!"
    Er warf die Pergamentrolle auf den Tisch. „Und dazu sind eure Beweise wertlos", fuhr er fort. „Jetzt wundert es mich nicht mehr, daß ihr in Mathematik so schlecht seid. Setzt euch!"
    Die Jungen setzten sich gehorsam auf die Kisten. Flavius fand keinen Platz mehr und mußte sich auf den Fußboden setzen. „Habt ihr noch einen Schimmer von Pythagoras?" fragte Xantippus. Die

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