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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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eine Notabschaltung vorgenommen. Der Frachtraum hat sich während der Explosion in einen zweiten Antrieb verwandelt und uns in eine Drehbewegung versetzt. Ich habe keine Kontrolle über das Schiff.«
    Amos stöhnte und bewegte sich langsam wieder. »Was für ein Mist.«
    »Wir müssen die Drehung abstellen«, sagte Holden. »Was brauchst du, um die Manövrierdüsen zu starten?«
    »Holden«, unterbrach Naomi. »Ich glaube, Prax hat sich in der Luftschleuse verletzt. Er bewegt sich nicht.«
    »Stirbt er?«
    Die Pause dauerte eine sehr lange Sekunde.
    »Sein Anzug glaubt es nicht.«
    »Dann zuerst das Schiff«, entschied Holden. »Die Erste Hilfe kommt danach. Alex, wir haben wieder Funk, und das Licht funktioniert. Also ist die Störung verschwunden, und die Batterien arbeiten noch. Warum kannst du die Düsen nicht starten?«
    »Es sieht so aus, als wären die primären … und die sekundären Pumpen ausgefallen. Kein Wasserdruck.«
    »Bestätigt«, meldete Naomi eine Sekunde später. »Die Primärpumpen waren nicht im Bereich der Explosion. Wenn sie im Eimer sind, dann muss der Maschinenraum stark beschädigt sein. Die Sekundärpumpen sind ein Deck darüber. Sie dürften physisch intakt sein, aber kurz vor der Selbstabschaltung des Reaktors gab es einen starken Energieausbruch. Möglicherweise sind die Sicherungen durchgebrannt.«
    »Gut, wir kümmern uns darum.« Holden zog sich zu dem Mechaniker hinüber, der vor der äußeren Schleusentür lag. »Amos, bist du da?«
    Der Mechaniker deutete nach der Art der Gürtler mit einer Hand ein Nicken an, dann stöhnte er. »Ich bin nur außer Atem, mehr nicht.«
    »Steh auf, großer Mann.« Holden richtete sich ebenfalls auf. In der geringen Schwerkraft, die durch die Drehung entstand, fühlte sich das Bein schwer, heiß und steif wie ein Brett an. Ohne die Medikamente, die er jetzt im Kreislauf hatte, hätte er wahrscheinlich aufgeschrien, sobald er aufgestanden war. Jetzt aber konnte er das Bein sogar ein wenig belasten und Amos hochziehen.
    Dafür muss ich später büßen, dachte er. Dank der Amphetamine hatte er jedoch das Gefühl, dieses Später sei noch sehr weit entfernt.
    »Was?«, nuschelte Amos. Wahrscheinlich hatte er eine Gehirnerschütterung davongetragen, aber die medizinische Versorgung musste warten, bis sie das Schiff wieder unter Kontrolle hatten.
    »Wir müssen zur sekundären Wasserpumpe gelangen.« Holden bemühte sich, trotz der Medikamente langsam zu sprechen. »Wie kommen wir am schnellsten hin?«
    »Werkstatt.« Amos schloss die Augen und erweckte den Eindruck, er sei im Stehen eingeschlafen.
    »Naomi«, sagte Holden. »Kannst du Amos’ Anzug von deinem Pult aus steuern?«
    »Ja.«
    »Gib ihm Aufputschmittel. Ich kann ihn nicht mit herumschleppen, und ich brauche ihn jetzt.«
    »Erledigt«, bestätigte sie. Zwei Sekunden später riss Amos die Augen auf.
    »Verdammt«, fluchte er. »Bin ich eingeschlafen?« Er nuschelte immer noch, strahlte aber eine Art manische Energie aus.
    »Wir müssen zum Durchgang in der Werkstatt. Schnapp dir, was immer du brauchst, um die Pumpe zu reparieren. Vielleicht ist eine Sicherung durchgebrannt, oder die Kabel sind verschmort. Wir treffen uns dort.«
    »In Ordnung.« Amos zog sich an den im Boden eingelassenen Haltegriffen zur inneren Schleusentür. Gleich darauf öffnete er sie und entfernte sich kriechend.
    Die Drehung des Schiffs drückte Holden in eine Ecke, die sich halb zwischen dem Deck und der Steuerbordwand befand. Sämtliche Leitern und Ringe, die für die Benutzung bei niedriger Schwerkraft oder unter Schub vorgesehen waren, wiesen in die falsche Richtung. Mit vier gesunden Gliedmaßen war so etwas kein großes Problem, aber mit einem nutzlosen Bein war das Manövrieren schwierig.
    Außerdem würde sich alles umkehren, sobald er die Drehachse des Schiffs passiert hatte.
    Vorübergehend änderte sich seine Perspektive. Die Corioliskraft brachte die kleinen Knochen im Innenohr durcheinander. Er hockte im ewigen freien Fall auf einem rotierenden Stück Metall. Dann war er darunter und hatte das Gefühl, zerquetscht zu werden. Einen Augenblick, bevor die Übelkeit einsetzte, bekam er einen Schweißausbruch. Sein Gehirn hatte Mühe, die widersprüchlichen Sinneseindrücke zu koordinieren. Mit dem Kinn bediente er die Anzugsteuerung und spritzte sich eine große Dosis Übelkeit hemmender Mittel.
    Ohne weiter darüber nachzudenken, griff Holden nach den Halteringen und zog sich bis zur inneren Tür der

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