Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf
Anfangsbuchstaben der ersten vier.
„Seht her!" rief er und zeigte mit der Kreide auf die vier Buchstaben :
Viminalis Niobe Cicero Usipetes Castor Pollux Caius las die Buchstaben laut vor. „V, N, C, U. Mir fiel auf, daß diese Buchstaben auch im Namen meines Vaters vorkommen."
Er schrieb auf die Tafel und unterstrich das V, das N, das C und das U. Vinicius „Ich dachte mir, das kann doch nicht nur ein Zufall sein", fuhr er fort.
„Es stehen aber sechs Namen in dem Brief, mein Lieber!" rief Publius, spöttisch lachend. „Du hast das C von Castor und das P von Pollux vergessen!"
„Ich hab' gar nichts vergessen, du Esel", schnaubte Caius. „Ich war auch einen Augenblick verwirrt von den Namen Castor und Pollux. Aber plötzlich zerbrach wie durch ein Wunder ein Brett vor meinem Kopf."
Antonius kicherte.
„Ruhe!" donnerte Xantippus. „Fahr fort, Caius!"
„In dem Brief steht doch als Postskriptum: ,Fangt mit Castor und Pollux an.' Blitzartig ging mir ein Licht auf, was es bedeutet. Castor und Pollux sind doch die unzertrennlichen Zwillinge. Pollino hat die Verschwörer nur daran erinnern wollen, immer die ersten beiden Buchstaben der vier Namen zusammen zu lesen."
Er schmierte wieder die vier ersten Namen auf die Tafel, wobei er die ersten beiden Buchstaben von den restlichen abtrennte:
Vi minalis Ni obe Ci cero Us ipetes „Kapiert ihr jetzt?" rief er triumphierend. „Diese acht Buchstaben, von oben nach unten gelesen, ergeben den Namen meines Vaters: Vinicius !"
Seine Freunde saßen vor Überraschung mit offenen Mäulern da. Auch Xantippus riß die Augen auf. „Bei allen Göttern", murmelte er. „Caius hat recht!"
Die Jungen freuten sich, daß Caius das Geheimnis des Briefes gelöst hatte, und klatschten ihm begeistert Beifall. Udo freute sich auch und klatschte am lautesten. Caius strahlte, als ob man ihm bei der Olympiade einen Lorbeerkranz aufgesetzt hätte.
„Caius", sagte Xantippus schmunzelnd, „bis jetzt gab es Sieben Weltwunder auf dieser Erde. Von heute an sind es acht. Das achte bist du." Er wandte sich an die anderen. „Übrigens, wer von euch kann die Sieben Weltwunder nennen?"
Mucius sprang auf. „Die Sieben Weltwunder sind wie folgt", rief er und zählte sie pausenlos herunter: „Die Pyramiden, die Hängenden Gärten der Semiramis, der Dianatempel in Ephesus, die Zeusstatue des Phidias, das Mausoleum zu Halikarnaß und der Koloß von Rhodos." Er plumpste stolz auf seinen Stuhl nieder.
„Du enttäuschst mich, mein Bester", sagt Xantippus mißbilligend. Mucius war verdutzt. „Wieso?" fragte er.
„Weil du leider nicht mehr bis sieben zählen kannst. Du hast nur sechs Weltwunder aufgezählt und das siebente vergessen: den Leuchtturm auf Pharos."
Caius hatte mit wachsender Ungeduld zugehört. „Die Sieben Weltwunder werden mir nicht helfen, meinen Vater zu retten, Meister Xanthos!" rief er erbost.
„Immer langsam voran, Caius", sagte Xantippus. „Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden. Bis jetzt haben wir alles getan, was wir nur tun konnten. Vor allem haben wir den Brief gefunden, nicht wahr ? Und ohne den Brief hättest du niemals entdeckt, daß es dein Vater ist, der bedroht ist. Zum Glück haben die Verschwörer den Brief nicht und wissen noch nicht, daß dein Vater beseitigt werden soll. Wir können also warten, bis er aus dem Senat kommt. Wir werden dann unverzüglich zu ihm gehen und ihn warnen."
„Dann ist es vielleicht zu spät", sagte Caius erregt. „Ich warte nicht länger. Ich renne nach Hause, hole den Privatsekretär meines Vaters und gehe sofort mit ihm zum Stadtpräfekten, Lucius Terrentius Manilius. Er wird seine gesamte Polizei alarmieren."
„Tu das nicht!" rief Mucius. „Sie werden Udo verhaften. Du weißt, was dann mit ihm geschieht."
„Mein Vater ist mir wichtiger als ein Sklave", schrie Caius. Er riß den Brief vom Schreibtisch und verschwand blitzschnell, wie von einer Schleuder abgeschossen, durch die Tür.
„Caius ist mal wieder verrückt geworden!" rief Mucius. „Sollen wir hinter ihm herrennen und ihn zurückbringen, Meister Xanthos ?" fragte Publius. „Nein", bestimmte Xantippus. „Es ist sein gutes Recht, alles zu versuchen, um seinen Vater zu retten." „Dann hast du auch nichts dagegen, daß Udo von der Polizei verhört wird?" fragte Julius.
„Davonhab'ichnichts gesagt", knurrte Xantippus gereizt. „Udo kann hierbleiben. Ich hab' nebenan eine geheime Kammer, in der alle meine mathematischen Werke aufbewahrt sind,
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