Calendar Girl
Schrank zurück. Allein ihr Anblick macht, dass mein Herz schwer und dumpf schlägt. Ich habe Angst vor ihnen. Fiese, fette, schwarze Angst. Auch die Handschellen und Seile törnen mich eher ab, ich schließe die Tür und wende mich dem nächsten Schrank zu.
Er ist mit Kleidern, Kostümierungen, Masken, Federboas, Wäsche und Schuhen angefüllt. Damit könnte man eine ganze perverse Oper aufführen. Ich betrachte eine Ledercorsage und muss lachen. Das ist das gleiche Ding, in das Fo mich reingesteckt hat. Die beiden scheinen sich beim selben Ausstatter einzudecken.
Ich wähle ein Spitzenoberteil, weiß, und einen Stringtanga, ebenfalls weiß. Beides riecht frischgewaschen. Ob er das selbst erledigt? Oder lässt er es seine Haushälterin machen?
Bei dem Gedanken sehe ich mich um. Das Zimmer ist klinisch sauber. Das Bett war frisch bezogen. Irgendwer muss hier putzen und all so was. Ich stelle mir die biedere Annelie dabei vor und muss lachen. Wahrscheinlich lässt er das hier auch seinen Chauffeur Jay erledigen, der wohl Annelies Mann ist und ständig mit dem Wagen in der Stadt unterwegs, um irgendwas zu bringen oder zu holen.
Philipp ist immer noch nicht zurück. Mir wird langweilig. Ich mustere eine Ablage, die etwas versteckt hinter dem Bett angebracht ist, und finde einen Beamer. Ob man damit Filme abspielen kann? Ich beuge mich über das Kopfende und fingere auf der Suche nach einem Schalter herum, taste über die Ablage und stoße auf eine Mappe, einen ganz normalen Plastikordner.
Mit ihm auf dem Schoß setze ich mich aufs Bett und schaue mir an, was darin steckt.
Fotos, natürlich. Ich blättere sie durch und es verschlägt mir fast den Atem: Das sind Fokkos Kalenderbilder. Nicht nur die ausgewählten, sondern auch die Alternativvorschläge, die er gemacht hatte. Mir wird ganz heiß und wieder kalt, als ich sie um mich herum ausbreite. Alle sind da: Gudrun und Cindy, Evelyn, die kess in die Kamera lachende Monique, Joanie ... alle. Nur ich nicht. Der Juni fehlt.
Ich stopfe die Fotos wieder in die Mappe und lege sie an ihren Platz zurück. Meine Gedanken springen wild durcheinander. Woher hat Philipp die Fotos? Warum verwahrt er sie hier, versteckt hinter dem Bett? Wo sind meine Bilder, was hat er damit gemacht?
Gerade, als ich mich wieder auf dem Bett ausgestreckt habe, um im Liegen meine verwirrten Gedanken zu ordnen, öffnet sich die Tür und Philipp tritt ein. Er sieht mitgenommen aus, aber er lächelt mich an. »Mein braves Mädchen«, sagt er. »Ich hatte befürchtet, dass du nach Hause gegangen sein könntest.« Er setzt sich auf die Bettkante, nimmt meine Hand und küsst meine Handfläche und jeden einzelnen Finger, wobei er mich mit Blicken verschlingt. Er beugt sich vor und ich lege die Arme um seinen Nacken. Alle Befürchtungen, Fragen, Ängste sind verflogen in dem Moment, in dem seine Lippen meinen Mund berühren.
»Hungrig?«, fragt er nach einer Weile, in der er mich atemlos geküsst hat.
»Ja«, sage ich und knöpfe sein Hemd auf. »Sehr sogar.«
Er lacht und hilft mir, ihn auszuziehen. Sein Blick fällt auf das Arrangement der beiden kurzen Peitschen und sein Lachen wird noch breiter. »Du hast etwas gefunden, was dir gefällt?«
Ich ziehe das weiße Spitzenoutfit unter dem Kissen hervor und wedele damit vor seiner Nase herum.
Er nickt anerkennend. »Gute Wahl, meine Lady. Dann zieh dich an, damit ich dich wieder ausziehen kann.«
»Sofort, mein Herr und Meister«, sage ich. Die Fotos sind vergessen. Ich sage doch, wenn er mich anlächelt, übernimmt mein Körper die Regie ...
»Ich bin verrückt nach dir«, sagt er. »Vollkommen verrückt.«
Das klingt so ehrlich, so ernst, dass ich aufhöre, das Oberteil zu schnüren und ihn ansehe. »Ich glaube, ich auch«, erwidere ich vorsichtig. Alle meine Alarmglocken schrillen. Achtung, Beziehungsfalle voraus! Ich habe sie einmal in meinem Leben missachtet und das hat mir prompt das Desaster mit Yoshi eingebrockt.
Er küsst mich so hart, dass mir die Luft wegbleibt. Dann schiebt er meine Hände beiseite und schnürt das Spitzenoberteil, das sehr viel mehr Haut freilässt als ich vermutet hatte. Ich komme mir darin noch nackter vor als in dem Latexminirock, den Fo für mich ausgesucht hatte. In Philipps Blick erkenne ich ungezügeltes, wildes Begehren und das macht mich so heiß, dass es mich wundert, keine Dampfwölkchen über meiner Haut zu sehen.
Er öffnet routiniert die zweite Flasche Champagner und schenkt mir ein. Wir sind beide
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