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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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auf dem Damm und zu schwach dazu sei.
    »Verstehe«, antwortete Avasarala. Wieder fasste Bobbie ein wenig Zuneigung zu der älteren Frau. »Mao gibt heute Abend ein großes Dinner, um uns an Bord zu begrüßen. Ich möchte, dass Sie und Cotyar daran teilnehmen. Cotyar wird für die Sicherheit sorgen, also steht er hinten im Raum und sieht möglichst gefährlich aus.«
    Bobbie konnte nicht anders, sie platzte lachend heraus. Cotyar lächelte und zwinkerte ihr zu.
    »Und Sie werden als meine persönliche Sekretärin anwesend sein und mit den Leuten reden. Versuchen Sie, ein Gefühl für die Crew und die Stimmung auf dem Schiff zu bekommen. In Ordnung?«
    »Alles klar.«
    Avasaralas Tonfall wechselte. Es war sofort deutlich, dass sie Bobbie um einen unangenehmen Gefallen bitten würde. »Mir ist aufgefallen, dass Sie der Executive Officer bei der Begrüßung an der Luftschleuse angestarrt hat.«
    Bobbie nickte. Auch sie hatte es bemerkt. Manche Männer standen auf große Frauen, und Bobbie hatte das unangenehme Gefühl, er könne ein Angehöriger dieser Spezies sein. Die meisten davon hatten ungelöste Mutterprobleme, also hielt sie sich in solchen Fällen normalerweise zurück.
    »Könnten Sie vielleicht beim Abendessen mit ihm ins Gespräch kommen?«, fragte Avasarala.
    Bobbie lachte und rechnete damit, dass die anderen einstimmten. Doch selbst Cotyar sah sie an, als hätte Avasarala einen völlig vernünftigen Vorschlag gemacht.
    »Äh, nein«, erwiderte Bobbie.
    »Sagten Sie gerade Nein?«
    »Und ob. Nein, zum Teufel. Nein, verdammt. Nein, und abermals nein. Njet. Nahin. Tidak.« Bobbie hielt inne, als ihr die Sprachen ausgingen. »Ehrlich gesagt bin ich sogar etwas sauer.«
    »Ich bitte Sie ja nicht, mit ihm zu schlafen.«
    »Das ist gut, denn ich setze Sex nicht als Waffe ein«, antwortete Bobbie. »Wenn ich Waffen brauche, setze ich Waffen ein.«
    »Chrisjen!« Jules Mao fasste Avasaralas Hand und schüttelte sie.
    Der Herr des Mao-Kwik-Imperiums überragte Avasarala beträchtlich. Er hatte ein anziehendes Gesicht, das in Bobbie sofort den Wunsch weckte, ihn zu mögen, und den unbehandelten Haupthaarverlust, der ihr sagte, dass ihm ihre Zuneigung egal war. Die Tatsache, dass er seinen Reichtum nicht einsetzte, um ein so geringfügiges Problem wie das schütter werdende Haar zu korrigieren, unterstrich geradezu, dass er die absolute Kontrolle besaß. Er trug einen locker sitzenden Sweater und eine Baumwollhose, die ihm standen wie ein Maßanzug. Als Avasarala ihm Bobbie vorstellte, lächelte er und nickte, ohne wirklich in ihre Richtung zu blicken.
    »Haben sich Ihre Mitarbeiter schon eingerichtet?« Damit gab er Bobbie zu verstehen, dass er sie als unbedeutete Untergebene einstufte. Sie knirschte mit den Zähnen, ließ sich aber äußerlich nichts anmerken.
    »Ja«, antwortete Avasarala mit, wie Bobbie geschworen hätte, echter Herzlichkeit. »Die Unterkünfte sind hervorragend, und Ihre Crew ist wundervoll.«
    »Ausgezeichnet.« Jules legte Avasaralas Hand auf seinen Arm und führte sie zu einem riesigen Tisch. Ringsherum hatten Männer mit weißen Jacken und schwarzen Fliegen Aufstellung genommen. Einer von ihnen schoss herbei und zog einen Stuhl heran, zu dem Jules Avasarala bugsierte. »Unser Küchenchef Marco hat uns für heute Abend etwas ganz Besonderes versprochen.«
    »Wie wäre es mit aufrichtigen Antworten? Stehen die auch auf der Speisekarte?«, fragte Bobbie, als ein Keller für sie einen Stuhl zurechtrückte.
    »Antworten?«
    »Ihr habt gewonnen.« Bobbie ignorierte die dampfende Suppe, die ihr ein Kellner servierte. Mao salzte seine nach und begann zu essen, als führten sie ein ganz normales Tischgespräch. »Die stellvertretende Untergeneralsekretärin ist auf Ihrem Schiff. Es gibt keinen Grund mehr, uns zu verarschen. Was läuft hier?«
    »Humanitäre Hilfe«, antwortete er.
    »Gequirlte Scheiße«, antwortete Bobbie. Sie warf Avasarala einen Blick zu, doch die ältere Frau lächelte nur. »Sie können mir doch nicht erzählen, dass Sie genug Zeit für eine zweimonatige Reise zum Jupiter haben, nur um dort zuzusehen, wie Reis und Bohnen ausgeteilt werden. Außerdem können Sie auf diesem Schiff nicht einmal genug befördern, um auf Ganymed ein einziges Abendessen zu kochen, ganz zu schweigen davon, langfristig etwas zu bewirken.«
    Mao lehnte sich zurück, die weißen Fräcke eilten durch den Raum und räumten die Suppenteller ab. Auch Bobbies Teller verschwand, obwohl sie ihn noch nicht einmal

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