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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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bestätigte Avasarala. »Wenn das geschieht, werde ich mich als Opfer einer Entführung betrachten, und Sie werden das Schiff übernehmen.«

31 Prax
    Mit jedem Tag, der verging, rückte die Frage näher: Was war der nächste Schritt? Es fühlte sich kaum anders an als in jenen ersten schrecklichen Tagen auf Ganymed, als er Listen angefertigt hatte, um zu klären, was er tun musste. Allerdings suchte er jetzt nicht nur Mei, sondern auch Strickland und die geheimnisvolle Frau im Video. Oder die Erbauer des Geheimlabors. In dieser Hinsicht war er durchaus einen Schritt weiter als zuvor.
    Andererseits hatte er zunächst nur auf Ganymed gesucht. Inzwischen erstreckte sich das Suchgebiet bis in die Unendlichkeit.
    Die Zeitverzögerung bis zur Erde – oder, genauer gesagt, bis Luna, da Persis-Strokes Security Consultants auf dem Trabanten und nicht unten in der Schwerkraftsenke des Planeten angesiedelt waren – betrug etwas mehr als zwanzig Minuten. Dadurch war ein echtes Gespräch so gut wie unmöglich. Im Grunde lieferte ihm die Frau mit der Hakennase, die er auf dem Bildschirm sah, eine Reihe Werbevideos, die sich allmählich dem annäherten, was Prax hören wollte.
    »Wir tauschen unsere Erkenntnisse mit Pinkwater aus, denn diese Firma betreibt gegenwärtig das größte Netz an Niederlassungen und Agenten im Bereich der äußeren Planeten«, erklärte sie. »Außerdem haben wir Kooperationsverträge mit Al Abbiq und Star Helix geschlossen. Deshalb können wir auf buchstäblich jeder Station und jedem Planeten des Systems entweder direkt oder über unsere Partner tätig werden.«
    Prax nickte nachdenklich. Genau das brauchte er. Jemanden, der überall Augen hatte und über vielfältige Kontakte verfügte. Jemanden, der ihm helfen konnte.
    »Ich schicke einen vorbereiteten Vertrag mit«, sagte die Frau. »Wir erheben eine Bearbeitungsgebühr, belasten Ihr Konto aber erst dann mit weiteren Gebühren, wenn wir uns über das Ausmaß der Nachforschungen, die wir für Sie anstellen sollen, geeinigt haben. Sobald wir dies geklärt haben, schicke ich Ihnen ein detailliertes Angebot mit aufgeschlüsselten Optionen, damit wir bestimmen können, welche Maßnahmen für Sie am besten geeignet sind.«
    »Danke«, sagte Prax. Er rief das Dokument auf, unterzeichnete es und schickte es zurück. Trotz Lichtgeschwindigkeit würde es Luna erst in zwanzig Minuten erreichen, anschließend musste er noch einmal zwanzig Minuten auf die Antwort warten. Hinzu kam noch die Bearbeitungszeit auf der anderen Seite.
    Immerhin, es war ein Anfang. Endlich ein Anlass, sich gut zu fühlen.
    Im Schiff war es still, und die Stille fühlte sich an wie eine Vorahnung, auch wenn Prax den Grund nicht hätte nennen können. Die Ankunft auf der Tycho-Station stand bevor, aber wie es dann weitergehen sollte, wusste er nicht. Er verließ seine Koje, warf einen Blick in die leere Messe und stieg die Leiter zur Operationszentrale hinauf, danach weiter in die Pilotenkanzel. Der kleine Raum war nur schwach beleuchtet, der größte Teil des Lichts kam von den Kontrolltafeln und den hochauflösenden Bildschirmen, die in einem Umkreis von 270 Grad das Sternenlicht, die ferne Sonne und die sich nähernde mächtige Tycho-Station zeigten, die Oase in der weiten Leere.
    »Hallo, Doc«, begrüßte Alex ihn von der Pilotenliege aus. »Wollen Sie die Aussicht genießen?«
    »Ich … ja, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    »Kein Problem. Seit wir die Rosinante übernommen haben, fliege ich ohne Copilot. Schnallen Sie sich da drüben an. Aber wenn etwas passiert, fassen Sie bitte nichts an.«
    »Bestimmt nicht«, versprach Prax, während er auf die Beschleunigungsliege kroch. Zuerst wuchs die Station nur langsam heran. Die beiden gegenläufig rotierenden Ringe waren kaum größer als Prax’ Daumen, und die Kugel, die sie umgaben, hatte die Größe eines Kaugummis. Nach und nach entpuppten sich die unscharfen Ränder der Konstruktionsanlage als gewaltige Kräne und Gerüste, die auf eine seltsam aerodynamische Form hin ausgerichtet waren. Das Schiff, das dort gebaut wurde, war noch nicht vollständig verkleidet. Die Streben aus Keramik und Metall waren dem Vakuum ausgesetzt wie freigelegte Knochen. Winzige Glühwürmchen flackerten drinnen und draußen: Dort waren Arbeiter mit Schweißen und Versiegeln beschäftigt, im Moment noch zu weit entfernt, um sie von ihren Brennern unterscheiden zu können.
    »Ist das Schiff für den Atmosphärenflug vorgesehen?«
    »Nein, obwohl es

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