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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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der abends die Nachrichten entgegennimmt. Fragt ihn, welcher Kurier die Nachricht von der Tempelschändung gebracht hat. Kommt dann sofort zu mir, und wir werden weitersehen. Beeilt euch aber diesmal gefälligst und vertrödelt nicht wieder eure Zeit mit unnützem Geschwätz und sinnlosem Briefschreiben! Viel Glück!" murmelte er noch und humpelte auf den Ausgang zu.
    „Was sollen wir tun, wenn die Nachricht von einem unbekannten Kurier abgegeben worden ist?" rief Julius.
    Xantippus drehte sich um und sagte: „Kein Beamter nimmt eine Nachricht von einem unbekannten Kurier an. Die Kuriere müssen Beglaubigungsschreiben haben, von wem sie kommen. Ein Beamter, der eine falsche Nachricht bringt, kann mit dem Tode bestraft werden. Und jetzt fragt nicht mehr so viel, sondern geht ans Werk!"
    Xantippus verschwand hinter dem Vorhang, und die Jungen eilten ihm nach.
    Draußen warteten die beiden Träger, zwei starke Araber mit der Sänfte. Xantippus kletterte hinein und befahl ihnen, ihn in die Breite Straße zurückzubringen. Die Träger schulterten energisch die Sänfte und stiegen rasch den schmalen Pfad hinauf, der zum Plateau des Esquilinus führte.
    Xantippus steckte noch einmal den Kopf aus der Sänfte und rief den Jungen zu: „Bringt eure Höhle in Ordnung! Es sieht drin aus wie in einem Schweinestall!" Dann verschwand er um die Ecke des Abhangs.
    „Wir haben ihn ja nicht eingeladen", bemerkte Publius.
    „Habt ihr verstanden, was er alles erzählt hat?" fragte Caius.
    „Mir graust davor, nach den Ferien wieder in die Schule zu gehen", sagte Flavius seufzend. „Ich finde, Xantippus hat sich mächtig anständig benommen", sagte Julius. „Er tut, was er kann, um uns zu helfen." „Ich glaube, es tut ihm leid, daß er Rufus so schlecht behandelt hatte", sagte Flavius.
    „Xantippus ist sehr klug", sagte Julius anerkennend. „Auf die Sache mit der Zeitungsnachricht wären wir nie gekommen." „Diese hochstehende Persönlichkeit ist bestimmt ein ganz großer Verbrecher", sagte Antonius. „Wollen wir wirklich ins Büro des Zensor gehen?" fragte Flavius besorgt. „Klar!" rief Mucius. „Und zwar sofort. Auf! Folgt mir!" Und er sprang in großen Sätzen den steilen Abhang hinunter.
16. Kapitel
Es riecht nach billiger Seife, verbranntem Öl und Zwiebeln
    Die Jungen wanderten zweimal um das Staatsarchiv auf dem Forum herum, bis sie in einer stillen Seitengasse den Eingang zum Büro des Zensors fanden. Vor der Tür stand ein bewaffneter Wächter, ein junger Bursche, der ziemlich kriegerisch aussah.
    „Was wollt ihr?" fragte er barsch.
    Mucius verfolgte einen bestimmten Plan, den sie vorher beraten hatten. „Wir müssen die Beamten des Zensors sprechen", sagte er so harmlos wie möglich.
    „Was wollt ihr von den Beamten?" fragte der Wächter und lehnte sich lässig gegen die Mauer. Er nahm seinen Helm ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn, denn es war warm geworden.
    „Wir bringen eine wichtige Botschaft", log Mucius, ohne eine Miene zu verziehen. „Eine sensationelle Nachricht", fügte Antonius lebhaft nickend hinzu. „Habt ihr ein Beglaubigungsschreiben?" fragte der Wächter und setzte seinen Helm wieder auf.
    „Wir brauchen keins", sagte Mucius. „Die Nachricht ist von uns."
    „Dann schert euch zum Teufel!" sagte der Wächter uninteressiert. Die Jungen zogen sich in einen schattigen Winkel unter den Kolonnaden des Staatsarchivs zurück, von wo sie den Wächter im Auge behalten konnten. Ihr Plan war danebengegangen. Sie hatten gehofft, daß der Türhüter sie durchlassen würde, wenn sie behaupteten, eine wichtige Nachricht zu bringen. Nun mußten sie sich rasch etwas Neues ausdenken.
    Caius, der seit seinem Reuegeständnis wieder im Bunde aufgenommen worden war, schlug vor, den "Wächter einfach beiseite zu stoßen und in das Gebäude hineinzurennen. „Wenn ihr nicht wollt, mach' ich es allein", sagte er und warf ein paar finstere Blicke auf den ahnungslosen, schwerbewaffneten Wächter.
    „Du bildest dir wohl ein, Herkules zu sein?" fragte Publius. „Keine Gewalttaten", sagte Mucius. „Damit können wir alles verderben. Wir müssen unsern Kopf gebrauchen." Julius nickte. „Wir werden ihm die Wahrheit sagen müssen", meinte er und rieb sich nachdenklich die Nase.
    „Das übernimmst du!" bestimmte Mucius.
    Sie näherten sich wieder dem Eingang. Der Wächter hatte sich auf einen Säulensockel neben der Tür gesetzt und putzte liebevoll sein Schwert. Es blitzte wie ein Metallspiegel in der Sonne.

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