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Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators

Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators

Titel: Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
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beschmutzt hatte, und jetzt wusste sie nicht, ob sie ihre Hand fortziehen sollte oder nicht. Während sie noch schwankte, fasste er ihre Finger und hob ihren Handrücken an die Lippen, wobei er nur einen kurzen Blick zu den schwarzen Schmutzstreifen auf den weißen Handschuhen warf.
    In dieser Haltung fanden Abigails und Leutnant Butlers Väter die beiden auf ihrem Rundgang durch den Saal vor.
    „Na so etwas!“ rief der ältere Mr. Butler aus. „Machen sich hier vielleicht unsere Sprösslinge miteinander bekannt?“
    „Wir kennen uns bereits, Sir“, stellte der Leutnant richtig. „Miss Cabot war so freundlich, unsere Bekanntschaft zu erneuern, als ich Dienst im Marineobservatorium hatte.“
    Abigails Bewunderung für ihn steigerte sich noch. Tatsächlich hatte man ihr nämlich den Zutritt zum Observatorium verweigert. An jenem Abend war sie jedoch so entschlossen gewesen, hineinzukommen, dass sie gedroht hatte, sich beim Präsidenten persönlich zu beschweren. In diesem Augenblick war Boyd dazugetreten und hatte gemeint, es würde nicht schaden, wenn man einer Frau den Zutritt zum Observatorium gestattete. Wie ungemein liebenswürdig von ihm, jetzt nicht darauf hinzuweisen, wie dreist sie sich seinerzeit aufgeführt hatte!
    „Offen gestanden“, fuhr Leutnant Butler fort, „wollte ich gerade Miss Cabot um einen Tanz bitten.“
    Tanzen - lieber Himmel! Sie warf einen verzweifelten Blick zu ihrem Vater. Perfekt getrimmte Koteletten rahmten sein Gesicht ein, das von Ehrgeiz und Entschlossenheit geprägt war. Tief in seinen intelligenten Augen leuchtete ein Versprechen, eines, das er jedoch zurückhielt. Nicht, dass ihr Vater sie nicht liebte; er war einfach nicht der Mann, der seine Zuneigung blind verschenkte. Er erwartete eine Gegengabe, etwas, das so schlicht wie unmöglich war.
    Abigail wollte sich jedoch bemühen. Mit dem Gedanken an das Versprechen, das sie in den Augen ihres Vaters erkannt hatte, versuchte sie, sich so charmant und damenhaft zu verhalten, wie es andere junge Ladys taten. Sie drehte sich ein wenig zu Boyd Butler III. um und lächelte ihn an. Er war ein gutes Stück größer als sie. Das lag allerdings vor allem daran, dass sie recht klein war. Auch darin sah sie eine ihrer zahlreichen persönlichen Unzulänglichkeiten.
    „Ich darf sagen, mir ist nie ein freundlicherer Mensch begegnet als an jenem Abend im Observatorium“, erklärte sie, während der Senator und der Vizepräsident sie betrachteten.
    Ihr Vater bedachte sie mit einem sehr beherrschten Lächeln. „Mr. Butler, das ist dann ja wohl eine Empfehlung für Ihren Sohn. Man muss nämlich schon ungemein tolerant sein, um die ungewöhnliche Begeisterung meiner Tochter für diese Sternguckerei zu ertragen.“
    Obwohl sie diese Bemerkung wie ein Stich traf, ruhte ihr Blick weiter auf dem Gesicht des Leutnants. Oh, wenn er sie in diesem Moment in Schutz nähme, würde sie ihn für immer lieben! Strahlend lächelte er ihren Vater an. „Sir, ich sehe keinen großen Unterschied darin, ob sich das Interesse einer Dame auf eine Wissenschaft oder auf Stickerei richtet. Beides ist mir gleichermaßen ein Rätsel.“
    Die drei Männer lachten, und Abigail vermochte nicht zu beurteilen, ob Leutnant Butler sie nun tatsächlich verteidigt hatte. Doch da er so unglaublich gut aussah, beschloss sie, im Zweifelsfall für ihn zu entscheiden. Ja, er hatte so höflich wie möglich ihrem Vater widersprochen, ohne den Senator zu beleidigen. Dieser Mann hatte einfach Klasse!
    „Miss Cabot, darf ich Sie um die Ehre dieses Tanzes bitten?“ fragte er.
    Sie fühlte sich wie ein Kaninchen, das einen Wolf in seiner Nähe spürte. Reglos stand sie da, doch ihr Herz pochte beinahe schmerzhaft heftig. Ihr Vater beobachtete sie wartend. Das Versprechen in seinen Augen verblasste, und bald würde es ganz verschwunden sein. Sie durfte seine Wertschätzung nicht verlieren. An diesem Abend hatte sie sich bereits einmal mit dem Brautstrauß blamiert. Und falls sie den Tanz mit dem Sohn des Vizepräsidenten jetzt ablehnte, würde sie die Enttäuschung ihres Vaters jemals ertragen können?
    Mit den hölzernen, eckigen Bewegungen einer Marionette drehte sie sich zu ihrem Partner um. „Es wäre mir ein Vergnügen, Leutnant Butler.“
    Ihre Antwort erzielte in der Runde die erwünschte Reaktion. Boyd der Jüngere reichte ihr lächelnd die Hand; Boyd der Ältere nickte zufrieden. In den Augen ihres Vaters las sie Stolz und Zuneigung, die Abigails Seele erwärmten. Jetzt

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