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Calendar Girl

Titel: Calendar Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Hille
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Danach hatte er sich nicht mehr bei ihr gemeldet, obwohl sie ihm mehr als deutlich zu verstehen gegeben hatte, dass sie interessiert an ihm war.
    Er zögerte kurz, dann wählte er ihre Nummer.

14
    Ich werfe meinen Rucksack hinter die Tür und gehe direkt ins Atelier hinunter. Heute will Fo mich für diesen verdammten Kalender fotografieren und ich bin schon zu spät dran. Meine Gefühle sind zwiespältig. Ich habe es ihm versprochen, ich hole ihn damit aus einer Klemme und kann so ein wenig von dem zurückzahlen, was ich ihm schulde. Aber ich fühle mich unwohl bei dem Gedanken, vor seiner Kamera zu posieren, nackt, oder so gut wie nackt. Ich werde seine Blicke auf mir fühlen und das ist mir seit kurzem nicht mehr ganz so angenehm. Unsere Freundschaft hat ihre Unschuld verloren und deswegen bin ich wütend auf Fokko. Er hätte aufpassen müssen. Das war nicht nötig. Wahrscheinlich werde ich nun gehen müssen, wie immer, wenn mir einer zu nah auf die Pelle rückt. Und Fo ist mir nah, näher als jeder andere Mensch außer meiner Familie.
    Er liegt auf dem Sofa, hat die Beine hochgelegt und den Kopf auf die Brust gesenkt. Er bewegt sich nicht, als ich durch die Tür komme und auf ihn zugehe. Irgendwas erscheint mir seltsam fremd an ihm, und erst, als er nun doch den Kopf hebt und mich ansieht, erkenne ich, was es ist.
    »Fo«, sage ich und hocke mich neben ihn, vergesse alle Zurückhaltung, die ich mir auferlegt hatte, streichele seine Wange. »Fo, du hast dir den Bart abrasiert?!« Und während ich es ausspreche, begreife ich den Grund dafür und beiße mir auf die Lippe. »Ach, Fo«, sage ich und springe auf. »Du Idiot.«
    Er macht keine Anstalten, mich zu berühren, sieht mich nur mit diesem fernen, kalten Blick an, der mich schaudern macht. Da ist er wieder, der Fremde, der Fokko, vor dem ich mich beinahe ein wenig fürchte.
    »Da bin ich«, sage ich hastig. »Du wolltest mich doch fotografieren?«
    Er nickt schwerfällig und schwingt die Beine vom Sofa. Er stützt die Ellbogen auf seine Knie und reibt sich mit beiden Händen durchs Gesicht und über die Haare. »Bin gleich bei dir«, murmelt er. Ich wundere mich, dass er mitten am Tag geschlafen hat, das sieht ihm so gar nicht ähnlich.
    Endlich kommt er auf die Füße und geht mit mir in den durch Paravents abgetrennten Garderobenteil des Ateliers. Er hat schon ein paar Outfits zurechtgelegt und ich betrachte sie mit Magengrummeln. Lack, Leder, Gummi, Fetischkram in Rot und Schwarz. Ich runzele die Stirn. Besser als ganz nackt, also in meinem Sinne. »Du musst mir helfen«, sage ich zu ihm. Es gefällt mir nicht, aber ich kann an seiner Miene sehen, dass er auch nicht ganz glücklich über diesen Gedanken ist. Er nickt mit zusammengepressten Lippen und macht sich an einer Corsage zu schaffen.
    Ich sehe ihn an, den gesenkten Blick, die seltsam nackten Wangen, den verkniffenen Mund, und seufze. »Hoi, Großer«, sagte ich leise und sanft. »Hoi.«
    Er reißt den Kopf hoch wie ein scheuendes Pferd und starrt mich an. Ich kann das Weiße in seinen Augen sehen. Dann schmilzt der Panzer aus Ecken und Kanten und bösen Linien und macht einem weicheren, melancholischen Ausdruck Platz. »Hoi, mien deern«, sagt er leise. Seine Hände sinken herab, die Corsage baumelt aus seinen Fingern.
    Ich lege meine Arme um ihn und halte ihn fest. »Fo, wir sind immer noch dieselben«, flüstere ich ihm ins Ohr. »Ich habe dich so lieb, wie man einen Menschen nur haben kann. Das ist viel wichtiger als Sex. Der hat nichts zu bedeuten. Was wir miteinander haben, das ist viel besser.« Ich nehme ein wenig Abstand und sehe ihn an. »Du bist mein einziger echter Freund«, sage ich sehr nachdrücklich.
    Er senkt den Blick und wendet sich ab. »Zieh dich aus, dann schnüre ich dir die Corsage«, sagt er rau.
    Ein paar atemlose, von Flüchen und Stöhnen erfüllte Minuten später stecke ich in einem Teil, das mich zwingt, durch die Ohren zu atmen. »Muss das so eng sein?«, ächze ich.
    Fokko mustert mich ohne Mitleid. Er hält mir ein paar lange Handschuhe hin und deutet auf die oberschenkelhohen Stiefel mit den Killerabsätzen. »Ich möchte erst die und nachher die roten High Heels«, sagt er. »Und danach machen wir noch eine Serie mit dem Rock und ohne Oberteil.«
    Rock. Ich mustere den handbreiten Streifen Latex, den er als »Rock« bezeichnet hat, und verdrehe die Augen. Was mache ich hier bloß?
    »Fo«, rufe ich und kämpfe mich in den rechten Stiefel, »du denkst aber dran: Mein

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