Calibans Krieg
Schiffs ein und besaß ein eigenes Bad, ein Medienzentrum, ein Spielzimmer und einen Salon mit üppig ausgestatteter Bar. Im Salon hing ein riesiger Bildschirm, der eine Außenansicht zeigte. Ein echtes Fenster hätte die Szene nicht detailgetreuer darstellen können. In der Nähe der Bar befand sich neben dem Com ein mechanischer Kellner, der zu jeder Tages- und Nachtzeit eine von Meisterköchen zubereitete Mahlzeit servieren konnte.
In der Suite war der Teppich sogar so dick, dass Bobbie befürchtete, ihre Magnetstiefel würden nicht haften. Das spielte jedoch keine Rolle. Auf einem Schiff wie diesem gab es keine Ausfälle, und es kam ohnehin nicht infrage, während des Fluges die Maschinen abzustellen. Die Menschen, die auf der Guanshiyin flogen, hatten vermutlich im ganzen Leben noch keinen Raumanzug getragen.
Die Wasserkräne im Bad waren mit Gold überzogen.
Bobbie und Avasarala saßen mit dem Leiter des UN-Sicherheitsteams im Salon. Cotyar war ein angenehmer grauhaariger Mann kurdischer Herkunft. Bei ihrer ersten Begegnung hatte Bobbie sich Sorgen gemacht, denn er war ihr wie ein freundlicher Oberstufenlehrer und nicht wie ein Soldat vorgekommen. Doch als sie beobachtete, wie routiniert er Avasaralas Quartier in Augenschein nahm, die Planungen für ihre Bewachung vorstellte und sein Team einteilte, ließen ihre Sorgen nach.
»Nun? Wie ist Ihr Eindruck?« Avasarala lehnte sich mit geschlossenen Augen in ihrem gepolsterten Sessel zurück.
»Dieser Raum ist nicht sicher.« Bobbie fand seinen Akzent ausgesprochen exotisch. »Wir sollten hier keine heiklen Angelegenheiten besprechen. Ihr Privatzimmer wurde eigens zu diesem Zweck abgesichert.«
»Es ist eine Falle«, warf Bobbie ein.
»Sind wir mit diesem Mist immer noch nicht fertig?« Avasarala beugte sich vor und funkelte Bobbie an.
»Sie hat recht«, wandte Cotyar leise ein. Offenbar behagte es ihm nicht, dieses Thema in einem nicht abhörsicheren Raum zu besprechen. »Mittlerweile habe ich vierzehn Besatzungsmitglieder gezählt und würde annehmen, dass ich damit weniger als ein Drittel der gesamten Crew gesehen habe. Ich habe hier ein Team von sechs Leuten, die Sie schützen können …«
»Sieben«, warf Bobbie ein und hob eine Hand.
»Wie Sie meinen.« Cotyar nickte. »Sieben. Wir kontrollieren nicht die Systeme des Schiffs. Ein Mordanschlag wäre sehr einfach. Man müsste nur unser Deck sperren und die Luft abpumpen.«
Bobbie deutete auf Cotyar. »Sehen Sie?«
Avasarala wedelte mit einer Hand, als verscheuchte sie eine Fliege. »Wie steht es um die Kommunikation?«
»Verlässlich«, antwortete Cotyar. »Wir haben ein privates Netzwerk eingerichtet und einen Richtstrahl mit einem Funkkanal belegt, den Sie persönlich nutzen können. Die Bandbreite ist großzügig bemessen, aber die Verzögerung aufgrund der Lichtgeschwindigkeit wird zunehmend eine Rolle spielen, während wir uns von der Erde entfernen.«
»Gut.« Zum ersten Mal, seit sie an Bord gekommen war, lächelte Avasarala. Sie sah nicht mehr einfach nur müde aus, sondern bewegte sich nunmehr wie ein Mensch, der die Müdigkeit zum Lebensstil erhoben hatte.
»Hier ist so gut wie nichts sicher«, fuhr Cotyar fort. »Unser privates internes Netzwerk können wir abschirmen, aber wenn sie auf den Antennen, die wir benutzen, die ausgehenden und eingehenden Sendungen überwachen, können wir es nicht einmal feststellen. Wir haben keinen Zugriff auf den Betrieb des Schiffs.«
»Genau deshalb bin ich hier«, erklärte Avasarala. »Sie haben mich eingetütet und auf eine lange Reise geschickt, damit sie meine gesamte Mail lesen können.«
»Wir haben Glück, wenn das alles ist, was sie tun«, warf Bobbie ein. Das Nachdenken über Avasaralas Müdigkeit hatte sie daran erinnert, wie erschöpft sie selbst war. Ihre Gedanken drifteten eine Weile ab.
Avasarala hatte gerade eine Bemerkung gemacht, worauf Cotyar nickte und »Ja« sagte. Dann wandte sie sich an Bobbie. »Stimmen Sie dem zu?«
»Äh«, machte Bobbie. Es gelang ihr nicht, die Unterhaltung zu rekapitulieren. »Ich …«
»Sie schlafen ja fast schon im Sitzen ein. Wann haben Sie das letzte Mal eine Nacht durchgeschlafen?«
»Ungefähr zu der gleichen Zeit wie Sie«, antwortete Bobbie. Ungefähr, als meine Leute noch gelebt haben und Sie noch nicht versucht haben, einen Flächenbrand im Sonnensystem zu verhindern. Sie wartete auf einen bissigen Kommentar und eine Bemerkung, dass sie ihren Job an den Nagel hängen konnte, wenn sie nicht
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