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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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möglich.
    »Na gut, Alex«, begann Holden. »Was haben wir?«
    »Das Gleiche wie vorher«, berichtete Alex. »Sechs Zerstörer beschleunigen wie der Teufel, um uns zu erwischen. Hinter ihnen ist ein ebenso großes Geschwader unterwegs, und vor uns entfernt sich eine Rennpinasse.«
    »Moment mal«, warf Prax ein, »sie entfernt sich von uns?«
    »Sie passt sich unserem Kurs an. Gewendet hat sie schon, und jetzt gibt sie Schub, um die Geschwindigkeit anzupassen.«
    Prax stellte sich mit geschlossenen Augen die Flugbahnen vor.
    »Dann haben wir sie fast erreicht?«, fragte er.
    »Beinahe«, erklärte Alex. »Noch achtzehn oder zwanzig Stunden.«
    »Worauf läuft das hinaus? Werden uns die Schiffe von der Erde einholen?«
    »Das werden sie bestimmt«, antwortete Alex, »aber nicht, ehe wir die Pinasse erreichen. Die Schiffe dürften noch etwa vier Tage brauchen.«
    Prax löffelte die Suppe. Sie schmeckte so gut, wie sie roch. In die Linsen waren dunkelgrüne Blätter gemischt. Er breitete eines mit dem Löffel aus, um es zu identifizieren. Vielleicht Spinat. Der Stiel sah nicht ganz richtig aus, aber immerhin war das Gemüse gekocht …
    »Wie können wir sicher sein, dass es keine Falle ist?«, fragte Amos.
    »Das können wir nicht«, gab Holden zu, »aber mir ist nicht klar, wie hier eine Falle funktionieren sollte.«
    »Möglicherweise wollen sie uns verhaften und nicht töten«, meinte Naomi. »Immerhin reden wir darüber, eine hochrangige Politikerin von der Erde hereinzulassen.«
    »Dann ist sie das, was sie zu sein behauptet?«, fragte Prax.
    »Sieht so aus«, antwortete Holden.
    Alex hob eine Hand.
    »Wenn es darum geht, mit einer kleinen Oma von den UN zu reden oder mir von sechs Zerstörern den Arsch aufreißen zu lassen, dann entscheide ich mich für Tee und Kekse.«
    »Es wäre jetzt sowieso zu spät, noch einen anderen Plan zu schmieden«, sagte Naomi. »Ich fühle mich nur nicht wohl dabei, dass ich die Erde vor der Erde rette.«
    »Große Gebilde sind nie monolithisch«, klärte Prax sie auf. »Innerhalb der Gürtler, der Marsianer oder der Erder gibt es mehr genetische Variationen als zwischen den Fraktionen. Die Evolution zeigt, dass es in großen Gruppen immer von der Norm abweichende Exemplare gibt. Bei Farnen ist es das Gleiche.«
    »Bei Farnen?«, staunte Naomi.
    »Farne können sehr aggressiv sein«, erklärte Prax.
    Ein leises Signal unterbrach sie: drei aufsteigende Töne, die an behutsam angeschlagene Glocken erinnerten.
    »So, dann macht euch bereit«, warnte Alex. »Noch fünfzehn Minuten.«
    Amos schlürfte laut, vor seinen Lippen schrumpfte der weiße Schlauch. Prax legte den Löffel weg und hob die Suppenschale an die Lippen, weil er keinen Tropfen vergeuden wollte. Holden folgte seinem Beispiel, dann sammelten sie die benutzten Schalen ein.
    »Falls noch jemand auf den Lokus muss, wäre dies ein guter Zeitpunkt«, sagte er. »Wir reden weiter …«
    »… in acht Stunden«, half Amos ihm.
    »In acht Stunden«, wiederholte Holden.
    Prax spürte die Enge jetzt schon in der Brust. Noch einmal die erdrückende Beschleunigung. Stunden auf der Liege, während die Injektionen seinen zusammenbrechenden Kreislauf stabilisierten. Es war die Hölle. Er stand auf, nickte den anderen zu und kehrte zu seiner Pritsche zurück. Das Knie fühlte sich viel besser an. Er hoffte, so werde es auch bleiben, bis er wieder aufstehen durfte. Die Zehnminutenwarnung ertönte. Er legte sich auf die Koje und versuchte, eine möglichst gute Position zu finden, dann wartete er. Und wartete.
    Schließlich rollte er sich herum und nahm das Handterminal. Sieben neue Nachrichten. Zwei unterstützten ihn, drei kamen von Menschen, die ihn hassten, eine war eine Fehlleitung, und die letzte war ein Auszug für das Spendenkonto. Er machte sich nicht die Mühe, sie zu lesen.
    Er schaltete die Kamera ein.
    »Nicola«, sagte er, »ich weiß nicht, was sie dir erzählt haben. Ich weiß nicht, ob du wirklich das glaubst, was du gesagt hast. Aber ich weiß, dass ich dich nie im Zorn angefasst habe, nicht einmal am Ende. Und wenn du wirklich Angst vor mir hattest, dann weiß ich den Grund nicht. Ich liebe Mei mehr als mein eigenes Leben und würde lieber sterben als zuzulassen, dass jemand ihr wehtut. Und jetzt glaubt das halbe Sonnensystem, ich hätte ihr etwas angetan …«
    Er hielt die Aufzeichnung an und begann noch einmal von vorn.
    »Nicola, ehrlich. Ich dachte nicht, dass zwischen uns noch solche Rechnungen offen sind.«
    Er

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