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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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erwiderte Holden. »Verzweifelte psychotische Menschen tun verzweifelte psychotische Dinge, wenn man sie bloßstellt. Ich weigere mich, ihnen Immunität gegenüber der Bloßstellung zu gewähren, nur weil ich Angst vor ihren Reaktionen habe. Wenn Sie das tun, übernehmen die verzweifelten Psychotiker das Kommando.«
    Sie lachte. Es klang überraschend warm.
    »Jeder, der versteht, was passiert, ist vermutlich verzweifelt und wahrscheinlich auch psychotisch. Mindestens dissoziativ. Lassen Sie es mich so erklären«, sagte Avasarala. »Sie erzählen es allen, und natürlich lösen Sie eine Reaktion aus. In ein paar Wochen oder Monaten oder Jahren wird sich alles klären. Aber wenn Sie es den richtigen Leuten sagen, können wir es sofort klären.«
    Amos und Prax betraten zusammen die Messe. Amos hatte die große Thermoskanne in der Hand und marschierte direkt zur Kaffeemaschine. Prax folgte ihm und nahm sich einen Pott. Avasarala kniff die Augen zusammen. »Vielleicht retten wir damit sogar das kleine Mädchen.«
    »Mei?«, sagte Prax sofort, stellte den Becher weg und drehte sich um.
    Oh, das war billig, dachte Holden. Sogar für eine Politikerin.
    »Ja, Mei«, bestätigte Avasarala. »Darum geht es doch, Jim. Oder? Es ist kein persönlicher Kreuzzug, sondern Sie wollen ein kleines Mädchen vor sehr bösen Menschen retten.«
    »Erklären Sie mir …«, setzte Holden an, doch Avasarala redete bereits weiter, als hätte er nichts gesagt.
    »Die UN verhalten sich nicht wie ein einzelnes Wesen. Man kann sie auch nicht mit einer Firma vergleichen. Es gibt tausend kleine, eifersüchtige Fraktionen, die sich gegenseitig bekämpfen. Im Augenblick hat die andere Seite die Oberhand, aber das ist nur vorübergehend so. Es ist immer vorübergehend. Ich kenne Leute, die gegen Nguyen und seine Gruppe vorgehen können. Sie können ihm die Unterstützung entziehen, ihm die Schiffe wegnehmen, ihn sogar zurückrufen und vor ein Kriegsgericht stellen, sofern sie genug Zeit haben. Aber das alles können sie nicht tun, während wir einen heißen Krieg mit dem Mars führen. Und wenn Sie alles, was Sie wissen, weit verbreiten, hat der Mars keine Zeit mehr, abzuwarten und alle Details zu durchdenken. Ihnen bleibt dann nichts anderes übrig, als präventiv gegen Nguyens Flotte, gegen Io und gegen das, was von Ganymed noch übrig ist, loszuschlagen. Gegen alles.«
    »Io?«, sagte Prax. »Aber Mei …«
    »Also soll ich alle Informationen an Ihre kleine Verschwörergruppe auf der Erde weiterleiten, obwohl der Hauptgrund für dieses Problem die Tatsache ist, dass es kleine politische Verschwörungen auf der Erde gibt.«
    »Ja«, bestätigte Avasarala. »Und ich bin die einzige Hoffnung, die sie hat. Sie müssen mir vertrauen.«
    »Ich traue Ihnen nicht. Kein bisschen. Ich glaube vielmehr, Sie sind ein Teil des Problems. Ich glaube, Sie sehen hier nur politische Manöver und Machtkämpfe, und ich glaube, Sie wollen vor allem gewinnen. Daher nein, ich traue Ihnen überhaupt nicht.«
    »Äh, Käpt’n?« Amos schraubte langsam den Deckel der Thermoskanne zu. »Vergisst du nicht was?«
    »Was denn, Amos? Was vergesse ich?«
    »Wollten wir nicht über solche Sachen abstimmen?«
    »Nun schmoll nicht so.« Naomi hatte sich auf der Druckliege vor dem Hauptsteuerpult des Operationsdecks ausgestreckt. Holden saß auf der anderen Seite an der Kommunikation. Er hatte gerade Avasaralas Datei an die beiden UN-Admiräle geschickt. Es juckte ihn in allen Fingern, noch eine breit gestreute Sendung hinterherzujagen. Doch die Crew hatte über das Thema diskutiert, und Avasarala hatte gewonnen. Die ganze Abstimmung war ihm wie eine gute Idee erschienen, als sie darüber gesprochen hatten. Nachdem er die erste Abstimmung verloren hatte, war er nicht mehr so begeistert. In zwei Tagen würden sie alle sterben, also würde sich das vermutlich wenigstens nicht wiederholen.
    »Wenn Avasaralas Lieblingsoffiziere mit den Daten, die wir ihnen geschickt haben, überhaupt nichts tun wollen, kommen wir um, und alles war umsonst.«
    »Fürchtest du, sie werden die ganze Sache vertuschen?«, fragte Naomi.
    »Das weiß ich nicht, und das ist das Problem. Ich weiß nicht, was sie tun werden. Wir kennen diese UN-Politikerin erst seit zwei Tagen, und schon kommandiert sie das Schiff.«
    »Dann schick die Daten doch noch an jemand anders«, schlug Naomi vor. »An jemanden, bei dem du darauf vertrauen kannst, dass er es für sich behält, der aber Alarm schlagen kann, falls sich

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