Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
Vom Netzwerk:
nur, daß er verhauen wird. Ich hab' nicht gewußt, daß er ins Gefängnis kommt."
    Jetzt schob Publius sich vor und fragte argwöhnisch: „Wie hast du denn Rufus' Schrift nachgemacht?"
    Caius zögerte einen Augenblick, dann brummte er hastig: „Ich habe die Rillen der Buchstaben in dem Wachs mit roter Farbe ausgefüllt und hinterher die Schreibtafel gegen die Tempelmauer gepreßt."
    Publius war verdutzt. „Sehr schlau", räumte er ein. Auch die andern staunten. Auf diesen einfachen Trick waren sie nicht gekommen. Nur Julius starrte grübelnd vor sich hin. Publius sagte: „Caius ist gar nicht so dumm, wie wir immer glaubten. Er hat sogar Scribonus hineingelegt."
    „Er lügt", sagte Julius plötzlich laut und energisch.
    „Nein, ich lüge nicht", sagte Caius unsicher.
    „Du lügst doch!" schrie Julius ihn an. „Du hast Rufus' Schrift gar nicht nachgemacht. Wenn du die Rillen der Buchstaben mit roter Farbe füllst, und die Schreibtafel gegen die Wand drückst, steht die Schrift hinterher verkehrt rum dran. Ich kann es beweisen. Paßt auf!" rief er den andern zu und lief zum Tisch. Er nahm das Stückchen Kohle, mit dem Flavius den Brief an den Kaiser geschrieben hatte, zerbröckelte es, spuckte ein paarmal kräftig drauf und zerrieb die Masse mit den Fingern zu einem schwarzen Brei. Dann rannte er in die Ecke und kam mit einem glatten Holzbrettchen zurück. Er steckte den Zeigefinger in den Brei und schrieb auf das Brettchen das Wort CAIUS. Nun preßte er das Brettchen mit der beschriebenen Seite fest auf die weißliche Marmorplatte, hob es hoch und zeigte triumphierend auf das Ergebnis. Auf der Marmorplatte stand deutlich, wenn auch etwas verschmiert, 2UIAD Mucius drehte sich um und blickte Caius verwundert an. „Warum hast du uns vorgelogen, daß du es gewesen seist?" fragte er streng.
    Caius schwieg verbissen. Doch plötzlich wurde er rot und sagte: „Bringt mich zum Stadtpräfekten und sagt ihm, daß ich es gewesen bin. Dann wird Rufus freigelassen."
    „Aha! Daher weht der Wind!" rief Publius höhnisch.
    „Jetzt tut's dir wohl leid, daß du Rufus bei deinem Vater verpetzt hast?" sagte Mucius.
    Caius nickte. „Es ist meine Schuld, daß er im Gefängnis sitzt", murmelte er verlegen.
    „Immerhin anständig von ihm, daß er es zugibt", sagte Julius begütigend.
    „Laßt uns wieder gut sein mit ihm", bat Flavius. „Er bereut alles."
    „Ich bereue gar nichts", sagte Caius mürrisch. „Aber darf ich wieder mitspielen?"
    „Zum Spielen haben wir keine Zeit", sagte Mucius. „Wir müssen erst rauskriegen, wer Rufus' Schrift nachgemacht hat, sonst ist Rufus verloren."
    „Ich weiß", murmelte Caius mit niedergeschlagenen Augen. „Ich hab' alles mit angehört. Ich hatte mich hier versteckt. Ich wollte wissen, was ihr über mich redet. Woher wißt ihr denn, daß jemand die Schrift nachgemacht hat?"
    „Das wissen wir eben nicht", sagte Mucius. „Es wird uns auch niemand glauben. Man wird Scribonus glauben." „Vielleicht ist ein Trick dabei", sagte Caius und kratzte sich hinterm Ohr. Er sah nicht sehr geistreich dabei aus.
    „Oder Zauberei!" rief Antonius.
    Julius hatte bei dem Wort „Trick" aufgehorcht und blickte Caius lauernd an. „Wie bist du eigentlich darauf gekommen, uns von der Farbe und den Buchstabenrillen zu erzählen?" fragte er. „Hast du dir das ganz allein ausgedacht?"
    „Ich hab' mal gesehen, wie unser Koch Kekse gebacken hat", antwortete Caius. „Die Kekse waren lauter Buchstaben. Es ist schon lange her, aber es hat großen Eindruck auf mich gemacht. Er hatte hölzerne Formen, wo hohle Buchstaben drin waren. Die Formen legte er auf eine Bronzeplatte; dann goß er den Teig in die Rillen der Buchstaben und schob die Platte in den Ofen. Nachher nahm er die Platte raus, hob die Formen hoch, und da lagen die gebackenen Buchstaben auf der Platte. Er schenkte sie mir, damit ich lesen lerne, aber ich hab' sie gegessen."
    „Ihr guten Götter, steht mir bei!" murmelte Julius überwältigt.
    „Ich glaube, ich hab's!"
    „Was hast du? riefen die andern aufgeregt.
    „Natürlich, so ist es. Es kann gar nicht anders gewesen sein", stöhnte er. „Er ist übergeschnappt", sagte Flavius. „Ein böser Geist ist in ihn gefahren", sagte Antonius. „Laßt ihn doch reden!" brüllte Mucius. „Ich weiß, wie Rufus' Schrift nachgemacht worden ist", sagte Julius. „Jemand hat die Buchstaben auf Rufus' Schreibtafel durchgeritzt, hat die Tafel gegen die Tempelwand gepreßt, und dann hat er einen Pinsel in

Weitere Kostenlose Bücher