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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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Mahlzeit zu ordern, nur damit sie eine Weile beschäftigt waren.
    »Ich kann gar nicht glauben, dass wir ein Schiff betreten, das diesem Mann gehört. Haben Sie schon jemals erlebt, dass ein so reicher Mensch ins Gefängnis gewandert wäre? Oder dass man ihn auch nur angeklagt hätte? Der Kerl könnte vermutlich hier hereinspazieren und Sie erschießen, während eine Live-Übertragung läuft, und würde ungeschoren davonkommen.«
    Avasarala lachte sie aus. Bobbie unterdrückte ihre Wut. Das war nur die Angst, die sich ein Ventil suchte.
    »So läuft das Spiel nicht«, erklärte Avasarala. »Hier wird niemand erschossen. Man wird an den Rand gedrängt. Das ist viel schlimmer.«
    »Nein, ist es nicht. Ich habe gesehen, wie Menschen erschossen wurden. Freunde von mir wurden getötet. Wenn Sie sagen, das Spiel liefe nicht so, dann meinen Sie Menschen wie sich selbst. Das gilt nicht für mich.«
    Avasaralas Miene war nicht mehr ganz so freundlich.
    »Ja, das meine ich«, erklärte ihr die ältere Frau. »Auf der Ebene, auf der wir uns jetzt bewegen, gelten andere Spielregeln. Es ist wie beim Go, es geht vor allem darum, an Einfluss zu gewinnen. Das Spielbrett beherrschen, ohne es vollständig zu besetzen.«
    »Auch Poker ist ein Spiel«, erwiderte Bobbie. »Aber manchmal ist der Einsatz so hoch, dass ein Spieler meint, es sei einfacher, den Gegner zu töten und mit dem Geld zu verschwinden. So etwas geschieht andauernd.«
    Avasarala nickte, antwortete jedoch nicht sofort, sondern bedachte das, was Bobbie gesagt hatte. Bobbies Zorn wich schlagartig einer tiefen Zuneigung für die unwirsche und überhebliche alte Dame.
    »Also gut.« Avasarala stellte die Teetasse weg und legte die Hände in den Schoß. »Ich habe verstanden, was Sie mir sagen wollen, Sergeant. Ich halte es für unwahrscheinlich, aber ich bin froh, dass Sie hier sind und es sagen konnten.«
    Aber du nimmst es nicht ernst, hätte Bobbie am liebsten geschrien. Stattdessen bat sie den Diener, der in der Nähe herumlungerte, um ein Sandwich mit Pilzen und Zwiebeln. Während sie aß, nippte Avasarala am Tee, knabberte einen Keks und machte belanglose Bemerkungen über den Krieg und ihre Enkelkinder. Bobbie gab sich Mühe, besorgte Geräusche hervorzubringen, wenn es um den Krieg ging, und »oh« zu machen, wenn die Kinder zur Sprache kamen. Dabei dachte sie die ganze Zeit über den taktischen Albtraum nach, Avasarala auf einem vom Feind kontrollierten Schiff zu verteidigen.
    Ihr Kampfanzug ruhte in einer großen Kiste mit der Aufschrift ABENDKLEIDUNG und wurde wohl gerade in die Jacht geladen. Bobbie wäre gern davongeschlichen, um ihn anzulegen. Sie bemerkte es nicht, dass Avasarala schon seit ein paar Minuten geschwiegen hatte.
    »Bobbie«, sagte die ältere Frau schließlich und verkniff sich mit knapper Not ein Stirnrunzeln, »sind die Geschichten über meine geliebten Enkelkinder wirklich so langweilig?«
    »Ja«, antwortete Bobbie. »Das sind sie.«
    Bis sie die Jacht betrat, hatte Bobbie die Mao-Station für die lächerlichste Zurschaustellung übermäßigen Reichtums gehalten, die ihr je unter die Augen gekommen war.
    Die Station war extravagant, aber sie diente zumindest einem Zweck. Sie war Jules Maos persönliche Garage im Orbit, wo er seine Flotte privater Raumschiffe abstellen und warten lassen konnte. Unter dem Prunk war es eine funktionierende Station mit Mechanikern und Hilfskräften, die echte Arbeit verrichteten.
    Die Jacht, die Guanshiyin , war so groß wie ein billiger Personentransporter, der zweihundert Fahrgäste befördern konnte. Es gab dort jedoch nur ein Dutzend Suiten. Der Frachtraum war gerade groß genug, um genügend Vorräte für eine ausgedehnte Reise zu verstauen. Besonders schnell war das Schiff auch nicht. Es war, wenn man es vernünftig betrachtete, ein erbärmlich unzulängliches Raumschiff.
    Aber die Hauptaufgabe der Jacht bestand nicht darin, nützlich zu sein.
    Vor allem sollte die Guanshiyin bequem sein, und zwar auf eine möglichst extravagante Art.
    Der Teppich war weich und dick wie in der Lobby eines Hotels, an der Decke hingen echte Kristalllüster. Alle möglicherweise gefährlichen Ecken waren sanft abgerundet und gepolstert. Die Wände waren mit unbearbeitetem Bambus und Naturfasern verkleidet. Als Erstes dachte Bobbie, wie schwer es sein musste, das Raumschiff zu reinigen, und als Zweites fiel ihr ein, dass diese Schwierigkeit möglicherweise sogar beabsichtigt war.
    Jede Suite nahm beinahe ein ganzes Deck des

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