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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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angerührt hatte.
    »Roberta«, begann Mao.
    »Nennen Sie mich nicht Roberta.«
    »Sergeant, Sie sollten Ihre Vorgesetzten im UN-Außenministerium fragen, nicht mich.«
    »Das würde ich gern tun, aber anscheinend verstößt es gegen die Regeln dieses Spiels, Fragen zu stellen.«
    Sein Lächeln war warm, herablassend und falsch. »Ich habe mein Schiff zur Verfügung gestellt, um Madam Untergeneralsekretärin eine möglichst bequeme Reise zu ihrem neuen Dienstort zu ermöglichen. Und auch wenn Sie die Betreffenden noch nicht bemerkt haben, auf diesem Schiff befinden sich Mitarbeiter, deren Erfahrung für die Bürger von Ganymed nach Ihrer Ankunft sehr wertvoll sein werden.«
    Bobbie war lange genug in Avasaralas Nähe, um das Spiel zu erkennen, das vor ihren Augen gespielt wurde. Mao lachte sie aus. Er band ihnen einen Bären auf und wusste, dass sie ihn durchschaut hatte. Doch solange er ruhig blieb und vernünftige Antworten gab, konnte man ihm nichts vorwerfen. Er war viel zu mächtig, um einfach so als Lügner bezeichnet zu werden.
    »Sie sind ein Lügner, und …«, setzte sie an. Dann fiel ihr etwas auf. »Sagten Sie gerade ›nach Ihrer Ankunft‹? Heißt das, Sie kommen nicht mit?«
    »Ich fürchte nein.« Mao lächelte den weißen Frack an, der einen neuen Teller servierte. Es handelte sich offenbar um einen kompletten Fisch, aus dessen Kopf sogar noch die Augen starrten.
    Bobbie wandte sich offenen Mundes an Avasarala, die ihrerseits Mao mit gerunzelter Stirn ansah.
    »Wie ich hörte, wollten Sie die Hilfslieferungen persönlich beaufsichtigen«, sagte Avasarala.
    »Das war auch meine Absicht. Leider haben mich andere Angelegenheiten dieser Möglichkeit beraubt. Gleich nach diesem ausgezeichneten Abendessen fliege ich mit dem Shuttle zur Station zurück. Dieses Schiff und seine Crew stehen Ihnen zur Verfügung, bis Ihre wichtige Arbeit auf Ganymed abgeschlossen ist.«
    Avasarala starrte Mao an. Zum ersten Mal, seit Bobbie sie kannte, war die alte Dame sprachlos.
    Ein weiß befrackter Kellner servierte Bobbie einen Fisch, während ihr üppiges Gefängnis mit einem gemächlichen Viertel G in Richtung Jupiter flog.
    Avasarala hatte kein Wort gesagt, als sie mit dem Aufzug in ihr Quartier gefahren waren. Im Salon hielt sie gerade lange genug inne, um sich eine Flasche Schnaps aus der Bar zu schnappen, und winkte Bobbie mit einem Finger. Die Soldatin folgte ihr in das große Schlafzimmer, Cotyar gesellte sich ebenfalls zu ihnen.
    Sobald die Tür geschlossen war und Cotyar mit seinem Handterminal den Raum auf Abhöreinrichtungen gescannt hatte, sagte Avasarala: »Bobbie, überlegen Sie sich, wie Sie entweder das Schiff unter Kontrolle bringen oder uns vom Schiff retten können.«
    »Vergessen Sie das«, widersprach Bobbie. »Wir sollten uns das Shuttle schnappen, mit dem Mao jetzt gerade abfliegt. Es ist noch in Reichweite seiner Station, sonst könnte er es nicht nehmen.«
    Zu ihrer Überraschung nickte Cotyar. »Ich stimme dem Sergeant zu. Wenn wir fliehen wollen, ist das Shuttle gegen eine feindselige Mannschaft einfacher zu übernehmen und zu kontrollieren.«
    Avasarala setzte sich schwer seufzend auf die Bettkante. »Ich kann noch nicht gehen. So funktioniert es nicht.«
    »Das verdammte Spiel!«, rief Bobbie.
    »Genau«, fauchte Avasarala. »Ja, das verdammte Spiel. Meine Vorgesetzten haben mir befohlen, mich auf diese Reise zu begeben. Wenn ich jetzt ausbreche, bin ich draußen. Sie werden höflich sein und es eine plötzliche Erkrankung oder Erschöpfung nennen, aber sie werden mich damit wirkungsvoll davon abhalten, meine Arbeit zu erledigen. Ich werde in Sicherheit, aber machtlos sein. Solange ich vorgebe, das zu tun, was sie mir befehlen, kann ich weiterarbeiten. Ich bin immer noch die Stellvertretende Untergeneralsekretärin, ich habe Beziehungen und Einfluss. Wenn ich jetzt weglaufe, verliere ich das alles. Wenn ich es verliere, können mich die Wichser auch gleich erschießen.«
    »Aber …«, wandte Bobbie ein.
    »Aber«, fiel Avasarala ihr ins Wort. »Wenn ich weiterhin wirkungsvoll arbeite, werden sie nach Wegen suchen, mich zu isolieren. Unerklärliche Ausfälle der Kommunikation, etwas in dieser Art. Etwas, um mich aus dem Netzwerk auszuschließen. Wenn das geschieht, werde ich verlangen, dass der Kapitän die nächste Station ansteuert, um die Reparaturen vorzunehmen. Wenn ich richtigliege, wird er sich weigern.«
    »Ah«, machte Bobbie.
    »Oh«, sagte Cotyar einen Moment danach.
    »Ja«,

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